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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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Worten.
    »Versucht es«, befahl Mercor streng, doch dann beugte er sich über das Mädchen und ließ sanft seinen Atem über Sylve streichen. Es war nur eine schwache Brise, aber Sylve geriet ins Schwanken. Alise war über die plötzliche Änderung in der Haltung des Mädchens erstaunt. Und beunruhigt. Eben war Sylve noch ein kopfloses Kind gewesen, und im nächsten Moment war sie eine ruhige Frau. Sie richtete sich auf, sah zu ihrem Drachen auf und lächelte ihn an.
    »Das werden wir tun.« Sie sah zu Alise und sagte: »Als Erstes werden wir mit unseren Schilfbüscheln so viel Schlamm wie möglich wegbürsten. Heeby, du musst sie so festhalten, damit sie auf dem Rücken liegen bleibt. Das wird ihr nicht gefallen, aber ich glaube, wir müssen erst den Schlamm beseitigen, bevor wir ihre Wunden versorgen können.«
    »Das klingt vernünftig«, pflichtete ihr Alise bei und fragte sich, woher diese neue Haltung kam. War Sylve wirklich so, wenn sie nicht von Zweifeln geplagt wurde, oder hatte ihr Mercor diese Entschlossenheit einfach übergestülpt? Alise griff zu ihrem Schilfschrubber und wandte sich einer frischen Stelle zu. Dabei näherte sie sich dem Drachen behutsam. So klein und schwach die Kupferne auch sein mochte, würde sie ein Tritt ihrer sachte rudernden Beine doch umwerfen. Und wenn die Drachin sich wehren und auf einen Hüter wälzen würde, ginge es nicht ohne schwere Verletzungen ab.
    Thymara blieb stehen und starrte Alise an. Kurz meinte sie, nicht mehr die Frau aus Bingtown vor sich zu haben. Sie bürstete den Bauch des Kupferdrachen, ohne sich um den Schmutz und Schlamm zu scheren, die auf ihre Hose und die Stiefel herabrieselten. Auch auf ihrem Gesicht setzte sich Staub ab, und ihre Bluse war bis zum Ellbogen hinauf verschmiert. Selbst auf ihren blassen Wimpern hatte sich Staub abgelagert. Aber im Gesicht stand ihr Entschlossenheit und beinahe Genugtuung über ihre Aufgabe. Wann hatte sich die elegante, makellos gekleidete Frau aus Bingtown mit ihren guten Manieren nur so verwandelt? Widerwillig regte sich in Thymara Bewunderung.
    Mit gesenktem Kopf stemmte sich Heeby gegen die Kupferdrachin und hielt sie in ihrer unbeholfenen Rückenlage. An ihrer Schulter stand Rapskal, tätschelte sie stolz und lobte sie. Über der ganzen Gruppe schwebte Mercors Kopf, während Sylve offenbar das Sagen hatte. Thymara hatte den Eindruck, als ob sich auch das Mädchen verändert hätte, auch wenn sie nicht sagen konnte, an was sie das festmachen sollte.
    Sie tat zwei Schritte auf den Drachen zu, und ihr wurde übel. Der Bauch war mit Schlangen gespickt, von denen nur noch kurze Stummel herausschauten. Thymara schluckte. Die sich windenden Parasiten, die aus Sintara herausgezogen wurden, waren ein furchtbarer Anblick gewesen. Dabei hatte sich die Schlange noch nicht weit in den Körper der Drachin hineingebohrt. Nachdem Leftrin die Wunde mit dem streng riechenden Terebenöl eingeschmiert hatte, war die Schlange eine Weile erschlafft und hatte dann plötzlich angefangen, heftig zu zucken. Sintara hatte gequält aufgeschrien. Hastig war Thymara dazugetreten und hatte die zappelnde Schlange ergriffen. »Halte sie fest. Ich schmiere noch mehr Öl darauf!«, hatte Leftrin ihr eingeschärft.
    Beim zweiten Anstrich war die Schlange in Raserei verfallen. Sie begann, sich aus dem Drachenleib herauszuwinden, und während ihr blutiger Körper allmählich herausglitt, hielt ihn Thymara die ganze Zeit fest, damit das Biest nicht erneut hineinkroch. Dabei hatte sie Mühe, das glitschige, zuckende Tier festzuhalten. Lauthals hatte Sintara die Welt wissen lassen, welche Schmerzen sie litt, und die anderen Drachen und Hüter hatten sich nach und nach um sie versammelt. Als schließlich der Kopf der Schlange herausgekommen war, hatte die Kreatur peitschend um sich geschlagen und versucht, sie anzugreifen. Blut war Thymara ins Gesicht gespritzt. Sie hatte gekreischt und die Schlange zu Boden geschleudert. Doch Tats hatte mit einem Beil bereitgestanden, weshalb das Tier nicht weit gekommen war. Thymara war ganz benommen gewesen und hatte gezittert, da sie die Schmerzen ihrer Drachin teilte. Mit ihrem Ärmel hatte sie sich übers Gesicht gewischt, das dicke Blut dabei aber lediglich verschmiert. Es hatte nach Drache gerochen und geschmeckt, und selbst jetzt noch, nachdem sie es abgewaschen hatte, klebte ihr der Geruch in der Nase und am Gaumen, und sie wurde ihn nicht los. Danach hatte Leftrin die Wunde mit Rum ausgespült und mit Teer
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