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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song
Autoren: Antje Babendererde
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sie die Küche mit einer modernen Küchenzeile, einer Abzugshaube über dem Herd und einem Geschirrspüler. An Haken über der Arbeitsplatte hingen sauber geschrubbte Töpfe, denen man den häufigen Gebrauch ansah. Auf dem Herd grummelte ein Teekessel vor sich hin.
    Sie fand Greg, wie er vor dem Kamin im offenen Wohnraum kniete und Treibholzstücke auf die Flammen schichtete. Das Feuer prasselte und der herbe Duft von Zedernholz und Meer breitete sich aus. Die Flammen auf den ausgeblichenen Holzstücken züngelten bläulich.
    Dieser Mann konnte wirklich Gedanken lesen. Ein Kaminfeuer war genau das, was sie jetzt brauchte. Greg stützte seine Hände auf die Oberschenkel und erhob sich. Als sein Blick auf Hanna fiel, umspielte ein Lächeln seine Lippen. »Der Bademantel steht Ihnen.«
    Hanna wurde rot, was ihn noch mehr zu amüsieren schien. Greg hatte sich umgezogen, er trug saubere Jeans und ein langärmeliges schwarzes Baumwollhemd mit dem Aufdruck eines alten Fotos, das eine Gruppe Indianer mit Gewehren zeigte. Darunter stand »Homeland Security«.
    »Setzen Sie sich ans Feuer, ich bringe Ihnen einen heißen Tee«, sagte er.
    Hanna kauerte sich in einem der beiden Ledersessel zusammen, die direkt vor dem Kamin standen, sodass die Wärme des Feuers ihren Körper bestrahlte und ihre Haare trocknen würde.
    Greg verschwand in der Küche und kam mit zwei großen Keramikbechern zurück, die mit Motiven der Nordwestküste bedruckt waren. »Hier«, sagte er und reichte Hanna einen Becher. »Der Tee wird Sie von innen wärmen.«
    »Danke.« Hanna legte ihre Hände um den Becher und ließ den Tee ein wenig abkühlen, bevor sie ihn kostete. Er schmeckte nach Brombeerblättern und Greg hatte ihn mit Honig gesüßt, was sie rührend fand.
    »Besser?« Er setzte sich auf die Lehne des anderen Sessels und trank einen Schluck aus seiner Tasse. Seine Haare waren fast trocken und fielen ihm in Strähnen auf die Schultern. Er sah gut aus, aber das sollte sie nicht denken – nicht in dieser absurden Situation.
    »Ja, mir geht es bestens.« Hanna nippte von ihrem Tee und genoss die heiße Süße. »Sie haben mir das Leben gerettet, Greg. Ich bin Ihnen unendlich dankbar.«
    Auch dafür, dass Sie mich nicht zum Nachtisch verspeist haben.
    Greg winkte ab. »Ich muss mich bei Ihnen bedanken. Wenn Sie nicht so mutig gesprungen wären, hätte ich eine Menge Scherereien gehabt.«
    »Scherereien haben Sie trotzdem mit mir«, meinte Hanna zerknirscht. »Tut mir leid, dass ich nicht gleich auf Sie gehört habe. Ich hatte furchtbare Angst und konnte nicht glauben, dass es funktionieren würde.« In Wahrheit konnte Hanna es immer noch nicht fassen, dass sie den Sprung völlig unbeschadet überlebt hatte.
    »Sie haben keinen Laut von sich gegeben, als Sie gefallen sind«, sagte Greg und musterte sie eindringlich.
    Sie hielt seinem Blick stand. »Ich habe versucht, die Luft anzuhalten. Aber unter Wasser hatte ich auf einmal keine mehr.«
    »Das war der Schock«, sagte er.
    Hanna hatte ihren Tee ausgetrunken und Greg fragte, ob sie noch einen zweiten Becher wollte.
    »Gerne.« Sie lächelte ihn an. »Er wärmt tatsächlich von innen.«
    Greg nahm ihren Becher und ging in die Küche. Hanna ließ ihren Blick durch den spärlich eingerichteten Raum gleiten. Die Wände waren in Holz belassen worden und auch der Boden bestand aus einfachen Dielen. Zwei breite Holzpfeiler stützten den Dachaufbau. Sie waren mit Schnitzereien verziert, aber nicht bemalt, genauso wie der Pfahl draußen vor dem Haus.
    Der Kamin nahm viel Platz ein und prall gefüllte Bücherregale bedeckten die gegenüberliegende Seite. Die dritte Wand wurde fast vollständig von dem Panoramafenster eingenommen, das man nicht sah, wenn man direkt vor dem Haus stand. Die dicke Scheibe war mindestens vier Meter breit und drei Meter hoch. Auf den Dielen davor lag ein auffallend schöner Webteppich, ungeheuer dick und in Pastellfarben gemustert. Es war eine Navajoarbeit aus Arizona, ein besonders wertvolles Stück, wie Hanna zu erkennen glaubte.
    Ihr Blick schweifte über die Einrichtung, den niedrigen Tisch, einen großen LCD-Fernseher, die Stereoanlage. Ein paar CDs lagen daneben auf dem Boden. Bob Dylan, die Rolling Stones, John Trudell, Led Zeppelin.
    Greg kam zurück und reichte Hanna den dampfenden Teebecher. Sie nahm ihn entgegen und bedankte sich.
    »Wohnen Sie ganz allein hier?« Hanna sah aus dem Fenster aufs Meer hinaus. Der Wind hatte aufgefrischt und auf der Brandung trieben
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