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Ragnarök

Ragnarök

Titel: Ragnarök
Autoren: Nathan Archer
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gründliche und umfassende Ausbildung hinter sich, war aber noch unerfahren und auch ein wenig naiv. Sein rundes, asiatisches Gesicht war offen, seine Miene leicht zu lesen; er hatte noch nicht gelernt, seine Gedanken und Empfindungen zu verbergen. Kim beherrschte seinen
    Aufgabenbereich und kannte die damit verbundenen Pflichten, war aber noch nicht so weit, die Wünsche seines Captains vorauszuahnen und eigenständig zu handeln, ohne auf einen entsprechenden Befehl zu warten. Wenn er erst einmal gelernt hatte, auf eigene Initiative hin tätig zu werden, würde er einen wirklich erstklassigen Funktions- und Kommunikationsoffizier abgeben.
    Es war ein geradezu erstaunliches Pech, daß bereits seine erste Mission derart katastrophal verlaufen war, dachte Janeway. Seine auf der Erde lebenden Eltern hatten den Schock vermutlich noch gar nicht verwunden, daß ihr ganzer Stolz so plötzlich und spurlos verschwunden war.
    »Fähnrich Kim«, sagte Janeway, »ich möchte, daß Sie die Aufzeichnungen der Schiffssensoren überprüfen. Finden Sie alles nur Erdenkliche über diesen Strahl heraus – seine Wellenform und sein Energiemuster, woher er kommt, ob er uns, falls überhaupt, beeinflußt hat – kurz gesagt alle Informationen, die uns der Computer liefern kann. Ich möchte wissen, inwiefern er dem Tetryonenstrahl ähnelt, den der Beschützer verwendet hat, um uns zu scannen.«
    »Jawohl, Captain«, antwortete Kim und machte sich sogleich an die Arbeit.
    »Glauben Sie, der Strahl, der uns überprüft hat, stammt von der Gefährtin des Beschützers?« fragte Tom Paris von seinem Platz am vorderen Kontrollpult aus, einer langen, geschwungenen Konsole, die das Kommandodeck von den tiefergelegenen
    Ebenen der Brücke trennte.
    Das war nicht unbedingt eine Frage, wie sie der Offizier am Steuer stellen sollte – doch andererseits war Tom Paris auch nicht der Offizier, der die Steuerung bedienen sollte. Lieutenant Stadi, die reguläre Pilotin und Navigatorin der Voyager, war während des unerwarteten und plötzlichen Transits aus dem Alpha-Quadranten ums Leben gekommen, und so war Paris, ein
    ehemaliger Renegat, der sich als Beobachter an Bord des Schiffes befand, abkommandiert worden, um ihre Stelle zu besetzen.
    Paris war der Sohn eines Admirals, und niemand hatte ihm je gestattet, diese Tatsache zu vergessen – nicht einmal er selbst.
    Janeway war sicher, daß nur das verzweifelte Bemühen, dem hohen Familienstandard zu entsprechen, Paris dazu verführt hatte, seine Berichte zu fälschen – ebenso wie es ihn später gezwungen hatte, die Fälschung einzugestehen, ein Geständnis, das zu seiner unehrenhaften Entlassung aus Starfleet geführt hatte.
    Wahrscheinlich hatte er geglaubt, nichts mehr zu verlieren zu haben, als er sich dem Maquis als Söldner anschloß. Janeway vermutete allerdings, daß seine Gefangennahme und der
    anschließende Aufenthalt in einem neuseeländischen Gefängnis ihn eines Besseren belehrt hatten.
    Vielleicht gehörte Tom Paris ja auch zu der Sorte von
    Menschen, die erst ganz unten landen mußte, bevor sie den Mut und die Kraft zu einem neuen Anfang fand. Und falls das zutraf, hatte er die Kraft zu diesem Neustart wohl in jenem
    Gefangenenlager gefunden, dachte Janeway. In dem Lager hatten zwar zumindest in physischer Hinsicht keine allzu harten Bedingungen geherrscht, doch für den Sohn eines Admirals, der es immer als seine natürliche Bestimmung erachtet hatte, eines Tages ein eigenes Kommando zu übernehmen, mußte der
    Aufenthalt dort niederschmetternd gewesen sein, insbesondere angesichts der Erkenntnis, daß er es nach den in seiner Familie herrschenden Maßstäben durchaus verdient hatte, dort zu landen.
    Doch jetzt befand er sich wieder auf dem richtigen Weg, dessen war sich Janeway ganz sicher. Seit dem Moment, als der
    Beschützer die Voyager entführt hatte, hatte Paris sich voll und ganz für den Captain und das Schiff eingesetzt.
    Allerdings war Janeway der Ansicht, daß seine Manieren noch immer zu wünschen ließen. Seiner Frage, so berechtigt sie auch erscheinen mochte, haftete dennoch ein Hauch von Impertinenz an.
    Aber es war eine gute Frage: Ging der Tetryonenstrahl auf die verschollene Begleiterin des Beschützers zurück?
    Jenes Wesen, das die Voyager vom jenseitigen Ende der Galaxis hierher gezerrt hatte, war der Beschützer genannt worden, weil es sich selbst der Aufgabe gewidmet hatte, die Rasse der Ocampa zu schützen und zu versorgen – Kes’ Rasse. Das Wesen hatte eine
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