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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen
Autoren: Maya Shepherd
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Sandkorn hinein geflogen.
    „Pass bitte auf Iris auf“, sage ich mit brechender Stimme zu Finn, weil mir nichts Besseres einfällt. Er nickt und schaut mich nicht an. Ich kann nicht glauben, dass es das jetzt wirklich gewesen sein soll. Jede andere Verabschiedung war herzlicher. Warum ist er nur so? Ich verstehe es einfach nicht. Unsicher setze ich einen Fuß vor den anderen und erklimme den Hügel. Ich spüre Finn hinter mir. Er rührt sich nicht. Wie zu einer Salzsäule erstarrt, steht er einfach nur mit bebendem Körper auf der Stelle. Er hebt weder den Kopf, noch dreht er sich um.
    „Finn?“ Keine Reaktion. „Pass auf dich auf.“
    Ich glaube zu sehen , wie ein Ruck durch seinen Körper geht, doch mehr passiert nicht. Also laufe ich tapfer weiter. Vielleicht ist es so leichter für ihn. Ich will es ihm nicht schwerer machen als nötig, auch wenn ich dadurch umso mehr leide. Ich hätte mir eine Umarmung gewünscht oder wenigstens ein paar nette Worte. Er hatte doch sogar schon von unserer gemeinsamen Zukunft gesprochen. Waren das nur leere Worte? Haben sie ihm nichts bedeutet?
    „Cleo?“
    Hoffnungsvoll fahre ich herum. Er starrt auf den Boden. „Ich bin nicht länger ein Wanderer.“
    Mit fragendem Blick gehe ich auf ihn zu, doch in diesem Moment hebt er den Kopf und ich sehe seine Tränen im Mondlicht glitzern. Mein Herz zieht sich zusammen.
    „Ich war zu dumm , um zu erkennen, dass du es warst , nach der ich die ganze Zeit gesucht habe. Und jetzt , wo ich dich gefunden habe, will ich dich nicht mehr ziehen lassen.“
    Wie Magnete, die voneinander angezogen werden, eilen wir auf einander zu. Auch wenn ich es bin, die sich in seine Arme fallen lässt, spüre ich , wie er sich an mir festklammert. Sein ganzer Körper zittert, während seine Tränen sich mit meinen vermischen. „Komm wieder. Bitte, bitte komm wieder“, fleht er mir ins Ohr und ich kann nur nicken. Das ist der Abschied, den ich mir so sehr gewünscht habe. Auch wenn es weh tut.
    Wir lösen uns voneinander und schauen uns ein letztes Mal in die Augen. Ich werde den Sturm in seinem Blick nie vergessen: wild und ungezähmt wie das Meer.
    „Vergiss mich nicht“, bitte ich ihn, worauf er sofort energisch den Kopf schüttelt. „Niemals.“
    Schweren Herzens drehe ich mich um und bin bereit , zu gehen. Das waren die Worte, die ich gebraucht habe. Jetzt fühle ich mich stark genug, um mich der Legion entgegen zu stellen. Ich werde kämpfen. Ich werde für Finn und unsere Liebe kämpfen.
    Plötzlich rutscht der Sand unter meinen Füßen weg und Finn steht direkt hinter mir. Er dreht mich an meinen Oberarmen zu sich herum. Er wirkt entschlossen.
    „Vielleicht kannst du deine Gefühle zurückhalten, aber ich kann es nicht und ich will es auch nicht.“
    Er presst seine Lippen auf meine. Sie sind weich und hart zugleich. Ich schmecke das süße Aroma von Zimt, das sich mit dem Salz seiner Tränen vermischt. Ich rieche selbst in der Nacht noch die Sonne auf seiner Haut. Die Wellen seiner Haare legen sich wie Fächer um mein Gesicht. In meinem Inneren löst sich eine Explosion. Ich möchte weinen, schreien und lachen zugleich.
    Der Kuss ist so flüchtig und so schnell vorbei, doch er lässt mich atemlos zurück. Finn geht. Nein, er rennt. Er rennt in die Wüste. Dreht sich nicht mehr um. Das braucht er auch nicht. Jetzt weiß ich alles, was ich wissen muss. Meine Fingerspitzen tasten über meine Lippen, auf denen nur Sekunden zuvor die seinen waren. Ich schließe die Augen und spüre seinen Kuss erneut. Es funktioniert.

    Erst als ich Finn und seine Taschenlampe nicht mehr sehen kann, wende ich mich erneut der Legion zu. Dieses Mal renne ich, genau wie Finn. Wenn man rennt, ist die Chance umzukehren geringer. Nichts kann einen aufhalten.
    Ich stolpere praktisch den Hügel hinab und bin der großen, leuchtenden Kugel näher als je zuvor. Wir haben nie darüber gesprochen , wo genau ich dann hingehen soll oder wie ich in das Innere gelange. Wir gingen immer davon aus, dass Wachen die Legion sichern würden. Doch von Wachen ist hier nichts zu sehen. Lediglich die großen Jeeps und Flugzeuge stehen um das Gebäude herum verteilt. Ich renne um die Kugel herum, hoffe , einen Eingang zu entdecken. Doch es ist aussichtslos. Es gibt keine Tür , an die man klopfen oder einen Vorhang , durch den man einfach eintreten könnte. Als ich die Legion einmal umrundet habe, beginne ich zu schreien: „Hilfe!“
    Meine Stimme hallt durch die Dunkelheit. Sie fühlt
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