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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen
Autoren: Maya Shepherd
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komme ich her. Dort weiß ich , wie alles funktioniert. Es gibt nichts , das ich falsch machen könnte, solange ich genau das tue, was von mir verlangt wird. Aber genau da liegt das Problem. Die Rebellen verlangen genau das Gegenteil von dem, was die Legionsführer von mir erwarten. Ich muss mich entscheiden. Ich kann nicht auf beiden Seiten kämpfen, obwohl ich doch irgendwie zu beiden gehöre. Aber vielleicht ist jeder Gedanke daran unnötig. Vielleicht lässt mich die Legion gar nicht zurück. Vielleicht erschießen sie mich, sobald sie mich sehen. Oder sie nehmen mich zurück und löschen alle meine Erinnerungen. Die Zeit bei den Rebellen wird dann nur noch ein großes schwarzes Loch sein. Ich bin sicher, dass die Legion so etwas tun könnte, aber manchmal müssen ihnen Fehler unterlaufen, denn Zoe hat die Rebellen auch nicht vergessen. Sie ist mein einziger Lichtblick. Zu wissen, dass sie da sein wird und wir unser Geheimnis teilen können, lässt mich aufatmen. Es fällt mir schwer , mich an ihr Gesicht zu erinnern, aber ich hoffe, dass ich Finn in ihr sehen werde.
    Ein Räuspern von dem Zimmereingang lässt mich aufschrecken. Florances schmaler Körper zeichnet sich vor dem rosafarbenen Vorhang ab. Als sie den Kopf hinter dem Vorhang hervorstreckt, krampft sich mein Herz zusammen. Dunkle Schatten liegen unter ihren rot geäderten Augen. Ihre Nasenspitze ist ganz wund von den vielen Tränen und dem Schnäuzen in Taschentücher. Sogar ihr sonst so strahlendes Haar wirkt stumpf und matt. Sie hat es sich locker zurückgebunden, dadurch werden ihre schmalen Schultern noch mehr betont. Sie trägt ein schwarzes , enganliegendes Kleid und trotz ihrer Trauer sieht sie beneidenswert gut aus.
    Mit ihrer linken Hand streicht sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Hast du gut geschlafen?“
    Ich schüttele den Kopf und blicke ihr mitleidig entgegen. Gerne würde ich ihr irgendetwas sagen, das es besser macht. Etwas, das ihr einen Teil des Schmerzes nimmt. Etwas, das es leichter zu ertragen macht.
    Sie zuckt mit den Schultern. „Doofe Frage, ich weiß.“ Vorsichtig lässt sie sich neben mich sinken und schmiegt ihren Kopf an meine Schulter. Nach wie vor ist mir so viel Nähe oft noch fremd.
    „Wenn es hart kommt, dann aber so richtig. Erst Jep und jetzt auch noch du. Wie soll ich das nur ertragen?“
    „Ich bin ja nicht tot“, entgegne ich ihr und fürchte sofort , genau das Falsche gesagt zu haben. Sie hebt den Kopf und blinzelt mir nachdenklich entgegen. Dann streicht sie mir traurig über den Kopf und meine Wange. „Nein, das bist du nicht. Natürlich nicht. Wir werden uns wiedersehen. Ganz bestimmt!“
    An ihrer Stimme merke ich erst , wie schlecht es ihr wirklich geht. Florance war immer die fröhlichste Person, stets optimistisch. Sie so reden zu hören, lässt mich erneut vor Angst zittern. Es hört sich so an, als würde sie selbst nicht einmal mehr daran glauben.
    „Eigentlich wollten wir heute Abend ein großes Fest veranstalten. Sozusagen dein Abschiedsfest. Jetzt nachdem…“ Sie holt tief Luft. „ … Jep tot ist, wollten wir es erst absagen. Aber ich denke , das wäre falsch. Es ist nicht deine Schuld.“
    Schnell greife ich nach ihrer kalten Hand. „Nein, das ist okay. Ihr braucht kein Fest zu machen, wenn euch nicht danach ist. Ich brauche das nicht.“
    „Wir würden es bereuen, wenn wir es nicht täten. Jep würde uns allen in den Hintern treten, wenn er es wüsste. Er wäre der Erste gewesen, der ein Fest gemacht hätte. Würde er sehen , wie ich heule, würde er mich auslachen. Rudolph würde er mich nennen…“ Sie deutet auf ihre rote Nase, ohne das ich verstehe, was sie damit meint.
    „Die Jungs kümmern sich schon um das Fleisch und den ganzen Kram, sodass wir dich nur noch hübscher machen müssen, als du ohnehin schon bist.“ Dabei lächelt sie mich sogar an, was ich ihr wirklich hoch anrechne. Florance steht von der Matratze auf und reicht mir ihre Hand, die ich gerne annehme.
    „Ein letztes Bad wird dir gut tun. Glaub mir, du wirst es in der Sicherheitszone vermissen. Die Dampfduschen sind eine Qual dagegen.“

    Als ich mich das erste Mal in den Höhlen in einem Spiegel gesehen habe, war ich so geschockt, dass ich von da an den Blick gemieden habe. Meine Lippen waren gerissen und bestanden aus vielen kleinen , blutigen Fetzen. Meine Augen waren fleckig, da das Lichtblau der Legion von einem dunklen Braunton abgelöst wurde, der mich an Dreck erinnerte. Dazu noch meine
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