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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen
Autoren: Maya Shepherd
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ihm entgegen. „Iris ist erst zehn Jahre alt. Sie kann ihre Gefühle nicht zurückhalten und sollte es auch nicht. Genau dadurch wird sie sich verraten. Sie ist zu ehrlich, um der Legion etwas vorspielen zu können.“
    „Kannst du denn deine Gefühle zurückhalten?“
    „Ich halte mein ganzes Leben lang schon Gefühle und Gedanken zurück. Mehr Erfahrung kann man kaum haben. Iris hat ihr Leben noch vor sich. Sie soll gar nicht erst so werden wie ich. Die Sicherheitszone ist kein Ort für Kinder.“
    „Iris könnte stolz auf sich sein, wenn sie so würde wie du. Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest. Du hast nichts falsch gemacht“, beteuert Finn und schenkt mir dabei einen Blick, der meine Knie weich werden lässt. Ich komme mit seinen Komplimenten einfach nicht zurecht. Auf der einen Seite freue ich mich über sie, aber auf der anderen Seite fürchte ich mich davor. Ich weiß nie, was ich auf sie erwidern oder wie ich sie deuten soll.
    „Also versprichst du mir, auf sie aufzupassen?“
    „Ja, aber nur wenn du mir dafür auch etwas versprichst.“
    Misstrauisch lege ich meine Stirn in Falten. Was könnte Finn von mir wollen? „Das hört sich nach einem fairen Deal an. Was ist es?“
    Er atmet einmal tief ein und aus. Mit seiner freien Hand fährt er sich durch das Haar. Eine Geste, die ich nun schon öfters bei ihm beobachtet habe, wenn er nervös ist. „Versprich mir, dass du mich und unsere gemeinsame Zeit nicht vergisst und wir uns wiedersehen werden.“
    „Ich könnte dich niemals vergessen.“ Wie sollte man Finn auch je vergessen können? Er ist der beeindruckendste Mensch, den ich je getroffen habe. Niemand sonst ist so voller Stimmungen und Gefühle und das im ständigen Wechsel. Während er in dem einen Moment noch schreit und mit Stühlen um sich schmeißt, schließt er einen im nächsten Moment bereits tröstend in die Arme. Er hat mich sowohl zu hassen als auch zu lieben gelehrt. Er hat mich die Welt aus seinen Augen sehen lassen. Er hat mich zu der gemacht, die ich heute bin.
    Er lässt meine Hand los und legt seinen Arm um meine Schulter.
    „Wenn du wiederkommst und wir die Legion besiegt haben, dann fängt unser Leben erst richtig an.“ Er zwinkert mir schelmisch zu, wie ich es sonst nur von Jep und Pep gekannt habe.
    „Ich weiß gar nicht, was das heißt“, gestehe ich ihm. Ich kenne kein anderes Leben und weiß nicht mal, wie eins aussehen könnte oder was für ein Leben ich mir wünschen würde. Es gibt für mich nur die Vergangenheit und den Moment, aber über eine Zukunft habe ich mir nie Gedanken gemacht. In der Sicherheitszone war das nie nötig, da die Zukunft von den Legionsführern vorherbestimmt war. Nichts war ungewiss oder voller Chancen und Möglichkeiten. Es gab weder eine Wahl noch Hoffnung.
    „Wir werden ein Haus bauen. Nicht wie die Höhlen, sondern ein richtiges Haus mit Türen und Fenstern. In unserem Garten pflanzen wir Apfelbäume. Aus den Äpfeln backen wir im Herbst die besten Kuchen der ganzen Umgebung und laden alle zum Essen ein. Die Kinder werden im Laub spielen und im Winter Engel in den Schnee malen. Wir werden alt werden und unsere Gesichter werden mehr Falten haben, als man zählen kann, weil wir in unserem Leben so viel gelacht haben.“
    Finn strahlt bei der Vorstellung über das ganze Gesicht. Für mich hört sich das alles nach einer schönen Geschichte an. So eine Geschichte, wie man sie auf der alten Erde den Kindern vor dem Einschlafen erzählt hat. Ein Märchen, aber nicht die Realität. Es ist egal, wie sehr ich mir auch wünsche, dass es wahr werden wird, denn noch liegt diese goldene Zeit in weiter, scheinbar unerreichbarer Ferne. Doch für den Moment glaube ich daran, und wenn es auch nur ist, um Finn glücklich zu machen.
    „Da gibt es aber ein Problem“, werfe ich in gespieltem Ernst ein.
    „Und was?“ Ich sehe bereits das ärgerliche Funkeln in seinen Augen und weiß, dass er in seinen Träumereien auf keinen Fall gestört werden will.
    „Ich kann nicht backen“, grinse ich und ernte dafür schallendes Gelächter von ihm. Er kneift mich in die Seite, sodass ich ebenfalls zu lachen beginne und mich kreischend in seinen Armen winde.
    „Dann lernst du es eben. Zusammen können wir alles schaffen.“

Ich habe die halbe Nacht kaum ein Auge zubekommen. Durch meinen Kopf rasen die Gedanken , als würden sie Wettrennen spielen. Ich versuche mir zu sagen, dass es nicht schlimm ist , zurück in die Sicherheitszone zu gehen . Dort
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