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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten
Autoren: Frida Mey
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Stimme klang indigniert.
    »Worum geht es denn eigentlich?«, erkundigte sich Alex.
    »Lydia macht eine Kreuzfahrt und braucht jemanden, der sich um Amadeus kümmert«, erklärte Hubert.
    »Und an wen soll ich mich denn wenden, wenn nicht an mein eigen Fleisch und Blut?« Lydia hatte wieder auf Theatralik umgeschaltet und umklammerte Huberts Hand.
    Alex konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Da sie immer noch großzügig aufgelegt war und es offenbar nur ums Hundesitten ging, sagte sie betont fröhlich: »Für ein oder zwei Wochen können wir Amadeus schon nehmen. Das ist kein Problem.«
    Lydia zog die Augenbrauen hoch, sah Alex jedoch nicht an.
    »Hubertus, versprich mir, dass du dich persönlich um mein Schatzilein kümmerst. Sonst habe ich keine ruhige Minute«, sagte sie, hievte den Mops auf ihren Schoß und drückte ihn an sich.
    »Mach dir nur keine Sorgen, Tantchen. Wir regeln das schon. Zweimal die Woche kommt sowieso Thea zum Saubermachen, an den anderen Tagen nehme ich Amadeus mit in die Uni. Da kann er es sich in meinem Büro gemütlichmachen. Und ein Spaziergang zwischendurch schadet mir auch nicht.«
    Lydia strahlte ihren Neffen an, dann erhob sie sich.
    »Ich wusste ja, dass ich mich auf dich verlassen kann. Ich zeig dir noch schnell die wichtigsten Sachen, dann muss ich los. Meine Koffer werden gleich abgeholt.«
    Nachdem Hubert alles hereingeschleppt hatte, öffnete Lydia die Reisetasche und entnahm ihr eine riesige Tüte Pralinen, bei deren Anblick Amadeus sofort zu sabbern begann. Sie holte eine heraus und fütterte den Mops damit.
    »Das sind die Schokotrüffel aus der Confisérie Beer. Die mag er am liebsten«, erklärte Lydia.
    Dann förderte sie aus der Tasche ein Paar Kopfhörer zutage und setzte sie Amadeus auf. Alex musste an sich halten, um bei dem Anblick nicht laut loszulachen. Hubert sah seine Tante verständnislos an.
    »Was soll denn das?«, fragte er entgeistert.
    »Ich habe meine Stimme aufgenommen«, erklärte Lydia leicht pikiert und reichte Hubert einen tragbaren CD-Player. »Das spielst du Amadeus vor, wenn er mich vermisst.«
    »Du tust ja gerade so, als ob du monatelang weg wärst«, sagte Hubert lachend.
    »Nun, Annemarie und ich haben das Durchfahrerpaket Südafrika und Indischer Ozean gebucht. Das dauert immerhin hundertfünfunddreißig Tage. Da wird mich mein Liebling schon vermissen.«
    »Aber das sind ja über vier Monate«, protestierte Alex.
    Lydia bedachte sie mit einem eisigen Blick.
    »Ich habe ja auch Hu-ber-tus gebeten«, sagte sie und betonte dabei jede einzelne Silbe im Namen ihres Neffen.
    »Irgendwie komme ich hier nicht weiter«, meinte Elfie ratlos und warf zum wiederholten Mal einen Blick auf die Papiere vor sich.
    Saskia brummelte irgendeine unverständliche Antwort.
    »Es ist ein so heilloses Durcheinander, dass man verzweifeln könnte.« Elfie seufzte. »Lieferantenrechnungen habe ich noch überhaupt keine gefunden. Ich habe schon alles von unten nach oben gewendet, bisher völlig erfolglos.«
    Saskia zuckte die Achseln. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Um die Finanzen kümmert sich Frau Knörringer. Aber die kommt erst morgen wieder ins Büro. Sie ist heute in der Filiale in der Bamberger Straße. – Ein Glück!«
    Sie streckte einmal kurz die Zunge heraus in Richtung Bürotür, und Elfie sah, dass sie auch ein Zungenpiercing hatte. Die Tunnel-Piercings zierten heute kleine Kreuze. Die anderen Ringe lagen brav in dem kleinen Kistchen zu Saskias Füßen.
    »Ja, ich weiß. Dann muss ich ihr eben morgen meine Fragen stellen. In der Zwischenzeit werde ich den Bestand überprüfen. Ich geh dann mal ins Lager.«
    Saskia kommentierte diese Ansage mit einer riesigen rosa Kaugummiblase.
    Fasziniert starrte Elfie auf Saskias Mund. Wie konnte man Kaugummi so kauen, dass niemand etwas davon mitbekam?
    »Alles Übung«, beantwortete Saskia ihre unausgesprochene Frage.
    »Bleibt der Kaugummi nicht am Piercing kleben?«, erkundigte Elfie sich neugierig.
    »Nö, sehen Sie doch.« Saskia produzierte eine weitere rosa Blase, dieses Mal nicht ganz so gelungen. Sie zersprang mit einem dumpfen Plopp und hinterließ ein interessantesMuster auf Saskias bleichem Gesicht. Elfie schüttelte lächelnd den Kopf und verließ das Büro.
    Als sie an der Eingangshalle vorbeiging, kam gerade Herr Knörringer gemessenen Schrittes und freundlich lächelnd auf sie zu. Elfie musterte ihn eingehend, seinen gutsitzenden dunkelgrauen Anzug, die Krawatte im gleichen Ton. Überhaupt wirkte
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