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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten
Autoren: Frida Mey
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aufgehoben.«
    Sie waren schon an der Tür, als das Telefon klingelte.
    »Das ignorieren wir jetzt einfach.« Hubert legte einen Arm um Alex’ Schultern und schob sie sanft weiter.
    »Aber es könnte etwas Wichtiges sein«, protestierte Alex. »Lass mich schnell rangehen.«
    »Du und dein Pflichtgefühl.« Hubert schüttelte lachend den Kopf.
    »Lichtenstein. Ja, bitte«, meldete sich Alex.
    Am anderen Ende herrschte zunächst Schweigen. Dann ein Räuspern. »Hier Schmid-Reichenwald. Ist Hubertus zu sprechen?«
    Natürlich Lydia – immer zum falschen Zeitpunkt. Wortlos reichte Alex Hubert den Hörer und ging ins Wohnzimmer zurück.
    Ein paar Minuten später folgte ihr Hubert. An seiner schuldbewussten Miene konnte Alex bereits ablesen, dassJames Bond seine Premiere heute ohne sie feiern musste. Hubert setzte sich neben sie aufs Sofa und nahm ihre Hand.
    »Sandra, es tut mir wirklich leid. Aber ich konnte Lydia einfach nicht abwimmeln. Sie war total aufgeregt und hat gesagt, es gehe um Leben und Tod. Sie kommt gleich vorbei.«
    »So, so, um Leben und Tod.« Alex versuchte, ihre Enttäuschung im Keim zu ersticken. »Wahrscheinlich will sie wieder bei uns wohnen.«
    Alex dachte mit Schrecken an das Frühjahr zurück, als Huberts tyrannische Tante von ihrem Wohnrecht Gebrauch gemacht hatte und ungefragt bei ihnen eingezogen war. Monatelang hatte sie Alex das Leben zur Hölle gemacht – bis diese zu einem Befreiungsschlag ausgeholt hatte.
    »Das kommt nicht in Frage. Damit sind wir ein für alle Mal durch«, sagte Hubert so entschieden, dass sich Alex’ Stimmung wieder aufhellte. »Aber Lydia ist nun mal meine einzige Verwandte und nicht mehr die Jüngste. Ich fühle mich für sie verantwortlich.«
    »Und das ist auch völlig in Ordnung so.« Alex küsste Hubert auf die Wange. »Vielleicht kannst du Lydias Problem ja aus der Welt schaffen. Solange ich nicht mir ihr unter einem Dach leben muss, ist mir das recht. Und ins Kino können wir an jedem anderen Abend gehen.«
    »Aber nicht zu einer Premiere«, entgegnete Hubert. »Und auf den Film hatte ich mich schon so gefreut.«
    Da läutete es bereits an der Tür. Hubert sprang auf, Alex folgte ihm und wappnete sich innerlich für die Begegnung mit Lydia. Diese stand schon in der Diele und drückte Hubert fest an sich.
    »Ach, mein lieber Junge, wie ich dich vermisst habe«, sagte sie mit theatralischer Stimme und würdigte Alex keines Blickes.
    »Nun mach aber mal halblang«, erwiderte Hubert lachend und löste sich aus den Fängen seiner Tante. »Wir haben uns doch erst vor ein paar Wochen gesehen.«
    »Aber nur kurz im Café.« Lydia gab ihrer Stimme einen vorwurfsvollen Unterton. »In meinem geliebten Elternhaus war ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr.«
    »Erstens sind gerade mal drei Monate vergangen, seitdem du ausgezogen bist. Zweitens hast du vorher fast fünfzig Jahre woanders gelebt«, entgegnete Hubert trocken. »Also übertreib nicht so.«
    Alex hätte ihn für diese Antwort küssen können. Es war wunderbar, dass er zu ihr hielt und sie gegen Lydia verteidigte. Deswegen konnte sie jetzt auch großzügig sein. Sie ging auf Lydia zu, reichte ihr die Hand und brachte sogar ein Lächeln zustande.
    »Guten Abend, Lydia.«
    Plötzlich polterte es an der Tür.
    »Das ist sicher der Taxifahrer«, sagte Lydia. »Er war so nett …«
    Alex öffnete die Tür und wäre beinahe über das Hundesofa gefallen, das direkt davor stand. Darauf eine prallgefüllte Reisetasche, die Wärmedecke und der goldene Fressnapf. Nur von Amadeus selbst keine Spur.
    Der Fahrer ging bereits zu seinem Taxi zurück.
    »Wenn Sie den fetten Mops suchen«, rief er Alex zu, »der wühlt gerade in Ihrem Rosenbeet.«
    Blitzschnell sprang Alex Richtung Garage, packte Amadeus am Halsband und zerrte ihn aus dem Beet. Sie kniete sich vor ihn hin.
    »Das machst du mir nie wieder, verstanden?« Sie blickte ihm eindringlich in die Augen.
    Amadeus starrte zurück, dann wandte er den Kopf undbefreite sich aus ihrem Griff. Alex scheuchte ihn ins Haus. Wenigstens hatte er nicht gegrinst.
    Hubert und Lydia saßen inzwischen im Wohnzimmer.
    »Aber wieso gibst du Amadeus nicht in eine Hundepension?«, fragte Hubert gerade.
    »Das würde mein armer Liebling nicht überleben. Er ist doch so sensibel und braucht besondere Fürsorge. Ich würde ihn niemals einem Fremden anvertrauen. Es war ja auch schon alles mit meiner Putzfrau geregelt. Warum muss sich diese Person ausgerechnet heute ein Bein brechen?« Lydias
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