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Rachsucht

Titel: Rachsucht
Autoren: M Gardiner
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wollte das nicht zulassen.
    »Wohin so eilig, Gidget?«
    Er lehnte lässig an einem Pfeiler, was mir sehr danach aussah, als hätte er vor dem Spiegel geübt. Sein Kostüm setzte sich aus einem schwarzen Rollkragenpullover, Pepitasakko und engen Jeans zusammen, und er beäugte mich wie einen Appetithappen.

    »Heute wird nicht mehr gesurft. Bleiben Sie ruhig hier«, sagte er. Erinnerte ich wirklich an Gidget, die Strandschönheit aus dem Fünfzigerjahre-Film?
    Mari Diamond erstarrte und warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Das soll doch hoffentlich nicht Gidget sein! Gidget war ein Teenager.«
    Ich schob mich an ihr vorbei. Offenbar hatte ich ihren Unwillen erregt, weil ich ihren Gesprächspartner abgelenkt hatte. Reiß dich zusammen, Delaney, schien Jesse mich im Geiste zu ermahnen. Halt die Klappe und lass dich nicht provozieren.
    »Taufrisch ist die nun wirklich nicht mehr«, fuhr Mari Diamond fort.
    Das war zu viel.
    »Damit kennen Sie sich bestimmt aus«, hörte ich mich sagen.
    »Was?«
    Jesse hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber meine Füße wollten einfach nicht weiter. »Ihre erste Jugend liegt ja auch schon länger zurück.«
    Sie konnte es nicht fassen. »Was fällt Ihnen ein!«
    »So einiges. Ich bin einfach zu alt, um billige Seitenhiebe von aufgeblasenen Möchtegern-Promis einzustecken. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden.«
    »Hiergeblieben!« Sie streckte den Arm aus, um mir den Weg zu versperren. »Wie heißen Sie?«
    »Diana Ross.«
    Ihre Nasenflügel bebten. »Wer ist diese Frau?«, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    Hilfesuchend blickte sie ihren Begleiter an, aber der amüsierte sich köstlich.

    »Baby Love von den Supremes, ist doch klar.« Er strahlte mich an. »Ich bin Steve McQueen, und das ist Maria Callas.« Damit war Mari gemeint.
    »Sehr erfreut«, sagte ich. »Singt Maria heute Nacht oder faucht sie nur die Gäste an?«
    Er lachte entzückt. »Ein Duell unter Diven. Das gefällt mir!« Und ob. Der Kerl sehnte sich geradezu nach einer kleinen Show, das sah man ihm an.
    Aber die Finger, mit denen Mari Diamond das Weinglas umklammerten, hatten sich weiß verfärbt. »Falls Sie bei Diamond Mindworks arbeiten, sind Sie gefeuert.«
    Sie wandte sich ab und rauschte mit den Fingern schnippend davon. Das Schnippen galt meiner Freundin mit dem Klemmbrett, die am Rand der Menge aufgetaucht war und mit funkelnden Brillengläsern nach mir Ausschau hielt.
    Verdammt noch mal! Ich tauchte in der Menge unter. Die Zeit wurde knapp.
    Und dann entdeckte ich mitten in der Galerie einen Maskierten mit schwarzem Umhang und Gauchohut. Dem breiten Grinsen nach zu urteilen, belastete ihn die Tatsache, dass er Rentner und Arbeiter um ihre Ersparnisse gebracht hatte, in keinster Weise. Ich holte die Ladung aus der Tasche.
    In dem Moment trat ein älterer Mann mit weißem Bürstenhaarschnitt vor und schüttelte ihm die Hand. Falls sein Anzug als Verkleidung gedacht war, war er wohl als Bestatter gekommen.
    Ich kannte ihn. Jeder im Raum kannte ihn. Ein großer Mann, und nicht nur, weil er die meisten Gäste um Haupteslänge überragte. George Rudenski, Vorstandsvorsitzender von Mako Technologies, war der Hauptsponsor der Benefizveranstaltung. Aber vom Protokoll konnte ich mich jetzt
nicht bremsen lassen, ich musste mir Diamond schnappen. Seine Gattin sprach nämlich schon mit der Klemmbrett-Dame und zeigte in meine Richtung. Ich musste handeln, und zwar sofort.
    Mein Steve-McQueen-Verschnitt packte mich am Arm. »Wohin so eilig? Lassen Sie doch die alten Trottel. Bleiben Sie bei mir.«
    »Ein andermal.« Ich löste mich aus seinem Griff und schritt auf Zorro zu. »Cal Diamond? Sind Sie das?«
    Er legte die Hand auf die Brust und verneigte sich. »Señorita, Zorro gibt seine Identität niemals preis.«
    George Rudenski musterte mich. Ich hatte ihn einmal für einen Artikel über Sicherheit im Internet interviewt, den ich im Auftrag des California Lawyer verfasst hatte. Und er schien sich daran zu erinnern.
    »Entschuldigen Sie, sind Sie von Mako?«, fragte er. Sein Blick war durchdringend.
    »Nein, von den Supremes.«
    Mir war es egal, ob er mich als freischaffende Journalistin und frühere Anwältin entlarvte. Aber er wusste von meiner Verbindung zu Jesse, und wenn er die erwähnte, war mein Spiel aus.
    Er starrte mich nachdenklich an. »Evan Delaney.«
    Meine Zeit war abgelaufen. Ich hielt dem Mann mit der Maske die Ladung unter die Nase.
    »Sind Sie Cal Diamond?«
    In
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