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Rachsucht

Titel: Rachsucht
Autoren: M Gardiner
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damit, Sie nach Strich und Faden zu verklagen.«
     
    Auf dem Weg nach draußen marschierte ich an der Rezeption vorbei, ohne Amber einen Blick zu gönnen. Sie sprang auf und lief mir mit hängenden Schultern und flehentlich erhobenen Händen nach wie eine Aussätzige im Passionsspiel.

    »Bitte lass mich das erklären. Er hat gesagt, er würde dir nichts tun. Ich hab mir doch nichts dabei gedacht.«
    »Dann fang mal an zu denken, Amber. Wenn du jeden Tag übst, gewöhnst du dich daran.«
    »Er hat gesagt …«
    »Er wollte mich außer Gefecht setzen, weil er in meinem Haus Videokameras installieren und in mein Handy einen Sender einbauen wollte, mit dem er mich orten konnte. Er hat mich ausspioniert. Sogar unter der Dusche, Amber.«
    Sie schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Kündige hier. Schau zu, dass du wegkommst«, sagte ich.
    Sie weinte jetzt.
    »Und zwar sofort«, drängte ich. »Sag einfach, dein Seelenheil steht auf dem Spiel.«
    Ich wandte mich zur Tür.
    »Bitte, bitte sei mir nicht mehr böse. Ich hab doch schon gekündigt.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Ein Zeugnis wirst du aber wohl nicht kriegen.«
    »Das ist kein Problem. Ich habe schon einen neuen Job. Bei deiner Cousine. Ich verkaufe Dessous.«
    Die Nachrichtensendungen am Abend zeigten mich, wie ich mir vor Lachen den Bauch hielt, als ich aus der Tür trat.

36. Kapitel
    Bei Adams Trauergottesdienst war die Kirche völlig überfüllt. Kollegen, Studenten und frühere Mannschaftskameraden drängten sich in der kleinen, sonnigen Kirche. Jesse las als Erster, aus dem Buch der Weisheit.
    »Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren.«
    Adam hätte den Kopf geschüttelt bei seinem Anblick. Jesse Blackburn mit dem geöffneten Gebetbuch in der Hand in einer katholischen Kirche.
    »Ihr Heimgang gilt als Unglück, ihr Scheiden von uns als Vernichtung, sie aber sind in Frieden.« Seine Stimme war kräftig. Fast hätte er es geschafft.
    »Alle, die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen, und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil.«
    Das war zu viel für ihn. Adam, der Glaube, seine Trauer. Seine Finger berührten die Worte auf der Seite, und er hob den Blick und sah die Trauergemeinde an. Seine Augen, in denen Tränen brannten, sprachen davon, was Adam für ihn gewesen war, sein Mund konnte es nicht.
    Später fuhren wir mit Adams Verwandten in einem gemieteten Boot aufs Meer hinaus, um seine Asche zu verstreuen. Die Küste war nur ein schmaler Streifen am Horizont. Von allen Seiten umgab uns die blaue Weite des Pazifiks. Von Blumen
umringt, trieb die Asche auf den Wellen davon und versank langsam in dem in der Sonne glitzernden Wasser. Ich dachte an Adam, an seine Leidenschaft für die Wunder des Seins, an seine kuriose Erkenntnis, dass für das Licht die Zeit nicht verging. Nun war er selber im Licht, im Glanz der alterslosen Ewigkeit.
     
    Am nächsten Wochenende weckte mich Donnergrollen, in Santa Barbara zu dieser frühen Uhrzeit ein ungewöhnliches Ereignis. Der Wind ließ die Vorhänge flattern und wehte die Papiere von der Kommode. Es roch nach Regen, und als ich die Augen öffnete, ballten sich draußen schwarze Wolken zusammen.
    Blitze zuckten über den Himmel, und dicke Tropfen platschten auf den Boden. Ich erhob mich, um die Fenster zu schließen.
    Jesse zog sich die Patchworkdecke über den Kopf. »Ich dachte, Regen am Samstag ist verboten.«
    Der Quilt war wieder da, diesmal endgültig. Taylor hatte keinen Widerstand geleistet. Als sie mich die Einfahrt zu ihrem Haus heraufommen sah, hatte sie ihn mir wortlos an der Tür ausgehändigt.
    Ich ging ins Wohnzimmer, um auch dort die Fenster zu schließen und die Zeitung von der Vordertreppe zu retten, bevor sie völlig durchgeweicht war.
    Neben der Zeitung lag ein mehrere Zentimeter dicker Umschlag, der an mich adressiert war. Ich brachte ihn herein, klatschte ihn auf die Küchentheke und fixierte ihn. Schließlich riss ich ihn auf. Er enthielt Zeitungsausschnitte, Berichte, handschriftliche Aufzeichnungen, Memos. Die Unterlagen reichten zwei Jahrzehnte zurück und schilderten die
Erlebnisse von Jakarta Rivera und Tim North im dunklen Reich der Spionage.
    Ein Zettel war beigelegt.
    Lies dir das Zeug durch und nenn uns deinen Preis. Mach dir nichts vor, im Grunde willst du den Job.
    »Aufstehen, Blackburn«, rief ich ins Schlafzimmer. »Ich habe hier ein Projekt für Regentage.«

Danksagung
    Mein
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