Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rachsucht

Titel: Rachsucht
Autoren: M Gardiner
Vom Netzwerk:
Jesse. »Es ist dein Vater.«
     
    Es kann sich nur um Sekunden gehandelt haben, aber Rudenskis Zusammenbruch schien endlos zu dauern. Er zitterte so heftig, dass das Hackbeil auf die Motorhaube trommelte, und stöhnte verzweifelt.
    Dann stürzte er sich direkt auf Jesse. Mit animalischer Gewalt
stieß er mich beiseite und attackierte die Windschutzscheibe des Audis mit dem Hackbeil. Immer wieder holte er aus und drosch auf das Glas ein.
    Das Sicherheitsglas zeigte Risse, brach aber nicht. Ich hörte, wie Jesse den Motor anließ und wich zurück. Von oben näherte sich der Mercedes. Das war meine letzte Gelegenheit zur Flucht. Ich musste irgendwie in den Audi kommen, aber Rudenski zerrte jetzt am Griff der Beifahrertür, die zum Glück verriegelt war.
    »Du bist ein toter Mann, Blackburn, ein toter Mann.«
    Rudenski schwang das Hackbeil gegen das Beifahrerfenster. Die Scheibe rieselte heraus wie Eisregen.
    Der Mercedes bog mit schnurrendem Motor um die letzte Kurve, rollte aus und blieb in etwa sechzig Meter Entfernung stehen. Vielleicht fragte Harley sich, was da vor sich ging. Dann leuchteten die Scheinwerfer auf. Fernlicht, Spotlight auf Rudenski junior, der obszöne Beschimpfungen brüllte und auf das zerborstene Sicherheitsglas eindrosch, das noch im Fensterrahmen hing.
    Heute in diesem Theater: My heart belongs to Daddy.
    Jesse öffnete seine Tür. »Ev, rein.«
    Rudenski hatte den Rahmen von Glassplittern gesäubert und tastete im Wageninneren nach dem Türschloss. Im Versuch, ihn aufzuhalten, legte Jesse den Rückwärtsgang ein. Ich rannte vorn um den Wagen herum und überlegte verzweifelt, wie ich in ein rollendes Auto und auf den Schoß des Fahrers springen sollte, während dieser lenkte und Rudenski …
    Der kletterte gerade mit dem Kopf voran durch das Beifahrerfenster.
    Dann hörte ich den Motor des Mercedes aufbrüllen. Harley
hatte das Gaspedal durchgetreten. Die Scheinwerfer blendeten auf. Während ich noch überlegte, wozu sie wohl fähig war, raste der Mercedes schon an mir vorbei und prallte gegen den Audi.
    Stahl und Glas knirschten. Der Mercedes rammte die Beifahrertür des Audi und schob ihn zur Seite. Beide Fahrzeuge kamen zum Stehen, der Mercedes setzte zurück.
    Ich dachte, Rudenski würde zerquetscht wie eine Fruchtfliege an der Beifahrertür kleben, aber das war ein Irrtum. Der Mercedes rollte etwa zwanzig Meter rückwärts. Ein Scheinwerfer war zerschmettert, die Motorhaube verzogen, der Kühlergrill zerbeult. Die Radläufe kreischten.
    Rudenski hatte sich in Jesses Auto gerettet. Ich konnte seine Füße sehen. Er musste vor dem Aufprall durch das Fenster gehechtet sein. Der Motor des Audi war abgestorben, und Jesse bemühte sich gerade, ihn wieder anzulassen.
    Der Mercedes hatte gestoppt. Dann legte Harley den Gang ein und raste erneut auf den Audi zu.
    Rudenski starrte aus dem Fenster dem Mercedes entgegen. Er hatte die Hände erhoben, wie um den Aufprall abzufangen.
    Sie wollte ihn umbringen.
    Harley rammte den Audi erneut. Beide Autos rutschten bergab, auf den Straßenrand zu. Ich hastete ihnen nach. Offenbar wollte sie Jesses Wagen in den Abgrund stoßen.
    Wieder kamen die Fahrzeuge zum Stehen. Die Hupe des Mercedes quäkte, aber der Motor gab keinen Laut von sich. Jesse versuchte immer noch, den Audi in Gang zu bringen.
    »Du Hexe, du durchgeknallte Hexe!«, kreischte Rudenski.
    Harley hing bewusstlos über dem Lenkrad des Mercedes. Im schwachen Licht ihres verbliebenen Scheinwerfers sah
ich Rudenski an der Tür rütteln, die sich durch den Aufprall verklemmt hatte.
    Ich stand mit hängenden Armen mitten auf der Straße. Mir drehte sich der Kopf. Das Heck des Audi hing über den Rand des Abbruchs. Ich hörte Steine und Erdklumpen unter der Hinterachse wegrutschen und die Böschung hinunterpoltern. Je mehr Rudenski am Türgriff rüttelte, desto mehr vibrierte der Wagen und desto mehr Geröll löste sich.
    Ich trat auf den Audi zu, verharrte jedoch in sicherem Abstand, als könnte ihn schon ein Atemzug aus dem Gleichgewicht bringen. Hinter der Windschutzscheibe zappelte Rudenski wild herum, aber Jesse saß ganz still. Seine Hände ruhten auf dem Lenkrad. Er hatte eine Platzwunde an der Stirn, schien jedoch bei vollem Bewusstsein zu sein.
    »Holt mich hier raus«, schrie Rudenski.
    »Halt still, sonst verpass ich dir eine«, erwiderte Jesse.
    »Holt mich raus!«
    »Wie sieht es aus?«, rief Jesse mir zu.
    Rudenski versuchte, aus dem Auto zu klettern, ohne das Hackbeil loszulassen. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher