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Rachsucht

Titel: Rachsucht
Autoren: M Gardiner
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Rauschen der Wellen, betrachtete die über dem Wasser kreisenden Seemöwen.
    »Lieutenant Rome war da und hat mir das hier gegeben.« Ich nahm eine Fotokopie aus der Tasche und reichte sie ihm. »Das Original …« Wieder blieben mir die Worte fast in der Kehle stecken. »Es war bei ihrer Leiche.«
    Er faltete das Blatt auseinander und las.
    Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich getan habe. Ich habe mein eigenes Leben in ein flammendes Inferno verwandelt und damit das Leben von Menschen zerstört, die mir wichtig sind. Alles, was mit mir in Berührung kommt, zerfällt zu Asche.
    Mr. Rudenski, Sie haben sich darauf verlassen, dass ich in Ihrer Firma für Ordnung sorge. Ich habe versagt. Es tut mir leid.

    Evan, du warst meine Freundin, und ich habe dich den Wölfen vorgeworfen. Verzeih mir.
    Jesse, du hast stets zu mir gestanden, und ich habe aus Angst versucht, dich zu vernichten. Vergib mir.
    Es gibt keine Worte, mit denen ich der Familie Sandoval mein Bedauern ausdrücken könnte.
    Als er aufsah, hatten seine Augen die Farbe des Himmels angenommen. Sein Blick schweifte zum Horizont. Dann richtete er ihn wieder auf die Fotokopie.
    Ich gebe die folgende Erklärung ab im vollen Bewusstsein meiner verfassungsmäßigen Rechte und der Beweismittelgesetze des Staates Kalifornien …
    Er drehte das Blatt um. »Da fehlt doch was.«
    »Rome will, dass die nächsten beiden Seiten vertraulich bleiben. Die Staatsanwaltschaft braucht sie als Beweismaterial im Verfahren gegen Kenny Rudenski.«
    »Und du hast es nicht geschafft zu spicken?«
    »Natürlich habe ich das.«
    Er musterte mich anerkennend. »Es ist ein Geständnis.«
    »War es so, wie wir dachten?«
    »Ja. Harley und Rudenski junior wuschen für I-Heist Geld. Harley ging damit in die Casinos, Kenny ließ diese Leute in Mako investieren. Im Gegenzug gewährte Yago Harley eine Provision, damit sie weiterspielen konnte. Und Kenny half er, sein geheimes Museum aufzubauen.«
    Jesse warf einen Blick auf den Abschiedsbrief. »Hat sie zugegeben, bei Rudenski gewesen zu sein, als er mich und Isaac über den Haufen fuhr?«

    »Ja.«
    Er presste die Finger gegen die Nasenwurzel. »Und hat sie erklärt, warum sie das getan haben?«
    »Weil du sie mit dem Bargeld gesehen hattest, mit Yagos Geld. Das hat sie Rudenski erzählt, und der hat beschlossen, dich auszuschalten.«
    »Ich dachte, ich würde ihr helfen. Ich dachte …«
    »Jesse, du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Nein, du hast dir absolut nichts vorzuwerfen. Und das ist ein Fakt.«
    Er atmete tief durch. »Wieso haben sie die Sache Brand angehängt?«
    »Er war der ideale Sündenbock. Wenn er nicht mitgespielt hätte, hätte Rudenski ihn an das FBI oder I-Heist ausgeliefert, weil er Gelder aus dem Segue-Fonds unterschlagen hatte. Brand erklärte sich bereit, die Verantwortung zu übernehmen, weil er dachte, nach Ablauf der Verjährungsfrist wäre die Sache gegessen und er müsste nur bis dahin untertauchen. Und dann tätigte Harley ihren anonymen Anruf und hängte ihn hin.« Ich starrte auf die Brandung hinaus. »Nach seiner Rückkehr versuchte er, Kenny und Harley zu erpressen. Damit geriet das ganze System aus dem Gleichgewicht.«
    »Was ist mit Chris Ramseur?«
    »Die Polizei geht davon aus, dass Kenny Rudenski ihn auf dem Gewissen hat und dass er auch Stu Pyle gemeinsam mit Brand ermordet hat«, erwiderte ich. »In Rudenskis Garage sind sie auf Brands goldenes Mietauto gestoßen. Er war damit gefahren, damit es so wirkte, als wäre Brand noch am Leben. Vermutlich hat er damit auch vor meinem Haus gewartet.«
    Jesse warf erneut einen Blick auf Harleys Abschiedsbrief.

    »Warum hat sie sich im letzten Moment gegen Rudenski gewandt?«
    »Keine Ahnung. Rudenski hatte Yago geholfen, sie zu erpressen. Vielleicht hatte sie endgültig genug und sah die Gelegenheit, ihn sich ein für alle Mal vom Hals zu schaffen. Vielleicht hat sie ihn auch einfach gehasst.«
    Rudenski junior lag auf der Intensivstation. Seine Genesungszeit würde er im Gefängnis verbringen – wie den Rest seines Lebens.
    Jesse ließ die Hände auf die Greifräder sinken. Sein Arm zitterte, ein Zeichen dafür, wie überlastet er war. »Dann ist es vorbei.«
    Vorbei? Ich sah ihn an. Er hatte seine Freunde verloren und war schwer verletzt. Sein ganzes Leben war unwiderruflich aus den Fugen geraten.
    »Ja«, sagte ich. »Es ist vorbei.«
    Zögernd legte ich meine Hand auf die seine. Sein Blick blieb daran
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