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Rachsucht

Titel: Rachsucht
Autoren: M Gardiner
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weinerlich.
    Er stemmte sich mit dem Arm gegen das Dach unter seinem Kopf. »Wenn ich den Gurt löse, ziehst du mich aus dem Fenster.«
    Stur wie ein Esel. »Lass mich erst das Glas ausräumen.« Mit der Taschenlampe schlug ich die Reste aus dem Fensterrahmen. »Fertig?«
    Er griff nach oben, löste den Gurt und landete auf dem Dach.
    »Okay.« Er streckte den Arm aus dem Fenster.
    Ich griff danach, drückte die Füße gegen die Karosserie und zog. Jesses Kopf und Schultern rutschten durch die Öffnung. Mit Mühe gelang es ihm, auch den zweiten Arm herauszuziehen, damit er sich besser abstützen konnte. Ich zerrte fluchend, er schob, und dann war er draußen.
    Er nahm mich in die Arme, schlang die Finger in mein Haar und ließ sich mit mir ins Gras fallen.
    »Ich will hier nie wieder herkommen«, sagte er.

    Ich legte meinen Kopf an seine Brust. Sein Herz raste ebenso wie meines. Es war ein wunderbares Geräusch, von dem ich gar nicht genug kriegen konnte.
    Er wurde unruhig. »Ich will Rudenski sehen.«
    »Warum?«
    Er stützte sich auf die Ellbogen und setzte sich auf. »Weil ich mit ihm noch nicht fertig bin.«
    »Nein.«
    Er blinzelte mich an. »Ich bringe ihn schon nicht um.« Er drehte sich zum Auto, rollte sich auf die Seite und holte eine seiner Krücken aus dem Wagen. Auf der Straße oben bremste ein Fahrzeug. Die Scheinwerfer waren direkt über uns.
    »Ehrlich, ich rühre ihn nicht an.« Er hielt mir den Arm hin. »Gib mir Hilfestellung.«
    Ich ging neben ihm in die Hocke. Er legte den Arm um meine Schulter, und ich half ihm aufzustehen. Auf mich und die Krücke gestützt, arbeiteten wir uns vor. Auf der Straße waren Stimmen zu hören.
    Rudenski lag noch da, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Ich ließ die Taschenlampe über ihn wandern. Sein Körper war merkwürdig verdreht und geschwollen, aber er brachte eine höhnische Grimasse zustande.
    »Unglaublich, Blackburn ist der Letzte, der noch aufrecht steht.« Er wandte den Kopf und spuckte aus. Blutiger Speichel lief ihm über das Kinn. »Du hast gewonnen.«
    Jesse musterte ihn. »Nein, hab ich nicht. Aber du hast verloren, Rudenski.«
    »An allem ist nur diese dämliche Lesbe schuld. Seit du sie mit dem Geld erwischt hattest, hat sie alles vermasselt. Frauen ist eben nicht zu trauen.«
    »Ist da unten jemand?«, rief ein Mann von oben.

    »Hier«, antwortete ich. »Rufen Sie einen Krankenwagen.«
    »Nein, keinen Krankenwagen«, sagte Rudenski. »Ich will … Bringt mich aus der Stadt. Ich habe Geld. Bringt mich zu einem privaten Flugplatz und ich …« Er hustete. »Millionen. Ich kann euch Millionen zahlen.«
    Jesse schüttelte den Kopf. »Verschwinden wir, Ev.«
    »Ich rede von einem siebenstelligen Betrag. Ihr werdet reich sein.« Rudenski schwafelte immer weiter. »Was ist denn mit euch los? Wollt ihr nicht reich werden?«
    Jesse starrte auf ihn hinab. »Du wirst vor Gericht gestellt. Und dann gehst du ins Gefängnis.«
    »Das wird mein Vater nicht zulassen.«
    »Hat jemand von Ihnen die Schlüssel zu dem Mercedes? Der muss von der Straße runter«, sagte die Stimme oben.
    »Fassen Sie die Fahrerin nicht an«, rief ich zurück. »Sie hat vielleicht Kopf- oder Halsverletzungen.«
    »Welche Fahrerin?«
    Jesse und ich schauten nach oben.
    Rudenski lachte höhnisch. »Frauen ist eben nicht zu trauen.«
    »Ich setze mich wohl besser«, sagte Jesse.
    Ich nahm seine Hand. Sie fühlte sich kalt und feucht an. »Komm«, sagte ich, aber wir waren keine zwei Meter gegangen, als er zusammenbrach.
     
    Die Brandung toste, glitzernde Brecher rollten vom Ozean heran. Ich wanderte um Jesses Haus herum zur Terrasse. Er saß in der Sonne und sah aufs Meer hinaus.
    »Ein prächtiges Veilchen«, sagte ich.
    Er drehte sich um, fasste an sein blaues Auge und zuckte die Achseln. Über die Stirn lief eine Naht bis zum Haaransatz,
und sein ganzer Körper war voll blauer Flecken. Ansonsten war ihm nichts passiert. Dank Sicherheitsgurt, Airbag und Schutzengel. Vielleicht hatten auch einfach die Sterne günstig gestanden.
    Ich schnappte mir einen Liegestuhl und setzte mich neben ihn. »Sie haben Harley gefunden.«
    Er stützte sich auf die Knie und verschränkte die Finger. »Wo?«
    »Cold Springs.« Ich brachte die Worte kaum heraus. »Die Brücke.«
    »Ist sie gesprungen?«
    Ich nickte und versuchte vergeblich, nicht an den langen, unaufhaltsamen Sturz in die Schlucht zu denken.
    »Großer Gott.« Jesse schloss die Augen. »Was für eine Verschwendung.«
    Ich lauschte auf das
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