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Rachsucht

Titel: Rachsucht
Autoren: M Gardiner
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zusammengebissenen Zähnen und blutendem Knie machte ich mich wieder auf den Weg. Ich humpelte durch die Menge und versuchte die neugierigen Blicke zu ignorieren.
    Nach zehn Minuten gab ich auf. Ich hatte ihn verloren.

2. Kapitel
    Als ich zum Museum zurückgejoggt kam, unterhielten sich zwei unglücklich aussehende Polizeibeamte mit Jesse, der neben seinem Auto im Rollstuhl saß. Der Himmel hatte sich zu einem samtigen Blau verfärbt. Die Ordner verfolgten die Szene von der Museumstreppe aus, und der Minivan-Fahrer hatte seinen Wagen vom Gehsteig gefahren. Die üblichen Kräfte waren am Werk gewesen. Der Rollstuhl schuf Platz, wie ein Magnet polarisiertes Metall abstößt. Und er wirkte wie eine Stummschaltung, die die Leute umgehend zum Schweigen brachte. Aber jedes Mal war es eine unbehagliche, mitleidige Stille.
    Jesse hatte die Situation zu seinen Gunsten genutzt. Typisch. Dem anderen Fahrer hatte er den Wind aus den Segeln genommen und die Ordner davon überzeugt, dass es besser war, ihn in Ruhe zu lassen. Seine Behinderung arbeitete wie ein Betäubungsgewehr, mit dem er sein nichts ahnendes Gegenüber außer Gefecht setzte. Als Prozessanwalt war er ein Naturtalent.
    Ja, er war tatsächlich einfach losgefahren, ohne den Blinker zu setzen, hörte ich ihn erklären. Bei dem nachfolgenden Ausweichmanöver hatte es den Briefasten übel erwischt. Das war natürlich sein Fehler gewesen, aber er konnte doch nicht zulassen, dass dieser Brand wieder entwischte.
    »Mit jeder Sekunde vergrößert sich sein Vorsprung. Jetzt
verpassen Sie mir schon meinen Strafzettel, damit Sie die Verfolgung aufnehmen können.«
    Sein Gesicht glühte vor Wut. Dann entdeckte er mich, und seine Augen leuchteten hoffnungsvoll auf. Es tat mir weh, ihn enttäuschen zu müssen. Ich schüttelte den Kopf, und er ließ die Schultern sinken.
    »Dieser Herr hier behauptet, eine Person erkannt zu haben, nach der gefahndet wird«, wandte sich die eine Beamtin, eine untersetzte Brünette, an mich.
    »Franklin Brand«, sagte ich. »Der Mann wird wegen fahrlässiger Tötung mit Haftbefehl gesucht.«
    »Das wissen wir bereits. Haben Sie die bewusste Person gesehen?«
    »Brand war auf der State Street in Richtung Carillo unterwegs.«
    Der andere Polizist drehte sich von uns weg und gab die Information über Funk durch. Das Funkgerät knatterte.
    Jesse deutete auf mein blutendes Knie. »Was war los?«
    »Nicht so wichtig.«
    Die Polizistin beäugte mein Kostüm. »Haben Sie noch mehr Freunde, die sich für Undercover-Cops halten?«
    »Ja. Wie im Film. Folgen Sie einfach der coolen Erkennungsmelodie.«
    Ihr Gesicht sprach Bände. Vielleicht hätte ich nicht gleich so eine dicke Lippe riskieren sollen.
    »Kümmern Sie sich lieber um den Verdächtigen«, sagte Jesse zu ihr.
    Als er nach den Greifrädern des Rollstuhls fasste, wirkten seine Hände in den Halbfingerhandschuhen sehr blass.
    Die Beamtin riss einen Strafzettel von ihrem Block und reichte ihn Jesse. »Die Post wird sich wegen des Briefastens
mit Ihnen in Verbindung setzen. Beim nächsten Mal achten Sie bitte auf den Verkehr.«
    »Sind wir fertig?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, wendete er und rollte zum Auto.
    Er hatte den Motor kaum angelassen, da wählte er schon die Nummer von Chris Ramseur, dem Detective, der für die Ermittlungen in Jesses Fall zuständig war.
    »Richten Sie ihm aus, er soll mich anrufen. Es ist dringend«, sagte er und legte auf. Dann sah er mich an. »Hast du Diamond die Papiere zugestellt?«
    »Nein. Es waren zwei Zorros da.«
    »Verdammt noch mal!« Er fuhr los. »›Haben Sie die bewusste Person gesehen?‹ Die denken wohl, ich hab Halluzinationen.«
    »Chris Ramseur bestimmt nicht.«
    Er bog in die State Street ein, was an dieser Stelle absolut verboten war. »Brand ist genau vor meinem Wagen über die Straße gegangen. Er hat mir direkt ins Gesicht geschaut.«
    Der Gedanke ließ mich frösteln. »Hat er dich erkannt?«
    »Er hat mir keinen zweiten Blick gegönnt. Nein, der war ins Museum unterwegs.«
    Wir starrten uns an.
    »Mako«, sagte ich.
    »Die scheinen mich bis in alle Ewigkeit verfolgen zu wollen.«
    Bevor Franklin Brand untertauchte, war er leitender Angestellter bei Mako Technologies gewesen, der Star in einem Unternehmen, das Internet-Sicherheitssysteme für Firmen und Behörden entwickelte. Als Brand der Fahrerflucht beschuldigt wurde, brach bei Mako Panik aus. Mit dem Unfall
wollten sie nichts zu tun haben. Das Management wies die Vorwürfe weit von sich und
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