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Rachewahn: Thriller

Rachewahn: Thriller

Titel: Rachewahn: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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Fahrtroute könnte ein Problem darstellen.
    Deshalb muss jetzt alles passen. Und das wird es auch. Ich muss mich nur an den Plan halten.
    Anna hielt sich an dem Haltegriff fest und ließ den Blick noch einmal durch den Bus wandern. Dieser war zwanzig Meter lang, wies jeweils zwölf Bankreihen zu beiden Seiten des Mittelgangs auf und endete mit einer Rückbank. Die Reihen war allesamt besetzt. Auf manchen saß nur eine Person, die meisten wurden jedoch von zwei Passagieren genutzt. Die Rückbank bot Platz für fünf Fahrgäste. Momentan hockten dort drei: Zwei ältere Männer und eine jüngere Frau.
    Anna konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass fast alle Fahrgäste unzufrieden dreinblickten. Kaum jemand wirkte glücklich. Die Frau mit den haselnussbraunen Augen erschien besonders niedergeschlagen. Noch immer redete sie wirres Zeug über ihr Auto, das sie ständig als ‚Baby’ bezeichnete. Ihre Sitznachbarin hatte das Gespräch zwar in die Wege geleitet, doch mittlerweile schien sie das zu bereuen. Möglichst desinteressiert blickte sie aus dem Fenster und nickte hin und wieder. Die Unterhaltung ging ihr zusehends auf den Keks.
    Anna blendete die beiden aus, da sie kein Hindernis darstellen würden. Genauso wenig wie die ältere Dame, die Anna an der Haltestelle angesprochen hatte. Diese saß inzwischen ruhig und friedlich auf ihrem Platz und blickte verträumt umher.
    Der Jugendliche mit den Kopfhörern könnte allerdings ein Problem werden.
    Anna konnte ihn noch nicht richtig einschätzen. Es könnte durchaus sein, dass er den Helden spielen würde. Womöglich wollte er sich beweisen. Andererseits wäre es denkbar, dass er sich ängstlich in seinen Sitz kauerte, sobald Anna das Spiel eröffnete.
    Es ist alles möglich.
    Sie betrachtete die anderen Fahrgäste. Ihr Blick schweifte über zehn ältere Männer – keine Gefahr . Dann folgten zwölf Damen, die alle schon über sechzig Jahre alt waren – ebenfalls kein Problem . Die restlichen Passagiere waren jünger. Zwischen 16 und 50. Hauptsächlich Frauen.
    Kommt mir das nur so vor, oder benutzen Frauen die öffentlichen Verkehrsmittel generell häufiger als Männer? Woran liegt das? Sind die Kerle zu stolz dafür?
    Während Anna über diesen Fragen brütete, verringerte der Bus seine Geschwindigkeit. Er wurde so langsam, dass dies nur eines bedeuten konnte: Die nächste Haltestelle nahte.
    Anna schüttelte ihre Gedanken ab und biss sich dreimal kurz hintereinander auf die Zunge. Dieses Ritual führte sie immer aus, bevor sie eine wichtige Handlung ausführte. Auf diese Weise richtete sie ihre volle Konzentration auf die vor ihr liegenden Aufgaben.
    Alles klar. Denk an die Vorgaben: Die Weste loswerden, die Waffe ziehen, nach vorne stürmen und ein paar Befehle geben. Das kann nicht so schwer sein.
    Der Bus hielt an. Dann öffneten sich die Türen. Zu Annas Verblüffung stieg niemand aus. Alle Passagiere blieben auf ihren Plätzen sitzen und warteten darauf, dass die Fahrt weiterging.
    Anna spürte, wie sich ihr Herzschlag erhöhte. Die Innenseiten ihrer Hände wurden schweißnass. Obwohl sie sich weitestgehend unter Kontrolle hatte, konnte sie bestimmte körperliche Mechanismen nicht unterdrücken. Die Nervosität spielte nach ihren eigenen Regeln. Und sie meldete sich immer deutlicher zu Wort.
    Beruhige dich. Es wird alles klappen. Kein Grund zur Panik.
    Dies waren die letzten Gedanken, die Anna durch den Kopf rauschten, bevor sie nach ihrer Pistole am Rücken tastete.

6
    Ein Tag zuvor
    „Es ist der schönste Tag meines Lebens. Ich bin unglaublich glücklich“, versicherte Stefanie ihrer besten Freundin und Brautjungfer Anna Steiner. Sie stand in ihrem weißen Kleid neben dem Teich der Hortmanns und grinste breit. „Mark ist der Mann meiner Träume. Hätte ich ihn nicht getroffen, dann wüsste ich nicht, was ich jetzt machen würde.“
    „Ich freue mich für dich, Kleine. Es geht doch nichts über die Liebe. Möge sie euch für immer erhalten bleiben.“
    „Davon bin ich überzeugt. Wir werden zusammen alt und grau. Das hat Mark mir schon versprochen.“
    Zwar befanden die beiden sich etwas abseits von der Menschenmenge im Zentrum des Gartens, dennoch entdeckte Mark sie auf Anhieb. „Hey, wie wäre es mit einem Glas Sekt, Frau Hortmann?“
    „ Frau Hortmann . Diese beiden Wörter gehen runter wie Öl. Aber momentan möchte ich keinen Sekt. Das überlasse ich den Gästen. Schließlich haben wir heute Abend noch einiges vor. Dafür will ich fit
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