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Rachewahn: Thriller

Rachewahn: Thriller

Titel: Rachewahn: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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hier!
    „Das ist Irrsinn! Sie sind wahnsinnig!“, posaunte einer der Fahrgäste in Annas Richtung. Es war ein 50-jähriger Mann, der neben seiner Ehefrau in der vierten Sitzreihe saß. Seine Gattin wollte ihn noch festhalten, doch der Mann stand auf und sah Anna herausfordernd an. „Was machen Sie jetzt? Schießen Sie wirklich? Oder wollen Sie nur ein wenig Aufmerksamkeit ergattern? Leute wie Sie ekeln mich an!“
    „Ich warne Sie nur noch ein einziges Mal“, erwiderte Anna. „Keine Bewegung! Setzen Sie sich hin und verhalten Sie sich ruhig. Sonst werde ich abdrücken. Das schwöre ich auf alles, was mir heilig ist.“
    „Ich glaube nicht, dass einer durchgeknallten Kuh wie Ihnen überhaupt etwas heilig ist. Sie sind erbärmlich. Denken Sie, dass Sie mich beeindrucken können? Oder dass ich Angst vor Ihrer Spielzeugwaffe hätte? Wo haben Sie die her? Aus einem Laden für Kinderkram?“
    „Letzte Chance! Setzen Sie sich wieder hin! Jetzt!“
    „Niemals!“ Der Mann schnaufte und lief los. Er rannte direkt auf Anna zu.
    Dann fiel der erste Schuss.

8
    Ein Tag zuvor
    „Es ist nicht so angenehm, wie Sie vielleicht denken. Natürlich sind wir reich. Und wir sind sehr dankbar dafür. Aber viele Leute sehen nicht den unglaublichen Arbeitsaufwand, der hinter der Kohle steckt. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich beklage mich nicht. Dafür geht es meiner Frau und mir zu gut. Aber ich kann es nicht leiden, wenn Menschen glauben, das Geld sei uns zugeflogen.“ Albert Hortmann zeigte auf sein großes Anwesen. „Das alles haben meine Frau und ich uns hart erarbeitet. Und wir sind der Meinung, dass jeder Mensch in so einem Haus leben könnte. Man muss sich dafür nur ordentlich ins Zeug legen. Es heißt zwar immer, dass Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sei, aber das stimmt nicht. Jedes Land bietet eifrigen Menschen die Chance, etwas Großes zu schaffen. Meine Frau und ich sind die besten Beispiele dafür.“
    „Jedes Land?“, fragte Werner Mallon. „Das sehe ich ein wenig anders. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein strebsamer Arbeiter in einem afrikanischen Entwicklungsland zu Wohlstand kommen kann. Er könnte sich noch so sehr ins Zeug legen. Die Strukturen dort bieten keinen hohen Lebensstandard.“
    „Das mag wahr sein. Aber wen interessiert schon Afrika?“, stieß Albert mit voller Überzeugung aus. „Ich rede von Deutschland, China, Australien. Alles andere spielt doch keine Rolle.“
    Werner ließ den Kopf sinken. Er war 56 Jahre alt, Lackierer von Beruf und entfernter Nachbar der Hortmanns. „Sie leben grundsätzlich in anderen Kategorien als ich, Herr Hortmann. Das ist in meinen Augen das Hauptproblem des menschlichen Zusammenlebens. Sie sind wie ein Politiker. Diese Leute verdienen teilweise so viel Geld, dass sie irgendwann den Kontakt zum normalen Lebensstandard verlieren. Dann gehen sie von ihrem neuen Leben aus und verlieren die Realität aus den Augen. Wenn Sie also der Meinung sind, dass nur die großen Industrieländer wichtig sind, dann leisten Sie einen Beitrag zum größten Konfliktpotenzial überhaupt: Sie vergrößern die Schere zwischen arm und reich. Statt den Armen zu helfen, wollen Sie die Reichen noch reicher und mächtiger machen. Natürlich behaupten Sie, dass diese Stärkung nur dazu diene, den Armen somit wirklich auf die Beine helfen zu können. Aber das passiert nicht, weil Sie in Ihren hohen Kategorien bereits festgefahren sind. Deshalb kann ich Ihre Ansicht nicht teilen.“
    Albert brachte nur ein müdes Lächeln hervor. „Wenn das wahrhaftig Ihre Meinung ist, dann verstehe ich beim besten Willen nicht, wieso ich überhaupt mit Ihnen rede. Sie denken zu kleinkariert.“
    Werner trank einen Schluck Sekt. „Nein, Sie denken in zu großen Kategorien. Ich rede von den Menschen, die für ihr tägliches Überleben kämpfen müssen. Genau das können Sie mit Ihren Millionen gar nicht mehr nachvollziehen, weil der Luxus für Sie zum Standard geworden ist.“
    „Aber darum geht es doch. Diesen Standard müssen sich die Menschen erarbeiten. Viele sind jedoch zu faul. Ganz einfach.“
    „Sie verallgemeinern immer gerne. Das trägt aber nicht zur Lösung des Problems bei. Wollen Sie nun also meine Stiftung für hungernde Kinder unterstützen, oder nicht? Das ist eigentlich alles, was ich wissen möchte.“
    „Sie kommen am Hochzeitstag meines Sohnes her, um mir mal wieder mit Ihrer Stiftung in den Ohren zu liegen? Das ist dreist.“
    „Armut und Hunger kennen keine
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