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Rachewahn: Thriller

Rachewahn: Thriller

Titel: Rachewahn: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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Ihnen stehen noch weitere Personen. Ich muss den Fahrplan einhalten. Hören Sie also auf zu sabbeln und bezahlen Sie den Preis. Ansonsten steigen Sie wieder aus. So einfach ist das.“
    „Das ist unerhört! So eine Frechheit ist mir seit Jahren nicht mehr untergekommen. Ich werde mich bei der Stadt über Sie beschweren. So kann man mit mir nicht umgehen.“ Die Dame fingerte den geforderten Betrag hervor und warf dem Busfahrer einen wütenden Blick zu. „So etwas!“, fauchte sie, bevor sie das Geld abdrückte und durch den Mittelgang nach hinten ging.
    Anna hob ihre schwarze Sporttasche auf, die sie vor einigen Minuten auf den Bürgersteig gestellt hatte, und betrat den Bus. „Zwei Haltestellen.“
    „Neunzig Cent.“
    Sie bezahlte und trat ebenfalls zu den Sitzplätzen. Dabei hörte sie die 73-Jährige posaunen: „Hey, junger Mann. Sehen Sie nicht, dass ich alt und zerbrechlich bin? Stehen Sie gefälligst von Ihrem Platz auf und helfen Sie mir beim Hinsetzen! Was sind denn das für Manieren?!“
    Der Jugendliche in der labberigen Jeans und dem großen T-Shirt reagierte nicht auf sie. Er saß breitbeinig auf einer Sitzbank, die eigentlich für zwei Personen gedacht war, und hörte Musik über seine Kopfhörer. Der Dame warf er nicht einmal einen Blick zu. Er ignorierte sie nach bestem Gewissen.
    „So etwas Unverschämtes! Sind heute nur Idioten unterwegs?“, rief die 73-Jährige. Doch statt sich weiter über den Jugendlichen zu ärgern, schritt sie kurzerhand den Gang hinab und suchte nach einer anderen Sitzgelegenheit. Zwei Reihen vor der Rückbank setzte sie sich neben eine Mittfünfzigerin und atmete tief durch. „Ah, endlich kann ich wieder sitzen. Mein Rücken bringt mich noch um. Haben Sie auch schon Rückenprobleme, junge Frau?“
    Ihre Sitznachbarin schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster. Offenbar war sie nicht an einer Unterhaltung mit der älteren Dame interessiert.
    Anna ließ sie daraufhin aus den Augen und sah sich um. Dabei erkannte sie, dass sich derzeit dreiunddreißig Fahrgäste in dem Bus befanden. Fünf weitere stiegen noch nach ihr ein.
    Das könnte ein Problem werden. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen hier sein würden. Bei einer großen Masse ist die Dynamik stets sehr hoch. Aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass keiner von denen den Helden spielen wird. Schließlich sind die meisten schon über fünfzig und wirken nicht gerade fit.
    Sie betrachtete einen älteren Mann im roten Hemd und blauer Jeans. Er hatte eine Glatze und trug eine Sonnenbrille. Zwar schien die Sonne am heutigen Tag nicht besonders stark, aber ein Schutz für die Augen konnte nie schaden. Womöglich litt er aber auch an einer Überempfindlichkeit der Netzhaut.
    Es ist alles möglich. Das habe ich bei der Vorbereitung auf den heutigen Tag zur Genüge gelernt. Deshalb darf ich mir keine vorschnellen Urteile über die Personen bilden.
    „22 Grad. Ideales Wetter“, hörte Anna eine Frau mittleren Alters sagen. Diese saß schräg vor ihr und unterhielt sich mit einem jüngeren Mann, der neben ihr hockte. „Eigentlich sollte es heute bis zu 30 Grad warm werden. Aber auf den Wetterbericht ist kaum noch Verlass. In meinen Augen ist Meteorologie pure Spekulation. Finden Sie nicht auch?“
    „Ja, klar“, antwortete der Mann abweisend. „Was immer Sie meinen.“
    „Mittlerweile habe ich gelernt, die Zeichen der Natur selbst zu deuten. Ich kann anhand der Wolken genau erkennen, wie das Wetter den Tag über werden wird. Das ist gar nicht so schwer. Man muss nur gucken, welche Formation auf welche Anzahl folgt. Wenn zum Beispiel eine runde Wolke auf drei gezackte Wolken kommt, dann kann man sich absolut sicher sein, dass es später regnen wird. Sollte aber eine eckige Wolke auf fünf runde folgen, dann …“
    Anna verdrehte die Augen und dankte dem Herrn, dass sie nicht neben der Quasselstrippe saß. Die Frau redete tatsächlich ohne Punkt und Komma. Und inhaltlich schien alles gequirlter Unsinn zu sein.
    Nachdem alle Fahrgäste eingestiegen waren und bezahlt hatten, setzte sich der Bus wieder in Bewegung. Er ordnete sich in den fließenden Verkehr ein und nahm Kurs auf das Stadtzentrum. Während sich die neuen Passagiere auf die restlichen freien Plätze setzten, stellte Anna sich in den Stehraum vor der hinteren Tür und hielt sich an einem Haltegriff fest.
    Nach kurzer Zeit sah sie an sich herab. Sie trug eine schwarze Jeans zu einer weißen Bluse. Darüber hatte sie sich eine dunkle Weste
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