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Rachewahn: Thriller

Rachewahn: Thriller

Titel: Rachewahn: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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gestern an eine Frage von ihm im Hortmann-Haus erinnert. Gunst wollte von uns wissen, ob wir die Tatwaffe schon gefunden hätten. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, weil er nicht konkret von einem Messer gesprochen hatte. Doch er konnte überhaupt nicht wissen, dass die Tatwaffe nicht an den Tatorten lag.“
    Kortmann nickte. „Ich verstehe. Ja, das leuchtet ein. Daraufhin haben Sie sich mit dem Chefredakteur des Göttinger Wochenblatts in Verbindung gesetzt und ihn gebeten, Gunst auf dessen Handy anzurufen.“
    „Stimmt. Den Anruf haben wir dann von unserer Zentrale orten lassen. Vor Ort fanden wir heraus, dass Gunst tatsächlich mit Anna und Jonas unter einer Decke steckte. Zum Glück klappte das. Denn die Kollegen haben mir berichtet, dass weder im Treppenhaus noch auf dem Dach des Hochhauses verräterische Spuren gefunden werden konnten. Die Tatortanalyse wäre uns also keine Hilfe gewesen. Frost war sehr vorsichtig. Bestimmt hatte er eine große Tasche oder etwas ähnliches dabei, in der er das Gewehr transportiert hat. Dieses fanden wir schließlich im Unterschlupf der drei Räuber.“
    „Und dann haben Sie kurzen Prozess mit denen gemacht.“
    „Uns blieb keine andere Wahl“, beteuerte Nora. „Wir hätten nicht verantworten können, dass die drei in das Kaufhaus gelaufen wären. Jeder hätte an unserer Stelle geschossen. Das war die einzig richtige Entscheidung.“
    „Jeder? Das bezweifle ich. Es hätten nur solche Menschen geschossen …“ Kortmann erhob sich aus seinem Stuhl und funkelte Nora an. „… die genau gewusst hätten, was sie machten. Zum Glück waren Sie vor Ort und nicht jemand, der noch gezögert und damit weitere Menschen in Gefahr gebracht hätte.“ Sein Gesicht hellte sich auf. „Ich bin stolz auf Sie. Es gibt Situationen, in denen Gewinner handeln und Verlierer zögern. Mir war schon immer bewusst, zu welchen Menschen Sie gehören.“
    Nora atmete auf. Auch Tommy entspannte sich etwas. Noch vor ein paar Minuten waren sie davon ausgegangen, dass Kortmann ihnen aufgrund des gestrigen Vorfalls die Hölle heiß machen würde. Immerhin lagen die drei Räuber ihretwegen im Krankenhaus und rangen mit dem Tod. Genau aus diesem Grund sagte Tommy nun auch: „Ich würde uns nicht gerade als ‚Gewinner’ bezeichnen. Wir haben getan, was wir tun mussten. Nicht mehr und nicht weniger. Drei Menschen könnten aber in den nächsten Stunden oder Tagen an Schussverletzungen sterben. Das ist kein Gewinn. Das ist lediglich die traurige Realität, die uns aufgezwungen wurde.“
    „Sie sollten an all die Menschen denken, die zum Zeitpunkt der gestrigen Schießerei in dem Kaufhaus waren. Denen haben Sie nämlich das Leben gerettet. Und das ist ein Gewinn. Kriminelle müssen bestraft werden. Auf die eine oder andere Art. Im Notfall müssen sie mit ihren Leben bezahlen. Aber das wissen sie im Voraus. Sie haben sich dafür entschieden, ein Verbrechen zu begehen. Damit sind die Konsequenzen vorgeschrieben.“ Kortmann sah Tommy an. „Sie als Polizisten führen lediglich einen Befehl aus. Sie machen Ihren Job. Sie beschützen die Unschuldigen und schnappen die Verbrecher. Genau das haben Sie gestern erledigt. Natürlich ist es schwer, auf einen Menschen zu schießen, um somit andere zu retten. Diese Situationen bleiben aber leider nicht aus. Sie werden damit leben müssen. Es wird wieder passieren. Früher oder später.“
    Nora überkreuzte ihre Beine. „Wahrscheinlich haben Sie recht. Dennoch kann es immer nur ein kleiner Trost bleiben, viele Menschen gerettet zu haben, wenn auch nur ein einziges Leben dafür geopfert werden musste.“
    „Vielleicht baut es Sie etwas auf, dass Gerhardt Frost erfolgreich operiert wurde. Veronika Hortmann kommt allmählich wieder zu Kräften. Und außerdem wissen wir noch nicht, ob Anna, Jonas und Frank an den Wunden überhaupt sterben werden.“
    „Nein, aber es liegt im Bereich des Möglichen. Allein dieser Umstand reicht schon aus, um meiner Freude über die geretteten Leben einen Dämpfer zu verpassen. Ich hasse es, auf Menschen schießen zu müssen. Dafür bin ich nicht Polizistin geworden.“
    „Aber das gehört im Notfall dazu.“
    „Solche Notfälle dürften gar nicht erst eintreten. Gunst hatte einen festen Job. Anna und Jonas ging es ebenfalls recht gut. Aus reiner Gier haben sie das ganze Theater veranstaltet. Das geht nicht in meinen Kopf. Wenn solche Leute schon zu derartigen Taten fähig sind, wie steht es dann erst mit den wirklich verzweifelten?
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