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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition)
Autoren: Anne Bax
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ein Praktikum machen, in einem Labor in Berlin.“
     
    „Und du hast ihr die passende Unterkunft dazu versprochen?“
     
    „Nicht versprochen, nur angedeutet, dass meine Zukünftige ein sehr liebenswerter Mensch mit einemgroßen Herzen und einer sehr großen Wohnung ist.“
     
    „Schmeichler. Du meinst also, dass es nicht ausreicht, wenn du deine väterlichen Gefühle an dieser jungen Frau austobst und glaubst, mir würde ein bisschen Mütterlichkeit auch gut stehen?“
     
    „Es reicht, wenn du sie in deinem Arbeitszimmer schlafen lässt und ihr vielleicht ein wenig die Stadt zeigst. Das sollte auch ohne Mütterlichkeit klappen.“
     
    Inga wusste, dass Christian eine Absage nicht verstehen würde, und sie auch hatte keine Lust auf eine Auseinandersetzung. „Schick die verlorene Tochter mit hoffentlich wattiertem Schlafsack vorbei. Die Stadt kannst du ihr doch auch zeigen, wenn du kommst.“
     
    Christian klang erleichtert. „Ich nehme Kai am Wochenende mit nach Berlin, kann aber nur bis Sonntag bleiben. Ich muss noch die Klassenfahrt vorbereiten und zur Fortbildung, weißt du doch.“
     
    Stimmt, eigentlich hatte sie die nächsten drei Wochen inklusive aller Wochenenden für sich allein gehabt. Jetzt hatte sie die nächsten drei Wochen eine Neunzehnjährige zu Gast, die sie nicht kannte und die sie eigentlich auch gar nicht kennen lernen wollte.
     
    „Bald bist du ja für immer hier. Ich freue mich auf dich.“ Inga legte auf und schob ihren Schreibtisch noch etwas weiter in die Ecke.
     
    So hatte es angefangen.
     
    Als sich am folgenden Samstag Christians Schlüssel im Schloss drehte, hatte Inga es immerhin schon geschafft die doppelte Luftmatratze, die sie sich für ihren letzten Urlaub gekauft hatten, aufzupumpen und ins Arbeitszimmer zu legen. Während der Woche war sie noch mehrmals versucht gewesen, Christian anzurufen und ihn zu bitten, seinen Schützling irgendwo anders unterzubringen. Nach den langen Tagen in der Schule mochte sie sich nicht vorstellen, zusätzliche Zeit in der Nähe eines Menschen zu verbringen, dessen Reifeprozess noch zu großen Teilen in der Öffentlichkeit ausgetragenwurde. Sie unterrichtete zwar selbst nicht in der Oberstufe, konnte sich aber täglich auf dem Schulhof davon überzeugen, dass es zwischen ihr und den Spätpubertären, die alles „cool“, „krass“ oder „geil“ fanden, wenig Gemeinsamkeiten gab.
     
    „Sie ist anders“, hatte Christian ihr oft genug erklärt. „Sie ist da schon weiter.“
     
    Weiter ist gut, weiter weg wäre in diesem Fall besser, dachte Inga, während sie in den Flur ging, um die beiden zu begrüßen.
     
    „Hallo, Schatz.“ Christian drückte sie an sich und versperrte ihr damit die Sicht auf die junge Frau, die hinter ihm stand. Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Das ist Kai. Kai, das ist meine Inga.“ Der Besitzerstolz mit fünfziger Jahre Geschmack, der in seiner Stimme schwang, machte Inga sofort ärgerlich und sie streckte ihre Hand ein wenig zu ruckartig aus. „Schön, Sie kennenzulernen, Kai.“
     
    Kais Händedruck war warm und angenehm. Ihre Hand umschloss Ingas fest und ihre Stimme klang dunkler als Christians, als sie sagte: „Ich freue mich auch. Christian hat schon so viel von Ihnen erzählt.“ Inga war verwirrt über den schönen Klang dieser jungen Stimme und über den klaren Blick, der sie sekundenlang festhielt. „Ihr seid ja genau gleich groß“, sagte Christian in diesem Moment, und es klang, als hätte er etwas anderes sagen wollen. Inga riss sich aus dem seltsamen Augenblick und deutete auf die Türe am Ende des Flures. „Sie können Ihre Sachen ins Arbeitszimmer legen, das wird Ihr Zimmer für die nächsten Wochen werden. Ich habe uns sogar etwas gekocht.“
     
    Der Abend verlief angenehmer, als Inga sich vorgestellt hatte. Kai war zumindest was die Wahl ihrer Adjektive anging, kein typisches Exemplar ihrer Generation, denn sie kommentierte Ingas Lasagne mit lauter Begriffen, die sie nicht nachschlagen musste. Sie war, da musste sie Christian recht geben, außergewöhnlich, ohne auffällig zu sein. Wenn man sie genau betrachtete, war eigentlich gar nichts Besonderes an ihr. Sie hatte ein ebenmäßiges Gesicht, nette Augen und lange dunkle Haare. Auf der Straße hätte sich wahrscheinlich niemand nach ihr umgedreht. Irgendwie beruhigte Inga das, ohne dass sie hätte sagen können warum. Wenn Kai sprach und lachte, fiel es Inga schwer, den Blick von ihr zu nehmen. Zudem hörte
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