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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition)
Autoren: Anne Bax
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wieder.
     
    „Keine Ahnung“, antwortete Inga. „Wir haben uns nach seiner Scheidung bei einer Fortbildung getroffen und sofort gut verstanden. Sein Alter hat da keine Rolle gespielt. So groß ist der Altersunterschied ja auch gar nicht.“
     
    „Zwischen mir und dir doch eigentlich auch nicht“, sagte Kai und der Blick den sie Inga dabei zuwarf, sollte wohl verwegen sein, wirkte aber rührend hilflos. „Ich stehe übrigens auch auf Ältere, glaube ich.“
     
    Inga stellte sich Kai mit einem älteren Mann vor und hatte sofort das Gefühl, sie beschützen zu wollen. Kamen ihre mütterlichen Gefühle jetzt doch noch durch? Sie schüttelte den Gedanken ab und schob die junge Frau vor sich aus der Tür. „Für dich, meine Liebe, ist die ganze Welt älter.“
     
    „Hast du schon mal Sushi gegessen?“, fragte Inga im Auto.
     
    Kai schüttelte den Kopf. „Ich bin ehrlich gesagt nicht mal sicher, was das wirklich ist. Toter roher Fisch?“
     
    „Ja, in klebrigen Reis gewickelt. Ich habe es auch noch nie versucht, aber ich dachte, wir könnten da mal zusammen Neuland betreten.“ Inga zwinkerte Kai übermütig zu und fragte sich gleichzeitig, warum klebriger Reis diese Euphorie in ihr auslöste. Oder toter Fisch.
     
    „Kannst du denn mit Stäbchen essen?“, fragte Kai.
     
    „Nicht die Bohne“, antwortete Inga, „und Fisch wohl auch nicht.“
     
    „Gut, fassen wir zusammen.“ Kai begann die einzelnen Punkte an ihren Fingern abzuzählen. „Wir versuchen eingewickelten Rohfisch, von dem wir nicht wissen, ob wir ihn mögen, mit Werkzeugen zu essen, von denen wir nicht wissen, wie sie zu bedienen sind. Sehe ich das richtig?“
     
    Inga nickte lachend.
     
    „Klingt nach einem interessanten Abend.“
     
    Mit dir sind alle Abende interessant, dachte Inga später im Lokal, während sie heimlich versuchte, ihre eingeschlafenen Beine unter dem Tisch zu strecken, und zusah, wie Kai ein Stückchen Fisch mit ihren Stäbchen durch die kleine Schale mit der Sojasauce verfolgte. Kai zu beobachten, war so etwas wie ein Hobby von Inga geworden. Ich weiß, warum Menschen Münzen sammeln, dachte sie. Sie lieben es einfach, ihre funkelnden Schmuckstücke immer wieder in Ruhe betrachten zu können.
     
    Kai bemerkte ihren Blick und flüsterte: „Wenn wir hier fertig sind, habe ich wirklich Hunger.“
     
    „Weißt du was? Wir erklären unser Experiment für beendet, ich zahle und wir suchen uns was Richtiges zu essen.“ Inga winkte die Bedienung heran, während Kai die letzte Sushirolle mit den Fingern aufnahm und im Mund verschwinden ließ. Während sie mit lauter Musik durch die dunkle Stadt fuhr, fiel Inga eine Zeile aus einem alten Lied von Ulla Meineke ein, Komm jetzt fahrn wir meinen Tank leer, bis es ausgeregnet hat , summte sie leise und traute sich nicht, Kai zu fragen, ob sie Lust hätte, mit ihr weiter ziellos durch die Straßen zu fahren. Mir hat wohl eine gute Freundin gefehlt, dachte sie, als sie in dieser Nacht, satt von einer Überdosis Hamburger, einschlief.
     
    Inga erwachte am nächsten Morgen mit dem unbändigen Drang, Kai die Stadt zu zeigen, und horchte, ob ihr Gast schon wach war. In der Wohnung war alles still. Sie schlich zur Tür des Arbeitszimmers und spähte durch den schmalen Spalt, der offen stand. Kai schlief noch tief und fest. Sie lag auf dem Rücken mit geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund. Inga verspürte ein Ziehen im Unterbauch, das sie nach kurzem Rechnen mit ihrer Zyklusphase nicht in Verbindung bringen konnte. Ich könnte einfach zu ihr hinübergehen und meine Hand auf ihre Wange legen, um sie ganz sanft zu wecken. Das Ziehen wurde stärker und breitete sich aus. Wahrscheinlich muss ich einfach aufs Klo, dachte Inga, und schüttelte den Wunsch, Kai zu wecken, ab. „Ich sehe dich.“ Kais Stimme traf sie unvorbereitet und sie fuhr sichtbar zusammen. „Du führst etwas im Schilde.“
     
    Inga fing sich wieder und stieß die Tür ganz auf. „Woher willst du das wissen?“
     
    „Du hast so geguckt.“ Kai hatte sich mittlerweile aufgerichtet und Inga konnte sich nicht erinnern, schon einmal so etwas Schönes wie die junge Frau mit dem zerzausten Haar im übergroßen T-Shirt gesehen zu haben.
     
    „Bleib so.“ Sie rannte ins Wohnzimmer und holte ihre Kamera.
     
    „Mit so meinst du …?“ Kai blickte verwirrt in das Objektiv, das mit leichtem Surren nach der optimalen Schärfe suchte.
     
    „Mit so meine ich so.“ Inga schoss eine ganze Serie von Bildern
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