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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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du ihn geschlagen hast?«
    »Und ob«, sagte ich mit einiger Genugtuung. »Wahrscheinlich siehst du das Foto morgen in der Klatschpresse. Ich möchte das Negativ kaufen und es für mein Büro vergrößern lassen, falls du das arrangieren kannst. Hat Imogen dir erzählt, dass es bei uns vorm Haus nur so gewimmelt hat von Medienleuten? Die Polizei muss ihnen den Tipp gegeben haben. Ich möchte, dass du da ganz genau nachhakst, Toby. In letzter Zeit kommt so was viel zu oft vor, und nie wird mal einer zur Verantwortung gezogen …«
    »Wolf, halt endlich die Klappe, Herrgott noch mal!«
    Mir blieb die Spucke weg. Toby war normalerweise ein Muster an Höflichkeit. Okay, ich hatte ihm schon öfter mit einem meiner Lieblingsthemen in den Ohren gelegen, aber in seinem Tonfall lag eine Dringlichkeit, die weit über bloße Gereiztheit hinausging.
    Ich sagte: »Toby, was ist los? Wonach suchen diese Idioten eigentlich? Gut, ich war vielleicht nicht immer hundertprozentig korrekt, aber die Firma ist solide, das schwöre ich. Weiß Johnny Nutbrown schon Bescheid? Ich denke, wir sollten ihn anrufen …«
    Nutbrown war mein bester Freund und Leiter der Finanzabteilung bei Woodcutter. Er war ein mathematisches Genie. Falls Johnny bei irgendwelchen Berechnungen zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre als ein Computer, hätte ich jederzeit auf Johnny gesetzt.
    Toby sagte: »Johnny wird dir hier nichts nützen. Medler ist nicht vom Betrugsdezernat. Er ist in der Abteilung, die früher die Sitte genannt wurde. Sein Spezialgebiet ist Pädophilie. Kinderpornografie.«
    Ich lachte erleichtert auf. Ja wirklich, ich lachte.
    Ich sagte: »Tja, dann hock ich nur hier, weil ich diesem schmierigen Mistkerl eine verpasst hab. Die haben inzwischen bestimmt längst gemerkt, dass sie einen Riesenbockmist gebaut haben, und hoffen nur noch, dass die Medien sich aus Langeweile verziehen, ehe ich wieder auftauche. Von wegen! Ich geb meine Erklärung ab, und wenn ich dafür extra Sendezeit kaufen muss!«
    Ich verstummte, nicht weil Toby irgendwas gesagt hatte, sondern wegen des Gesichtsausdrucks, mit dem er mich ansah. Taxierend. Das war das richtige Wort. Wie ein Mensch, der sich rückversichern will, aber dem Braten nicht ganz traut.
    Er sagte: »Medler sagt, seiner Meinung nach reicht die Beweislage für eine Anklage aus.«
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf.
    Ich sagte: »Aber mittlerweile müssen die doch meine Festplatte durchleuchtet haben. Wo ist das Problem? Irgendwelche Verschlüsselungen, die sie nicht geknackt haben? Herrje, von mir aus können sie sich ruhig kurz mal alles ansehen, vorausgesetzt, ich bin dabei …«
    Toby sagte: »Er hat sich so angehört, als hätten sie so einiges gefunden …«
    Ich erstarrte.
    »So einiges?«, echote ich. »Du meinst Kinderpornos? Unmöglich!«
    Er sah mich mit einem langen Blick an. Als er sprach, hatte seine Stimme einen juristischen Tonfall angenommen.
    »Wolf, ich muss völlige Klarheit haben, damit ich weiß, wie wir weiter vorgehen sollen. Du versicherst mir also, dass auf keinem deiner Computer etwas Derartiges zu finden ist, keinerlei Bilder pädophilen Inhalts?«
    Wut kochte in mir hoch, aber ich unterdrückte sie rasch wieder. Ein Freund hätte die Frage nicht stellen müssen, aber Toby war mehr als ein Freund, er war außerdem mein Anwalt, und als meinen Anwalt musste ich ihn jetzt sehen, genau wie er mich jetzt offenbar nur als seinen Mandanten sah.
    Ich sagte: »Nichts.«
    Er sagte: »Okay«, stand auf und ging zur Tür.
    »Dann wollen wir mal hören, was DI Medler zu sagen hat«, sagte er.
    Und das war der Anfang der Hölle.
3
    Eines muss ich Medler lassen, er fackelte nicht lange.
    Er zeigte mir einige Kreditkartenabrechnungen aus dem letzten Jahr und bat mich um die Bestätigung, dass es meine waren. Ich sagte, davon würde ich ausgehen, weil ja schließlich mein Name draufstand und ein paar von meinen Adressen. Er bat mich, sie mir genauer anzusehen. Ich überflog sie, konnte auf jeder einige größere Summen zuordnen – Hotelrechnungen zum Beispiel – und sagte ja, es wären definitiv meine. Dann machte er mich auf eine Reihe von Zahlungen aufmerksam – hauptsächlich an ein Internetunternehmen namens InArcadia – und fragte, ob ich mich erinnern könne, wofür diese Zahlungen erfolgt waren. Ich sagte, dass ich das so auf Anhieb nicht könne, was nicht verwunderlich sei, da ich für so ziemlich alles in meinem extrem hektischen Leben mit Kreditkarten bezahlte, von denen ich
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