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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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Hochzeitstag –, änderte sich alles.
    Um halb sieben Uhr morgens wurden wir in unserem Haus in Holland Park durch hartnäckiges Klingeln an der Tür geweckt. Ich stand auf und ging zum Fenster. Als ich die Polizeiuniformen draußen sah, dachte ich zunächst, irgendein Spaßvogel hätte uns zu unserem Hochzeitstag eine Strippertruppe geschickt. Aber sie erweckten nicht den Eindruck, als würden sie sich gleich die Uniformen vom Leib reißen und uns ein Ständchen bringen, und plötzlich stockte mir das Herz bei dem Gedanken, dass Ginny etwas passiert sein könnte. Sie war im Internat – nicht meine Entscheidung, aber wenn der einfache Holzfäller die Prinzessin heiratet, muss er wohl oder übel ein paar altehrwürdige Traditionen anstandslos hinnehmen.
    Dann machte ich mir klar, dass sie wohl kaum ein ganzes Aufgebot schicken würden, um eine solche Nachricht zu überbringen.
    Und sie hätten auch nicht jede Menge Pressefotografen und ein Fernsehteam im Gefolge.
    Inzwischen hatte sich Imogen im Bett aufgesetzt. Selbst unter diesen beängstigenden Umständen lenkte mich der Anblick ihrer vollkommenen Brüste ab.
    Sie sagte in ihrer gewohnt ruhigen Art: «Wolf, was ist denn los?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. «Ich geh mal nachsehen.«
    Ich nahm meinen Morgenmantel und schlüpfte hinein, während ich die Treppe hinunterging. Von unten waren Stimmen zu hören. Unter anderem erkannte ich den Cockney-Dialekt unserer Haushälterin, Mrs Roper. Sie protestierte lautstark, und als ich den Treppenabsatz erreichte, sah ich auch, warum. Offenbar hatte sie die Haustür geöffnet, und nun drängten sich die Polizisten rücksichtslos an ihr vorbei. Ein kleiner fleischiger Mann in einem zerknitterten blauen Anzug kam flankiert von zwei uniformierten Constables die Treppe herauf auf mich zugetrabt.
    Zwei Stufen unterhalb von mir blieb er stehen und sagte atemlos: «Wolf Hadda? Verzeihung . Sir Wilfred Hadda. Detective Inspector Medler. Ich habe einen Durchsuchungsbefehl für dieses Haus.«
    Er hob den Arm und reichte mir ein Blatt Papier. Ich hörte, wie unten Leute umhergingen, Türen geöffnet und zugeschlagen wurden, Mrs Roper weiter protestierte.
    Ich sagte: «Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    Sein Blick glitt nach unten zu meinem Schritt. Seine Lippen zuckten. Dann wanderten seine Augen nach oben über meinen Körper und richteten sich auf etwas hinter mir.
    Er sagte: «Vielleicht ziehen Sie sich besser was an, es sei denn, Sie möchten gern auf Seite drei landen.«
    Ich drehte mich um, um nachzusehen, wohin er blickte. Durch das Treppenfenster zum Garten hin konnte ich die alte Eberesche aus Cumbria sehen, die ich hierher verpflanzt hatte, als ich das Haus kaufte. Um diese Jahreszeit war sie voll mit roten Beeren, und ich wurde ebenso rot vor Wut beim Anblick eines Paparazzos, der im Geäst hockte und seine Kamera auf mich gerichtet hatte. Selbst auf diese Entfernung konnte ich den Schaden sehen, den er mit seiner Kletterpartie angerichtet hatte.
    Ich drehte mich wieder zu Medler um.
    »Wie ist der da hingekommen? Überhaupt, was hat die Presse hier zu suchen? Haben Sie die mitgebracht?«
    »Aber, aber, warum hätte ich das denn wohl tun sollen, Sir?«, sagte er. »Vielleicht sind die Leute rein zufällig hier vorbeigekommen.«
    Er versuchte nicht mal, überzeugend zu klingen.
    Sein Tonfall war anzüglich und sein Mund sah aus, als unterdrücke er ein spöttisches Grinsen. Mir ist schon immer schnell die Sicherung durchgebrannt. Morgens um halb sieben, angesichts einer Horde von grobklotzigen Bullen, die mein Haus auseinandernahmen, und eines Paparazzos, der meine schöne Eberesche schändete, brannte sie noch schneller durch. Ich verpasste dem kleinen Arschloch eine Gerade mittenmang auf sein selbstgefälliges Maul, so dass er rückwärts die Treppe runterflog und einen von seinen Constables mitriss. Der andere zückte seinen Schlagstock und drosch mir damit aufs Bein. Der Schmerz war fürchterlich, und ich sackte auf dem Treppenabsatz zusammen.
    Danach brach ein großes Tohuwabohu aus. Während ich unsanft aus dem Haus geschleift wurde, war Imogen vollständig angezogen oben an der Treppe aufgetaucht. Ich rief ihr zu: »Ruf Toby an!«
    Sie wirkte sehr ruhig, sehr beherrscht. Prinzessinnen geraten nicht in Panik. Der Gedanke war mir ein Trost.
    Kameras klickten, und Journalisten schrien irgendwelche unverständlichen Fragen, während ich in ein Auto verfrachtet wurde. Als wir davonbrausten, wandte ich den Kopf und
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