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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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parkte vor der Kirche und ging auf den Friedhof. Etwas hatte sich verändert, seit er zu Imogens Beerdigung das letzte Mal hier gewesen war. Der trutzige Metallzaun um die Grabstätte der Ulphingstones war entfernt worden.
    Als er näher trat, sah er, dass es noch andere Veränderungen gab. Eine junge Eberesche war davor gepflanzt worden, und ihre Beeren leuchteten hell im Zwielicht.
    Und die Inschrift lautete jetzt: Hier ruht Virginia, geliebte Tochter von Wilfred und Imogen Hadda und Enkelin von Sir Leon und Lady Kira Ulphingstone .
    Tochter . Das war die Wahrheit, ganz gleich, was Imo gesagt hatte. Sie war all die Jahre seine geliebte Tochter gewesen. Nichts konnte daran je etwas ändern.
    Er blieb einen Moment stehen, dann wandte er sich ab.
    Eine Stimme rief: »Wolf.«
    Luke Hollins stand unter dem Vordach der Kirche und schaute zu ihm herüber.
    »Das sind großartige Neuigkeiten, Wolf«, sagte der Vikar. »Ich hab mich riesig gefreut. Ich dachte, am Sonntag könnte ich über den Verlorenen Sohn predigen.«
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte Wolf. »Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten wäre passender. Bis bald, Padre.«
    »In der Kirche, meinen Sie?«, fragte Hollins hoffnungsfroh.
    »Wenn Sie mir meine Tesco-Bestellung liefern.«
    Er verließ den Friedhof. Gegenüber der Kirche leuchteten die Lichter vom Black Dog bereits hell durch die zunehmende Dunkelheit. Drei Männer schlenderten auf den Eingang des Pubs zu. Es waren Farmer aus der Gegend, die er alle schon mal gesehen hatte. Einer von ihnen war Joe Strudd, sein Nachbar.
    Strudd blickte über die Straße und rief. »Wie geht’s, Wolf? Alles klar?«
    »Einigermaßen. Und selbst?«
    »Gar nicht mal so schlecht. Lust auf ein Bier und ein Schwätzchen?«
    »Ein anderes Mal vielleicht.«
    »Bis bald, dann.«
    Die drei winkten zum Abschied und verschwanden im Pub.
    Wolf lächelte, als er aus dem Dorf fuhr. Luke Hollins musste noch einiges über seine Gemeinde lernen. Auf gemästete Kälber, die bei der Heimkehr des Verlorenen Sohnes geschlachtet wurden, konnten sie gut verzichten. Bei ihnen tat’s auch eine Einladung auf ein Bier und ein Schwätzchen.
    Die Abzweigung nach Birkstane kam in Sicht. Er lenkte den Defender ohne abzubremsen in die Zufahrt, und das Beben der Räder, als sie über die alten Furchen und Schlaglöcher holperten, fühlte sich an wie eine Liebkosung. Das Tor stand offen, und er sah Licht im Farmhaus, während aus dem Schornstein eine graue Rauchfahne in den mit Sternen übersäten Himmel wehte.
    Zuhause. Er erinnerte sich an JCs Worte, halb spöttisch, halb neidisch. Als Holzfäller anfangen, und als Holzfäller aufhören . Wollte er das wirklich? Vielmehr, war das überhaupt möglich … nach allem?
    Er stoppte den Wagen und stieg aus. Die Haustür ging auf, und Sneck kam mit funkelnden Augen und gebleckten Zähnen auf ihn zugeflitzt, als wollte er ihm die Kehle durchbeißen. Dann legten sich die Vorderpfoten des Hundes auf seine Schultern, und seine große raue Zunge schmirgelte ihm das Gesicht.
    »Runter mit dir, du sabbernder Trottel!«, befahl er.
    »Willst du mich in Zukunft immer so nennen?«, fragte Alva von der offenen Tür her.
    Childs musste sie angerufen haben. Gott segne dich, JC, zumindest dafür!, dachte er.
    Was die Zukunft bringen würde, wusste er nicht. Welche Dämonen wartend auf der Lauer lagen, um ihn zu verfolgen, konnte er nur vermuten. Aber dieser Augenblick, dieser Ort, waren zu vollkommen für solche Gedanken.
    Im Übrigen konnte ein Mensch nur eines tun: warten und hoffen.
    Er ging lächelnd auf sie zu und sagte: »Tja, mal sehen.«
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