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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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nicht, das hättest du nie gespürt.«
    »Wovon zum Teufel redest du?«, wiederholte er, diesmal heftiger. »Dieselbe Medaille? Dunkelheit? Los, drück dich klar aus, solange du noch Gelegenheit dazu hast!«
    Sie betrachtete ihn traurig und sagte: »Errätst du es nicht? Ich dachte, du wärst schon längst darauf gekommen. Wir sind Geschwister, Wolf. Fred war auch mein Vater.«

7
    Alva parkte ihr Auto in Wasdale Head neben Haddas Defender. Auf der anderen Seite stand ein blauer Mercedes. Sie war sich nicht hundertprozentig sicher, dass der Wagen Imogen gehörte, aber sie erinnerte sich, ein ähnliches Modell vor Schloss Ulphingstone stehen gesehen zu haben, als sie im Januar dort gewesen war.
    Sie nahm ihren kleinen Tagesrucksack aus dem Kofferraum und überprüfte den Inhalt. Regenmantel, Ersatzpullover, Müsliriegel, isotonischer Orangensaft, ein leichtes Fernglas, Karte, Kompass, Trillerpfeife, Taschenlampe. Alles, was die vorsichtige Psychiaterin in den Bergen dabeihaben sollte. Sie war immer nur auf der Ostseite des Lake District gewandert, also breitete sie die Karte aus, um sich die Route zum Pillar anzusehen, aber als sie Snecks Bellen hörte, wurde ihr klar, dass sie sich die Mühe sparen konnte. Der Hund stand auf einem Pfad, der seitlich an dem Gasthof vorbeiführte, und schaute sich ungeduldig nach ihr um. Als sie hinter ihm herkam, drehte er sich um und rannte mit beruhigender Gewissheit voraus.
    Vielleicht hatte Hadda doch keinen so großen Vorsprung, wie sie befürchtet hatte. Vielleicht hatte er auf der Fahrt hierher aus irgendwelchen Gründen noch einen Umweg gemacht.
    Als sie den Hauptpfad erreichte, der auf der rechten Seite des Mosedale-Tales die Flanke des Kirk Fell querte, entdeckte sie weit vor sich eine Gestalt, und ihr Herz tat einen Sprung. Aber als sie stehen blieb und durch ihr Fernglas spähte, erkannte sie gleich, dass es nicht Hadda war. Nur irgendein Wanderer, und zwar einer, der im flotten Tempo unterwegs war. Sie verstaute das Fernglas und fiel in den weit ausladenden Schritt, um den ihre Collegefreunde sie immer beneidet hatten, wenn sie zusammen wandern gingen. »Meine Güte, Alva, wir veranstalten hier doch kein Wettrennen!«, sagten sie oft. Aber als angehende Psychiaterin hatte sie gewusst, dass es meistens doch eins war.
    Sneck wusste genau, wo er hinwollte, und in seinem Eifer lief er oft ein ganzes Stück voraus, so dass sie ihn nicht mehr sehen konnte, aber er kehrte jedes Mal zurück, als wollte er sich vergewissern, dass sie auch mitkam. Sie überlegte, ob sie ihn ermuntern sollte, allein weiterzulaufen, damit er sein Herrchen einholen und ihm so zu verstehen geben konnte, dass sie ihm folgte. Aber was hätte das gebracht?
    Und falls sich der Pfad, der im Augenblick noch klar vor ihr lag, irgendwann gabelte, würde sie den Hund brauchen, um den richtigen Weg zu finden.
    Als der Aufstieg steiler wurde, fiel es ihr schwerer, das forsche Tempo beizubehalten. Dort, wo der Pfad den Gatherstone Beck überquerte, macht sie kurz Halt, um zu verschnaufen, und blickte den Hang hinauf zum Kamm, wo sich der andere Wanderer einen Moment lang als Silhouette vor dem Himmel abzeichnete. Sie war näher an ihn rangekommen, aber das musste nicht auch für Hadda gelten.
    Und überhaupt, was dachte sie sich eigentlich bei dieser Aktion? Durch ihr Rendezvous oben auf dem Pillar Rock wären die beiden für sie wahrscheinlich ohnehin unerreichbar – sie war keine Bergsteigerin, und nach allem, was sie von Wolfs Beschreibung in Erinnerung hatte, stellte der Aufstieg für Anfänger eine echte Herausforderung dar.
    Aber sie war schon so weit gekommen, dass sie bestimmt nicht umkehren würde.
    Vorsichtig durchquerte sie den Bach und machte sich auf den Weg hinauf zum Pass.
    Der Karte nach musste sie den Hauptpfad zum Berggipfel verlassen, um zum Pillar Rock zu gelangen, und Sneck zeigte ihr die Stelle, wo der Seitenpfad abzweigte. Jetzt bewegte sie sich durch ein windiges zerklüftetes Gebiet, das den vorherigen Aufstieg zum Pass fast gemütlich erscheinen ließ. Der Fluss, der sich tief unten durchs Tal wand, war kaum mehr als ein blaues Band. Sie verspürte dieses rauschhafte Hochgefühl, das den Bergwanderer für all seine Mühen belohnt, und normalerweise hätte sie eine Pause eingelegt, um den Augenblick zu genießen. Aber heute wanderte sie nicht zum Vergnügen, sondern für etwas, das sie selbst nicht ganz verstand, wenngleich sie ahnte, dass es für ihre Zukunft irgendwie von entscheidender
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