Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
eine beeindruckende Anzahl angesammelt hatte, dass ich aber mit Hilfe meiner Sekretärin ganz sicher herausfinden könne, was mit diesen Summen jeweils bezahlt worden war.
    Er schob die Abrechnungen zusammen, steckte sie in einen Ordner und lächelte. Die aufgeplatzte Lippe tat ihm bestimmt weh, aber sein Lächeln war trotzdem noch genauso verschlagen und anzüglich wie zuvor.
    »Ich denke nicht, dass wir Ihre Sekretärin bemühen müssen, Sir Wilfred«, sagte er. »Wir können Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, indem wir Ihnen ein paar von den Sachen zeigen, für die Sie da bezahlt haben.«
    Dann klappte er den Laptop auf, der auf dem Tisch zwischen uns stand, drückte eine Taste und drehte ihn in meine Richtung.
    Zuerst kamen Standbilder, dann ein paar Videoausschnitte. Alle zeigten sie Mädchen mitten in der Pubertät. Manche stellten sich provokativ zur Schau, manche wurden von Männern begrapscht. Jahre später verfolgen mich diese Bilder noch immer.
    Dreißig Sekunden reichten. Ich knallte den Laptop-Deckel zu. Einen Moment lang konnte ich nicht sprechen. Ich sah zu Toby hinüber. Unsere Blicke trafen sich. Dann schaute er weg.
    Ich sagte: »Toby, um Gottes willen, du denkst doch wohl nicht …«
    Dann riss ich mich zusammen. Was auch immer hier vor sich ging, mich vor den Augen der Polizei mit meinem Anwalt auf einen Streit einzulassen, der noch dazu aufgezeichnet wurde, wäre wenig ratsam.
    Ich sagte zu Medler: »Warum zum Teufel zeigen Sie mir diesen Dreck?«
    Er sagte: »Weil wir ihn auf einem Computer gefunden haben, der Ihnen gehört, Sir Wilfred. Auf einem Computer, der mit Ihrem Passwort geschützt ist, in einem verschlüsselten Programm, auf das man nur Zugriff bekommt, wenn man einen fünfundzwanzigstelligen Code eingibt und drei persönliche Fragen beantwortet. Persönlich für Sie, meine ich. Außerdem wurden die fraglichen Bilder und Filme und noch viele andere bei der Internetfirma InArcadia gekauft und mit etlichen Ihrer Kreditkarten bezahlt, deren Abrechnungen Sie soeben bestätigt haben.«
    Der Rest der Vernehmung war kurz und grotesk. Medler bemühte sich kein bisschen um Feinfühligkeit. Vielleicht war ich dem kleinen Arschloch dermaßen unsympathisch, dass er sich gar keine Kooperation von mir wünschte! Er bombardierte mich bloß mit Fragen, die immer beleidigender wurden: Wie lange hatte ich das schon getrieben? Wie eng war mein Kontakt zu den Leuten hinter InArcadia? Hatte ich mich je selbst aktiv an derartigen Videoaufnahmen beteiligt? Und so weiter und so weiter –, ohne sich auch nur im Geringsten dadurch beirren zu lassen, dass ich die Unterstellungen immer heftiger abstritt.
    Toby saß die ganze Zeit stumm wie eine Statue dabei, und schließlich vergaß ich meinen Vorsatz, mich nicht öffentlich zu streiten, und schrie: »Verdammte Scheiße, Mann, sag doch auch mal was! Was meinst du eigentlich, wofür ich dich bezahle?«
    Er antwortete nicht. Ich sah, wie er zu Medler hinüberschielte. Vielleicht fing ich in meiner aufgebrachten Verfassung ja schon an, mir Sachen einzubilden, aber ich hatte den Eindruck, dass Toby fast kleinlaut dreinblickte, als wollte er sagen: Eigentlich will ich gar nicht hier sein, und Medler lächelte ihn kurz mitfühlend an, als würde er antworten: Ja, ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht für Sie ist.
    Schließlich riss mir mein zugegebenermaßen nicht besonders strapazierfähiger Geduldsfaden. Es stand auf der Kippe, ob ich meinem Anwalt oder dem Polizisten eine reinhauen würde. Wenn ich es irgendwie erklären müsste, würde ich sagen, dass es sinnvoller war, mich für Letzteren zu entscheiden, weil mein Verhältnis zu ihm offensichtlich hoffnungslos war, während ich Toby noch brauchen würde.
    Jedenfalls, ich verpasste Medler eine dicke Nase, zusätzlich zu seiner aufgeplatzten Lippe.
    Und damit war die Vernehmung zu Ende.
4
    Als ich das zweite Mal in die Zelle gebracht wurde, behandelte man mich weniger freundlich als beim ersten Mal.
    Die beiden Polizisten, die mich dorthin schleiften und dann mit reinkamen, waren Experten. Nachdem die Tür wieder hinter ihnen zugefallen war, blieb ich noch eine gute halbe Stunde schmerzgekrümmt auf dem Boden liegen. Aber als ich mich einigermaßen erholt hatte und meinen Körper inspizierte, konnte ich so gut wie keinen sichtbaren Beweis für diesen polizeilichen Übergriff entdecken.
    Ich schlug gegen die Tür, bis ein Constable auftauchte und mir sagte, ich sollte gefälligst Ruhe geben. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher