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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten
Autoren: Rita Mae Brown
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erstaunlich und entwickelt sich mit jeder Minute weiter. Sie arbeiten sich rückwärts vor, von deiner Nummer aus. Harry, geh das Gespräch noch mal durch. Vielleicht fällt dir nachträglich was auf, der Tonfall, ein Hintergrundgeräusch, irgendwas.«
    Harry verschränkte die Hände auf dem Tisch. »Das Telefon hat geklingelt. Ich bin drangegangen. Hab Dennis’ Stimme sofort erkannt. Seine Stimme war klar und fest, würde ich sagen. Er hat nicht geschrien oder so. Er sagte bloß: ›Halt dich raus und bau keinen Mist, Miststück‹ und ›Ron Brindell lebt‹, dann hat er aufgelegt.« Sie runzelte die Stirn. »Warte, er hat schwer ausgeatmet, und ich habe ein Klicken gehört. Ein metallisches Geräusch, aber was es genau war, kann ich dir nicht sagen. Wie Metall, das Metall berührt.«
    »Er weiß offenbar, dass du ihn gesehen hast.« Coop fuhr sich mit den Fingern über die Stirn, dann kniff sie sich in den Nacken. Sie fühlte, dass vor lauter Anspannung mordsmäßige Kopfschmerzen im Anzug waren.
    »Aber wir wissen, dass Dennis am Leben ist.«
    »Ja, das macht es einfacher. Jetzt müssen wir ihn nur noch finden. Denkst du, seine Äußerung ›Ron Brindell lebt‹ ist wörtlich gemeint, oder ist sie Teil des Rachefeldzugs?«
    »Das weiß ich nicht. Zeugen haben Ron von der Brücke springen sehen. Wie könnte er noch leben?«
    Miranda kam wieder zu ihnen. »Es gab einige Überlebende seit dem Bau der Golden-Gate-Brücke, aber Dennis will Ihnen nichts Böses tun, Harry, ich glaube ehrlich, dass er Sie warnen will, wer weiß, was er mit ›Ron Brindell lebt‹ sagen wollte?«
    Murphy heulte: »The Old Gray Mare! Ich hab’s. Ain’t what she used to be – sie war nicht die, die sie einst war.«
    »Still, Süße.« Harry hob sie auf, um sie zu streicheln.
    »Bleib wachsam!« Murphy legte die Pfoten auf den Tisch.
    »Ich nehme an, Dennis war Ron Brindells Geliebter. Bittner hatte recht.«
    »Oh, da war noch was.« Coop sagte es zu Harry, dann sah sie Miranda an. »Dennis hat Bittner auch angerufen. Er hat ihm gesagt, er sei der Nächste.«
    Reverend Herb Jones stampfte den Schnee von den Füßen, bückte sich, um etwas aufzuheben, und öffnete die Tür. »Drei hübsche Damen. Hier bin ich richtig.« Er drehte den durchweichten weißen Umschlag um, den er draußen auf dem Boden gefunden hatte. »An Mrs George Hogendobber adressiert. Miranda, der Absender muss jünger sein als wir. Man sollte wissen, dass man eine Witwe anders anschreibt. Es muss Mrs Miranda Hogendobber heißen. Die alte Art ließ einen die wichtigen Dinge auf Anhieb erkennen. Kein Wunder, dass die jungen Leute so viel Zeit verschwenden. Sie straucheln immerzu bei dem Versuch, hinter das Wesentliche zu kommen.« Er lachte. »Nun hör mich einer an! Ich werde alt!«
    »Sie doch nicht.« Miranda nahm den Umschlag.
    »Muss aus der Tür gerutscht sein. Jemand ist draufgetreten.« Herb beugte sich über den Schalter, als Miranda den Brief öffnete.
    Sie las: »Er hat die Macht zu strafen. Er ist Gottes Diener, ein Rächer zur Strafe über den, der Böses tut.« Sie überlegte einen Augenblick. »Römer, dreizehntes Kapitel, Vers vier.«
    »Sie kennen die Bibel besser als ich!«, sagte Herb anerkennend.
    Sie las den Brief noch einmal. »Cynthia, Sie wollen sich das sicher anschauen. Es könnte ein Spinner sein oder Dennis, der sich rechtfertigen will.«
    »Dennis?« Herb hob fragend die Augenbrauen.
    »Er lebt.« Harry berichtete ihm, was soeben geschehen war.
    Während sie den braven Reverend aufklärte, klingelte das Telefon.
    Miranda nahm ab. »Cynthia, für Sie. E.R. Valenzuela.« Cynthia hörte zu, dann legte sie auf. »Es war kein Handy.«
    »Er ist hier«, sagte Harry überzeugt.
    »Sie sind zu zweit, und einen von ihnen könnt ihr nicht sehen, ich meine, keiner von uns kann ihn sehen. Er ist uns so vertraut, dass wir ihn nicht wahrnehmen!«, heulte Murphy.
    »Es geht los.« Herb wies auf die dicken Schneeflocken, die von dem sich verfinsternden Himmel fielen.

 
57
     
    »Fahr nicht nach New York. Wir bleiben im Schneesturm stecken«, flehte Dennis, der mit der rechten Hand an die Beifahrertür gefesselt war. Die linke Hand war an seinem Gürtel festgebunden. Seine Handgelenke waren aufgescheuert von den Handschellen, die er seit Samstag tragen musste.
    Ron Brindell ließ den Wagen an. »Da könntest du recht haben. Aber mir ist langweilig. He, ich schnapp mir Harry.«
    »Sie hat dir nichts getan.«
    »Sie hat dich gesehen«, sagte Ron, »das weißt
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