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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten
Autoren: Rita Mae Brown
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rollte sich zusammen, den Schwanz über die Nase drapiert.
    »Bis dann!« Die zwei Tiere schoben sich durch das Tiertürchen im Hintereingang. Die Klappe fiel mit einem magnetischen Flappen zurück.
    Als Harry hochblickte, sah sie gerade noch das graue Türchen zuklappen. Sie dachte, die Tiere müssten mal raus.
    Mrs Murphy hob den Kopf und atmete die scharfe kalte Luft ein. Sie und Tucker gingen schnell, weil ihnen dabei wärmer wurde. Ihr Ziel war Yancys Karosseriewerkstatt, die einen Häuserblock hinter der Eisenbahnunterführung lag. Sie hielten sich wohlweislich abseits der Straße; sie hatten genug zerquetschte Geschöpfe gesehen, um keinem Menschen am Steuer zu trauen.
    Nach zehn Minuten gelangten sie zu der geschlossenen Werkstatt.
    Rick Shaw hatte das gelbe Absperrband entfernt, aber ein paar Fetzen waren an dem großen Werkstatt-Tor kleben geblieben. Die Tiere umrundeten den Betonbau. Auf der Rückseite ragte ein ziehharmonikaartiges schwarzes Kunststoffabflussrohr aus einer Ecke. Daneben hatte sich ein Schlackenstein gelockert; der Mörtel war vor Jahren zerbröckelt.

    »Kannst du ihn nicht rausschieben? Du bist kräftiger als ich.«
    »Ich versuch’s mal.« Tucker stemmte sich mit der Schulter gegen den kalten Stein. Stückchen für Stückchen gab er nach.
    »Gut!« Murphy schlängelte sich hinein und drehte sich um. »Schaffst du’s auch?«
    »Wenn ich den zweiten Stein rausschieben kann, dann schon.« Tucker zwängte den zweiten Stein gerade genug zur Seite, dass sie sich flach legen und drunter durchrobben konnte.
    Das Licht schwand von Minute zu Minute, als die Wolken draußen sich metallgrau färbten. Mrs Murphy blinzelte, weil der alte Geruch nach Schmiere, Öl und Benzin ihre Augen reizte. Die Tiere gingen dorthin, wo der Lieferwagen geparkt gewesen war. Die Stelle war leicht zu erkennen, weil jeder übrige Zentimeter des Raums mit Fahrzeugen in verschiedenen Stadien der Auflösung oder Ausschlachtung vollgestopft war.
    »Das muss ich ihnen lassen«, sagte Tucker, die Nase am Boden, »meistens vermasseln sie die Witterung, aber es riecht, als ob nur zwei Leute hier waren.«
    »Tucker, ich kann gar nichts riechen. Das Benzin überdeckt alles. Mir wird schlecht davon.«
    »Komisch, die Menschen stört es kaum.« Tucker hob die schwarze feuchte Nase, dann senkte sie sie wieder auf den Boden. »Dennis war ganz bestimmt hier. Eine Spur Dunkelkammer und sein Parfum. Kalte Witterung. Ich denke, dass überhaupt noch eine da ist, kommt daher, dass der geschlossene Lieferwagen sie bewahrt und die Feuchtigkeit, die durch den Betonboden aufsteigt, auch etwas aufgenommen hat.« Sie seufzte. »Ich habe große Fähigkeiten, aber wenn wir einen Bluthund hierhätten, dann würden wir viel mehr wissen. Es ist auch ein Geruch nach Englisch Leder da – derselbe, der mir oben in der Schule aufgefallen ist.«
    »Na toll«, sagte Mrs Murphy sarkastisch; denn sie hatte gehofft, dass dieser Geruch nicht gefunden würde. Es war schwerer, vor zwei Menschen auf der Hut zu sein als vor einem.
    Tucker, die dunkelbraunen Augen voller Besorgnis, sah Mrs Murphy an. »Zwei. Zwei, ganz bestimmt.«
    Murphy hätte sich gern einen Moment hingesetzt, aber der schmierige Boden hielt sie davon ab. »Tucker, lass uns ins Postamt zurückgehen.«
    Sie rannten zum Postamt. Cynthia Coopers Streifenwagen parkte vor dem Eingang.
    Als sie sich durch das Tiertürchen schoben, stürmte Pewter ihnen entgegen. »Dennis Rablan hat angerufen! Er hat Mutter bedroht!«
    »Was?«, riefen Tucker und Murphy.
    »Ja, ungefähr fünf Minuten nachdem ihr weg wart, hat er angerufen und gesagt: ›Halt dich raus und bau keinen Mist, Miststück.‹ Dann hat er gesagt: ›Ron Brindell lebt!‹ Mom hat den Sheriff angerufen, und Cynthia, die gleich um die Ecke war, ist in weniger als zwei Minuten hier gewesen, sag ich euch. Keiner weiß, von wo er angerufen hat, aber Mom sagt, es hat sich angehört, als wäre er direkt nebenan.«
    Miranda behielt die Tür im Auge. Wenn jemand hereinkäme, wollte sie an den Schalter gehen und bedienen, falls sie gebraucht würde. Cynthia und Harry saßen am Tisch.
    »Er ist nicht weit weg. Und er hat kein Handy benutzt. Dafür war der Empfang zu klar«, sagte Harry erstaunlich ruhig. »Und Ron soll leben? Das glaube ich nicht.«
    »Ich habe für alle Fälle bei 360° Communications angerufen und mit E.R. Valenzuela gesprochen. Er überprüft alle Anrufe der letzten zehn Minuten.«
    »Geht das denn?«
    »Ja. Die Technologie ist
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