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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten
Autoren: Rita Mae Brown
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Karosseriewerkstatt.« Yancy betrieb auch eine Autolackiererei.
    »Und er ist niemandem aufgefallen?« Harry war fassungslos.
    »Yancy ist auf Jagdurlaub in Kanada. Die Werkstatt ist seit dem Wochenende geschlossen. Cynthia sagt, sie haben das Gelände abgeriegelt und suchen nach Fingerabdrücken und weiteren Beweisen.«
    »Geschlossen! Gibt es etwa irgendjemanden in der Stadt, der nicht weiß, wo der Schlüssel liegt? Über dem Türpfosten. Da liegt er, seit wir Kinder waren.« Sie nahm ihren Schal ab. »He, es ist immerhin etwas.«
    Tracy kam herein und brachte ihnen eine Zierpfefferpflanze. »Zur Aufheiterung am ersten Schneetag.«
    »Tracy, ich finde es lieb, dass Sie sich um mich kümmern, aber ich habe doch die Tiere.«
    Die drei pelzigen Geschöpfe lächelten.
    »Ja, aber jetzt haben Sie mich obendrein. Und wenn mir was am Herzen liegt …«
    »Schatz, man hat Dennis Rablans Lieferwagen gefunden!«, unterbrach Miranda ihn und erzählte ihm alles, was sie soeben erfahren hatte.
    Harry rief Susan an, die Bonnie Baltier in Richmond anrief. Einer nach dem anderen erfuhren die verbliebenen Jahresbesten der Abschlussklasse die Neuigkeit, einschließlich Mike Alvarez’ in Los Angeles. Boom Boom rief Hank Bittner in New York an. Beunruhigter, als er zugeben mochte, dankte er ihr für ihre Umsicht.
    »Dennis muss sich ganz in der Nähe versteckt halten.« Pewter fühlte sich schläfrig. Tiefdruckgebiete wirkten sich so auf sie aus.
    »Im Untergrund.« Tucker bezog sich auf die Geheimorganisation »Underground Railway« aus der Zeit vor der Abschaffung der Sklaverei, die flüchtigen Sklaven Unterschlupf gewährte.
    Wo er gewissermaßen auch war.

 
56
     
    Der Morgen des nächsten Tages war klar, gegen Mittag zogen Wolken auf. Die schneidende Luft kündete Schnee an, viel Schnee. Schneestürme fielen gewöhnlich erst nach Weihnachten in Mittelvirginia ein und hielten bis Anfang April an. Dann erschien wie durch einen Zauber der Frühling. An einem Tag ist die Welt noch grau, beige, schwarz und weiß, und am folgenden sind die Hänge rosa, gelb, weiß und purpurrot überzogen.
    Der früheste Schneesturm, an den Harry sich erinnern konnte, war ein Schneefall im Oktober. Die Blätter waren noch an den Bäumen, und das Gewicht des Schnees drückte in der ganzen Umgebung dicke Äste nieder. Sie erinnerte sich, dass sie an jenem Abend Hausaufgaben machte, während sie draußen die abbrechenden Zweige hörte, die förmlich weinten, weil noch Saft in ihnen war.
    Market kam hereingeschneit, um seine Post zu holen. »Toilettenpapier ist ausverkauft. Miranda, ich habe einen Sechserpack an Ihren Hintereingang gelegt. Die Leute sind irre. Man könnte meinen, der Sturm des Jahrhunderts ist im Anzug.« Er hielt inne. »Das Barometer fällt allerdings. Könnte ’ne Sache von ein paar Tagen werden oder ein einziger Riesenschlag.«
    »Meine Schneeschaufel steht bereit.« Miranda blinzelte.
    »Und Tracy zum Schaufeln.« Harry warf einen Haufen Pakete in den Leinenkarren.
    »Er wird auch bei Ihnen schaufeln. Er ist eine Seele von Mensch.«
    »Wetten, im Supermarkt gehen die Lebensmittelkonserven aus. Ich hätte letzte Woche mehr bestellen sollen. Aber wenn man heutzutage den Wetterbericht sieht, könnte man meinen, dass ein Vulkanausbruch, Tornado oder Hurrikan auf den anderen folgt. Das ist kein Wetter mehr – das ist ein Melodram. Ich höre gar nicht mehr richtig hin.«
    »Ich richte mich nach meinem Schienbein.« Miranda griff auf der anderen Seite der Postfächer nach unten. »He, fast hätte ich’s vergessen, Market, hier ist ein Paket von European Coffees.« Sie reichte es über den Schalter, der vom häufigen Gebrauch blank gerieben und ausgeblichen war.
    »Danke. Huch, das scheint Bitsy zu sein, drüben im Laden. Ich muss zurück.«
    Als er ging, winkte Harry ihm nach. Sie hatten über das Auffinden des Lieferwagens gestern gesprochen. Viel mehr gab es nicht zu sagen. Market war nicht gern allein im Laden, aber schließlich musste er Geld verdienen. Er sagte, er glaube nicht, dass er in Gefahr sei. Er hatte nicht zu der Ashcraft-Burkey-Shoaf-Insiderclique gehört, aber es passierten so verrückte Sachen, wer konnte sich da noch sicher fühlen?
    »Ich mache noch einen Spaziergang, bevor der Schnee kommt. Geht jemand mit?«
    »Murphy, es sind drei Grad minus da draußen«, protestierte Pewter.
    »Ich komm mit«, erbot sich Tucker.
    »Ihr zwei gebt dauernd an, wie abgehärtet ihr seid.« Pewter sprang in einen leeren Postkarren,
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