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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber
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keine überzähligen Pferde und auch kein Geschirr.
    Tier schüttelte den Kopf. Wie er es schon ein- oder zweimal getan hatte, wenn auch nicht mit Scheck, baute er aus seinem Kriegssattel ein Geschirr zusammen. Das Brustblatt funktionierte recht gut als Kummet, da es nur um ein leichtes Gewicht ging.

    Er passte die Steigbügel an, um die Deichseln aufzunehmen, und nahm einen alten Zügel, den ihm der Junge brachte, als Zuggurt.
    »Welch ein Abstieg für ein Schlachtross, mein Freund«, sagte Tier, als er Scheck ein paar Schritte führte.
    Der Wallach schnaubte nur einmal über das Ding, das ihm folgte. Nein, er war kein Wagenpferd, aber man hatte ihn ausgebildet, selbst im Schlachtengetümmel ruhig zu bleiben, und so war Scheck auch vernünftig genug, den Wagen zu ziehen.
    Während Tier das Pferd ein Stück durch den Stall führte, war das Mädchen zum Tor gegangen, den Blick auf den Scheiterhaufen gerichtet.
    »Du wirst später Zeit haben, ihn zu betrauern«, versprach er. »Im Augenblick sollten wir lieber verschwinden, bevor sie ins Gasthaus zurückkehren. Du wirst Scheck leicht reiten können - halte nur die Füße von seinen Rippen fern.«
    Sie kletterte irgendwie hinauf und mied dabei Tiers Berührung, so gut sie es vermochte. Das konnte er ihr nicht übel nehmen, sagte aber lieber nichts Tröstliches, damit der Stalljunge es nicht hörte.
    Er behielt Schecks Zügel in der Hand und führte ihn aus dem Stall in die Gegenrichtung zu der, aus der er eingetroffen war. Das Mädchen drehte sich um und betrachtete den Scheiterhaufen, so lange es konnte.
    Tier führte Scheck im Schritt durch das Dorf. Sobald sie das Kopfsteinpflaster hinter sich hatten und sich auf einem breiten Feldweg befanden, begann er mit einem schnellen Schritt, den er lange Zeit durchhalten konnte. Allerdings brauchte er dabei jedes bisschen Atem, und es war nicht angenehm zu reden - also sprach er nicht mit dem Mädchen.
    Scheck trabte an seiner Seite wie ein gut erzogener Hund, die Nase an Tiers Schulter, so wie sie schon etliche Meilen
hinter sich gebracht hatten. Der Regen, der eine Weile aufgehört hatte, begann erneut, und Tier wurde langsamer, um nach einer möglichen Zuflucht Ausschau zu halten.
    Schließlich fand er eine Stelle, wo ein toter Baum sich gegen zwei andere lehnte und dadurch einen kleinen trockenen Bereich schuf, den er vergrößerte, indem er ein Stück Ölhaut darüberhängte.
    »Ich würde es noch besser machen, wenn es nicht vollkommen dunkel wäre und regnen würde«, sagte er zu dem Mädchen, ohne es anzusehen. »Aber unter der Ölhaut wird es auf jeden Fall trockener sein als draußen.«
    Er nahm Scheck Sattel und Geschirr ab und rieb ihn schnell trocken, bevor er ihn an einen Baum in der Nähe anpflockte. Scheck richtete das Hinterteil in den Wind und zog eine Hüfte hoch. Wie jeder Veteran wusste das Pferd, dass es sich ausruhen musste, wann immer Gelegenheit dazu bestand.
    Tier wandte sich dem Mädchen zu, den schweren Kampfsattel in der Hand.
    »Wenn Ihr mich anfasst«, sagte sie kühl, »werdet Ihr diesen Tag nicht überleben.«
    Er betrachtete einen Augenblick ihre zierliche Gestalt. Nass und verfroren sah sie noch weniger beeindruckend aus als zuvor als Gefangene des Wirts.
    Tier war tatsächlich noch nie einer Reisenden begegnet. Aber er hatte Erfahrung im Umgang mit verängstigten jungen Geschöpfen - in der Armee hatte es viele junge Männer gegeben. Selbst so nass und müde, wie er war, dachte er nicht im Traum daran, direkt auf diesen Satz einzugehen - warum sollte sie ihm auch nur ein einziges Wort glauben? Aber wenn er sie nicht in die Unterkunft brachte, wo sie seine Wärme teilen konnte, würde sie wahrscheinlich Lungenfieber bekommen. Dann hätte er sie umsonst gerettet.

    »Guten Abend, meine Dame«, sagte er mit einer recht guten Imitation der Verbeugung eines Adligen, obwohl er immer noch den schweren Sattel trug. »Ich bin Tieragan aus Redern - die meisten Leute nennen mich Tier.« Dann wartete er.
    Sie starrte ihn an; er spürte ein Schmetterlingsflattern von Magie - und dann riss sie ungläubig die Augen auf, als hätte sie mehr gehört, als er gesagt hatte. »Ich bin Seraph, Rabe des Clans von Isolda der Schweigsamen. Ich grüße Euch, Barde.«
    »Seid ebenfalls gegrüßt, Seraph«, sagte er. Ihre Antwort hätte anderen Reisenden wahrscheinlich mehr gesagt. Vielleicht hätten sie sogar gewusst, wieso sie ihn als Barde angesprochen hatte - wahrscheinlich ein weiterer Bestandteil der
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