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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber
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des
nächsten Tages damit, die Weisungen von den Edelsteinen zu befreien, aber vor dem Abendessen hörten sie auf.
    »Es wird lange dauern«, sagte Seraph zu Tier, als sie Jes’ und Lehrs Kanincheneintopf aßen. »Wir haben den ganzen Tag gearbeitet, und ich glaube, wir konnten vier freisetzen.« Beim ersten Stein, dem Tigerauge der Lerche, hatte Tier zugesehen.
    »Schon gut, Mutter«, sagte Jes, der neben Gura hockte und ihn fütterte. Alle wechselten sich ab, den hinkenden Hund zu verwöhnen, aber Kissel ließ sich nur von Rinnie wie ein Kind behandeln. Tier hatte sich gewaltig über Kissels verdutzte Miene amüsiert, als seine Tochter forderte, er solle sich hinlegen, damit sie ihn gut zudecken könne.
    »Es besteht keine Eile«, fuhr Jes fort. »Hennea wird bei uns bleiben.«
    Wir können diesen Herbst damit zubringen, ein kleines Häuschen für Jes und Hennea zu bauen, dachte Tier. Jes hätte sicher gern ein Haus, das tiefer im Wald liegt, wenn das den Waldkönig nicht stört. Aber dann sah er seine Frau an und sagte kein Wort darüber. Sie war jetzt ganz Reisende, trug Reisendenkleidung statt eines Rocks und flocht ihr Haar zu Zöpfen.
    Sie hatte die Art ihres Volkes zwanzig Jahre lang aufgegeben, also ging er davon aus, dass es nun an ihm war, für die nächsten zwanzig oder dreißig Jahre seinen Hof aufzugeben.
    »Ihr müsst mich besuchen kommen«, sagte Phoran, der den schlichten Eintopf aß, als wäre es ein Feinschmeckergericht aus der Palastküche. »Gebt mir fünf oder sechs Jahre, um die Septs ein wenig zu zähmen, und dann möchte ich, dass Lehr für mich einen Plan des Palasts erstellt. Ich will nicht, dass sich noch mehr Geheimgesellschaften in Fluren herumtreiben, an die sich niemand erinnern kann.«
    »Das werden wir tun«, sagte Seraph. »Aber Ihr müsst auch zu uns kommen.« Sie nickte Toarsen zu. »Der da hat ohnehin
eine Verbindung zu Redern. Wenn Avar seine Ländereien besucht, kommt mit ihm.« Das war kein Vorschlag, bemerkte Tier, der beobachtete, wie Phorans Mundwinkel zuckten. Rinnie war nicht die Einzige, die sich daran gewöhnt hatte, den Kaiser herumzukommandieren.
    »Ich lasse Euch auch beim Unkrautjäten helfen«, sagte Rinnie.
    Phoran lachte. »Das werde ich tun. Toarsen, Kissel und ich werden mit Euch zusammen nach Redern reiten und Euch sicher nach Hause bringen. Danach, denke ich, sollten wir zu Gerant reiten und mit der Kaisergarde im Rücken in meinen Palast zurückkehren.«
    »Es wird mehr Ielians geben«, warnte Tier.
    »Das weiß ich.« Phorans Lächeln wurde schwächer. »Aber solange es mehr Männer wie Kissel, Toarsen und Rufort gibt, die mir eine unbezahlbare Hilfe waren, werde ich das verkraften.« Er nickte Tier zu. »Ihr könntet vorbeikommen und mir beim Aussortieren helfen«, sagte er. »Ich kann Euch versprechen, dass Ihr gut bezahlt würdet.«
    »Nein«, erwiderte Tier. »Ich bin kein Soldat mehr, ich bin Bauer.« Er zögerte und warf Seraph einen Blick zu. »Oder vielleicht werde ich mit meiner Reisendenfrau unterwegs sein.« Er hatte lässig klingen wollen, aber Seraph kannte ihn zu gut.
    Sie erstarrte und setzte die Eintopfschale ab. »Hast du dir etwa deshalb Sorgen gemacht?«, fragte sie hitzig. »Lass das bloß bleiben! Ich sage dir, ich habe wirklich genug davon, für die Sünden von Leuten zu zahlen, die schon lange tot sind«, sie warf Hennea einen schnellen Blick zu, »jedenfalls die meisten von ihnen. Ich habe nicht vor, jemals wieder kein Zuhause zu haben. Wenn du umherwandern willst, dann tu das. Ich werde eine Kerze ins Fenster stellen, damit du den Rückweg findest, wenn du von diesem Unsinn genug hast.«

    Tier hörte die Wahrheit in ihren Worten, was eine gewaltige Last von seinen Schultern nahm. Er lächelte. »Ich denke, Phoran«, sagte er, »wir sehen Euch in Redern.«
     
    An diesem Abend sang in Henneas Tempel ein Barde von Heldentaten, verlorenen Geliebten und Trauer um die Toten. Manchmal sang er allein, manchmal mit seinen Kindern, die keine Barden waren, aber Kinder aus Redern mit klaren, reinen Stimmen. Als die Sonne aufging, verschwanden die Toten.
    Die Lebenden blieben noch eine Weile und erforschten die Stadt, aber bevor der erste Hauch von Herbst in der Luft lag, verließen sie Colossae und schlossen seine Tore. Sie bauten darauf, dass dies alle Geheimnisse der uralten Stadt für ein weiteres Zeitalter bewahren würde.
    Tieragan aus Reedern brachte seine Familie nach Hause.

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