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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber
Autoren: authors_sort
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getaucht - einen Ort, wo ein Soldat eine gute warme Mahlzeit bekommen und im Trockenen sitzen konnte.
    Als er näher zum Markplatz kam, nahm er den Geruch nach Rauch und gebratenem Fleisch war. Rein instinktiv lockerte er das Schwert und brachte den Wallach dazu, sich anzuspannen und zu schnauben: zu viel Krieg, zu viele verbrannte Dörfer. Rasch murmelte er Scheck ein paar beruhigende Worte zu und erinnerte ihn daran, dass sie mit diesem Teil ihres Lebens fertig waren, obwohl er sich nicht dazu durchringen konnte, das Schwert wieder zu sichern.

    Als sie auf den Marktplatz einbogen, sah er einen brennenden Scheiterhaufen.
    Der Abend war ein seltsamer Zeitpunkt für eine Beisetzung. Tier runzelte die Stirn. So nahe seiner Heimat würden sie ihre Toten begraben und nicht verbrennen. Er sah sich die Menge genauer an und bemerkte, dass keine Frauen und Kinder anwesend waren.
    Das da war keine Beisetzung, sondern eine Hinrichtung.
    An den meisten Orten, wo die Erinnerung an den Schatten erhalten geblieben war, verbrannte man Hexer. Nicht die hochgeborenen Zauberer, die nur für die Adligen arbeiteten, welche sie bezahlten - die standen oberhalb der Dorfjustiz -, aber Heiler, umherziehende Hexer und Reisende, die die falsche Person beleidigten oder verängstigten, konnten ernsthaften Ärger bekommen. Wenn so jemand brannte, schauten die Dorffrauen nur aus dunklen Fenstern zu, um vor dem Zorn der Toten sicher zu sein.
    Auch Fremde wie Tier wurden manchmal für Reisende oder Hexer gehalten. Doch er war bewaffnet und hatte gutes Geld dabei - und wenn man nach dem Geruch von Rauch und Fleisch ging, hatte das Dorf seine Blutlust bereits gestillt. Er ließ die Hand am Schwertgriff, kam dann aber zu dem Schluss, dass es einigermaßen sicher sein würde, hier die Nacht zu verbringen.
    Er gönnte dem Scheiterhaufen nur einen Seitenblick, als er an ihm vorbeiritt, und selbst der sagte ihm, dass der Mann inmitten des brennenden Holzes schon tot gewesen war, als man das Feuer entzündet hatte. Einem Toten konnte man nicht mehr helfen.
    Die mürrischen Männer des Dorfs, die am Scheiterhaufen standen, wurden noch leiser, als er an ihnen vorbeiritt, aber als er keine Notiz von ihnen nahm, wandten sie sich wieder ihrer finsteren Unterhaltung zu.

    Wie Tier erwartet hatte, lag das Gasthaus am Rand des Dorfplatzes. Es hatte auch einen Stall, aber niemand arbeitete darin. Der Stalljunge war vermutlich bei den anderen auf dem Platz.
    Tier sattelte Scheck ab, rieb ihn mit einem rauen Tuch trocken und führte ihn in eine leere Box. Dann sah er sich nach Heu um und bemerkte dabei den Handwagen eines Reisenden mit Lederfransen und traurig verblasster bunter Farbe. Der Mann, den sie verbrannt hatten, war also ein Reisender gewesen.
    Tier ging an dem Wagen vorbei und brachte Scheck eine Gabel voll Heu, doch seit er ins Dorf geritten war, freute er sich nicht mehr besonders auf den Abend im Schankraum. Es machte ihn nervös, solcher Gewalttätigkeit so nahe zu sein, und der stille Stall beruhigte ihn. Er blieb, bis es wirklich dunkel wurde, dann siegte schließlich der Gedanke an eine warme Mahlzeit über seinen Unwillen, anderen Menschen zu begegnen.
    Als er aus dem Stall kam, zeichneten sich draußen nur noch ein paar Gestalten vor dem Feuerlicht ab - vermutlich waren es Wachen, die dafür sorgen sollten, dass der Mann nicht wieder zum Leben erwachte und floh. Er selbst hatte noch nie gesehen, dass ein Mann mit durchschnittener Kehle wieder aufgewacht wäre und Magie gewirkt hätte. Oh, er kannte die Geschichten, er hatte sogar selbst ein paar davon weitererzählt. Aber er hatte auch viel Tod gesehen, und der war nach seiner Erfahrung immer endgültig.
    Als er das Gasthaus betrat, war er verblüfft über den Lärm im Schankraum. Ein schneller Blick sagte ihm, dass ihn niemand bemerkt hatte; also suchte er sich einen Platz zwischen der Treppe und der hinteren Wand, wo er den Raum gut beobachten konnte.
    Er hätte sich eigentlich schon denken können, dass die
Menschenmenge sich nicht so schnell auflösen würde. Nach einer Hinrichtung verlangte es die meisten Männer nach Alkohol, und der Schankraum des Gasthauses war bis zum Bersten angefüllt mit Männern, von denen die meisten halb betrunken vom Bier und dem Wahnsinn von Menschenmengen waren. Tier dachte daran, lieber im Stall zu schlafen, aber er hatte Hunger. Er würde eine Weile warten und sehen, ob die Dinge sich wieder so weit beruhigten, dass es für einen Fremden wie ihn sicher sein
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