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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber
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getötet. Ich habe ihren Tod nicht befohlen.«
    »Colbern«, sagte Jes so leise und tief, dass es für Seraphs Ohren wie entferntes Donnergrollen klang. »Eine ganze Stadt ist gestorben, um Euch zu nähren.«
    »Sie waren nichts«, sagte er. »Niemand, den ich kannte. Niemand, den Ihr kanntet.«
    Seraph spürte, wie Lehr nach Luft schnappte, und diesmal erhielt er einen warnenden Druck der Hand.
    »Und was ist mit Mehalla?«, fragte Seraph. »Meiner Tochter, die Ihr getötet habt?«
    Die Liebenswürdigkeit fiel von Willons Gesicht ab, als wäre sie mit einem Tuch abgewischt worden. Einen Augenblick war seine Miene vollkommen ausdruckslos. Er setzte dazu an, etwas zu sagen - eine Lüge, denn er unterbrach sich mit einem Blick zu Tier. »Mehalla war ein Fehler«, sagte er.
    »Das glaube ich nicht.« Seraph klang weiterhin bewusst leise und freundlich. »Ich denke, Ihr habt meine Tochter umgebracht, Ihr habt beinahe ein Jahr lang bei ihrem Sterben zugesehen, und dann seid Ihr in unser Heim gekommen und habt verkündet, wie leid Euch ihr Tod tue.«
    »Und ihr Tod wird Euch leidtun«, sagte Tier. »Ihr Tod und all die Tode, die Ihr bewirkt habt, seit Ihr zum Schatten geworden seid. Wenn man die Macht des Pirschgängers nimmt, Willon, wird man böse.«
    »Nein«, erwiderte Willon. »Man wird mächtig. Ihr versteht nicht, wie viel Gutes ich tun kann, Tier. Wenn ich die Edelsteine habe, kann ich alle Weisungen darin benutzen. Ich kann
heilen, ich kann aufbauen, ich kann ganze Städte oder gar Kaiserreiche errichten.«
    »Ja, das könntet Ihr«, sagte Seraph. »Aber würdet Ihr es wirklich tun? Der Tod folgt Euch wie die Maden der Fäulnis.«
    »Tier«, fuhr Willon fort, »warum überlasst Ihr Eurer Frau das Reden? Man sollte den Frauen beibringen zu schweigen, wenn Männer über Geschäfte reden.«
    »So etwas würde ich niemals sagen. Ich würde nicht einmal wagen, es zu denken«, sagte Tier. »Es würde Seraph wütend machen. Wenn ich es sagte. Auf Euch wird sie nicht so reagieren, weil ihr egal ist, was Ihr denkt. Ohne den Pirschgänger seid Ihr nichts.«
    Seraph spürte die Macht, die Tier in seine Worte ergoss, und sah, wie Willon einen Schritt zurückwich. Sie fühlte auch, dass sie ihre instinktive hitzige Reaktion auf Willons Worte jetzt besser beherrschen konnte.
    »Ihr habt meine Tochter getötet.« Tier klang unversöhnlicher und kälter, als Seraph je gehört hatte. »Ich werde nicht mit Euch feilschen.«
    »Ich wollte es nicht«, sagte Willon. »Sie hätte nicht sterben sollen.«
    »Nein«, stimmte Hennea zu. »Sie hätte hier bei uns stehen sollen, damit wir vernichten können, was aus Euch geworden ist.«
    »Sie steht dennoch hier«, warf Seraph leise ein. »Um Euch sterben zu sehen. Sila-evra-kilin-faurath! « Sie sprach die Worte aus, die den Troll getötet hatten, und hörte, wie sie auf den Straßen von Colossae widerhallten.
    Willon taumelte rückwärts, aber er war kein an seine natürliche Immunität gegen Magie gewöhnter Troll, dass er sich angesichts dieses Worts der Macht nicht mehr gerührt hätte, und Seraph verfügte nicht über so viel Magie, wie sie zu Hause
aus dem Schutzzauber bezogen hatte. Sie tat ihm weh, aber er starb nicht.
    Willon leckte sich das Blut von der Lippe. »Dummes Reisendenmiststück«, sagte er, und Speichel sprühte aus seinem Mund. »Halt den Mund! Halt einfach den Mund. Wenn du still wärest, könnten wir uns um alles kümmern. Deine Familie würde in Sicherheit sein. Warum hältst du nicht einfach den Mund?«
    »Weil Ihr es nicht wert seid, angehört zu werden?«, fragte Phoran lakonisch und viel zu nahe. Seraph konnte den Blick nicht von Willon abwenden, um hinzusehen, aber der Kaiser hatte seinen sicheren Platz bei den Häusern aufgegeben, und wenn er aufgestanden war, würden auch Toarsen und Kissel nicht weit sein. Sie hätte ihm ein Versprechen abnehmen sollen, statt sich von ihm ablenken zu lassen.
    »Ihr konntet nicht einmal Rinnie und mich halten, als Ihr uns vor Euch hattet. Was ist das für ein Zauberer, der nicht einmal ein Kind und einen ehemaligen Säufer wie mich halten kann?«, fragte Phoran.
    Wenn Seraph ihren Schild nicht bereitgehabt hätte, hätte Phoran vielleicht nicht einmal lange genug gelebt, um seine Worte zu bedauern. Die Magie, die Willon nach ihm schleuderte, war stark, und Seraph spürte, wie ihre schnell umgeleiteten Schilde begannen nachzugeben. Dann fügte Hennea ihre Magie hinzu, und sie konnten Willons Angriff abwenden.
    »Jetzt, Tier«,
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