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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber
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Schatten.«
    »Tatsächlich«, sagte der Gott. »Was wirst du mir für diese Hilfe geben? Wen wirst du opfern? Deine Frau? Oder eins deiner Kinder? Vielleicht den Kaiser?«
    »Ich werde keinen von ihnen opfern«, sagte Tier, dessen Blut zu Eis wurde. »Aber ich gebe dir mich selbst.«
    »Ach ja?«, fragte der Gott leise. Er hob die Hände und berührte Tiers Kinn.
    Schmerz zuckte durch Tiers Wirbelsäule, und er hörte sich schreien. Nichts, nicht einmal Telleridges Keule, die auf seine Knie niederkrachte, hatte so wehgetan. Er fiel zu Boden, und der Gott kniete sich neben ihn und hielt die leichte Berührung aufrecht, die ohne eine körperliche Wunde an ihm riss.
    »Du brauchst nur den Kopf zurückzuziehen, Barde«, sagte der Pirschgänger. »Weiche zurück, und der Schmerz wird aufhören.«
    Tier schloss die Augen gegen die Stimme. Wenn er zurückwich, würde er damit jede Aussicht auf einen Sieg aufgeben. Das konnte, das wollte er nicht tun.
    Am Ende ließ der Gott ihn los und stand wieder auf. »Wenn ich etwas gegen Diebe tun könnte, die meine Macht stehlen, hätte ich das schon lange getan. Aber es geht nicht.«
    »Ich bin ein Barde«, flüsterte Tier, der sich schwitzend auf dem sauberen, kalten Boden zusammengerollt hatte. »Ich weiß, wann du lügst.«

    Zum ersten Mal sah Tier ein ehrliches Gefühl auf den Zügen des Pirschgängers: Zorn. »Du nimmst dir zu viel heraus, Barde. Ich bin der Herr des Todes, und du befindest dich in meiner Gewalt.«
    »Die Weisungen an die Edelsteine zu binden, hat nicht geholfen, den Schleier zu lösen, der dich gefangen hält«, sagte Tier eher hoffnungslos. Aber es schien die Wahrheit zu sein, und nachdem er sie ausgesprochen hatte, fand er auch die Gründe dafür: »Ich denke, wenn er sich gelöst hätte, hättest du Willon selbst vernichtet. Hinnum sagt, dass du nicht böse bist. Was der Schatten mit deiner Macht tut, ärgert dich doch sicher.«
    Irgendwoher nahm er die Kraft, sich aufzusetzen, obwohl seine Muskeln immer noch zuckten und auf mehr Schmerzen warteten.
    »Wenn deine Frau die Edelsteine zerstört, ohne die Weisungen zu befreien, wird das die Barriere lockern«, sagte der Pirschgänger.
    »Willon will, dass meine Frau die Edelsteine vom Geist der Weisungsträger reinigt, damit er sie alle benutzen kann«, sagte Tier. »Er weiß von der Weisung des Hüters. Wenn meine Frau es ihm nicht zeigt, wird er es irgendwann selbst lernen. Er hat alle Zeit der Welt, weil der Tod ihn nicht packen kann. Irgendwann wird er die Edelsteine nehmen und sich ihre Macht einverleiben - die Macht, die dir und dem Weber gehört. Dann wird er euch beide zerstören.«
    Er hatte Willons Absicht erkannt, sobald ihm klar geworden war, was es bedeutete, dass Willon nicht nur nach sechs vom Geist gereinigten Edelsteinen suchte, sondern alle Edelsteine gereinigt haben wollte.
    Der Pirschgänger wandte sich ab und riss den Blick von Tier los, als hätte der Barde tatsächlich Einfluss auf ihn.
    »Du hast ihm verraten, wie man die Weisungen an die Edelsteine binden kann«, fuhr Tier fort. Er war nicht sicher, ob er
aufstehen konnte, also tat er es nicht. »Wenn du das nicht getan hättest, wären die Reisenden irgendwann mit ihm fertig geworden. Das ist die Aufgabe, die sie wegen ihres unvollständigen Opfers erfüllen müssen. Ihre Gier nach Wissen, nach den Bibliotheken und Hinnums Mermori hat die Möglichkeit offen gelassen, dass es einen Schatten geben kann. Seit dem Sturz von Colossae sind die Reisenden ihrer Aufgabe gefolgt. Aber dank Willon gibt es nur noch wenige von ihnen. Wenn du ihm nicht gesagt hättest, wie man die Weisungen bindet, würde er dich jetzt nicht bedrohen.«
    »Du hast es selbst bereits ausgesprochen, Barde«, erwiderte der Pirschgänger verbittert. »Der Tod hat keine Macht über ihn. Ich bin ihm keine Gefahr, solange er meine Macht besitzt.«
    »Was kann ich also tun?«, fragte Tier. »Wie können wir ihn für dich aufhalten?«
    Der Gott seufzte. »Ich kann helfen«, erklärte er schließlich. »Ich werde mit dir singen, und dadurch können wir Willon meine Macht für einige Zeit entziehen. Du hast mir bewiesen, dass du gegen den Schmerz meines Liedes in dir ankommen kannst. Während wir Willon meine Macht abnehmen, muss er getötet werden.«
    »Lehr?«, fragte Tier.
    »Nur der Kriegsgott kann einen Unsterblichen töten«, sagte der Pirschgänger bedauernd. »Es wird Opfer geben, bevor der Pirschgänger stirbt, Tier.«
    »Der Hüter glaubt, wenn er jemanden tötet,
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