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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber
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dem Einschlagen des Pfeils zu Boden geworfen, und der Sattel und die Decke bildeten einen Schatten, der aus der Ferne durchaus eine Leiche hätte sein können.
    »Komm mit mir, Kleines«, sagte Tiers Möchtegernmörder. »Ich habe in der Nähe Unterkunft und Essen. Du kannst hier draußen nicht allein bleiben. Bei mir wirst du sicher sein.«
    Tier konnte genau hören, dass der Mann log, aber er glaubte nicht, dass Seraph ebenfalls dazu imstande war. Er wartete darauf, dass der andere nahe genug kam, um sichtbar zu werden, und hoffte, dass Seraph ihm nicht glaubte. Nachdem Tier zwei Silberstücke und vier Kupfer für sie ausgegeben und sein Abendessen verpasst hatte, hatte er ein gewisses Interesse an ihrem Wohlergehen.
    »Ein Rabe ist nie allein«, sagte das Mädchen.
    »Seraph«, tadelte der Mann. »Das weißt du doch besser. Komm, Kind, ich habe ein sicheres Lager, in dem du übernachten kannst. Und am Morgen bringe ich dich zu einem Clan, den ich kenne und der sich hier in der Nähe aufhält.«
    Tier konnte ihn jetzt sehen - ein Schatten, dunkler als die Bäume, unter denen er hervorkam. Etwas an der Art, wie der Schatten sich bewegte, verriet zusammen mit der Stimme seine Identität: Es handelte sich tatsächlich um Wresen.
    »Was ist das denn für ein Clan?«, fragte Seraph.
    »Ich …« Sein Instinkt veranlasste Wresen, sich umzudrehen, bevor Tier zuschlug. Das Schwert traf auf Metall.
    Tier warf sein ganzes Gewicht gegen den anderen Mann und schob Wresen von sich, um Distanz zwischen ihnen zu schaffen - so würde seine größere Reichweite ihm zupasskommen.
    Sie kämpften ein paar Minuten, wobei sie einander überwiegend prüften und nach Schwächen suchten. Der ältere
Mann erwies sich als schneller, als Tier erwartet hätte, aber er war es nicht, der seinen Gegner unterschätzte. Wenn man nach dem Grunzen ausging, das Wresen ausstieß, als er Tiers Schwert zum ersten Mal abfing, hatte er Tier nicht für so stark gehalten - etwas, das häufig geschah. Tier war hochgewachsen, und man hatte ihn oft geneckt, er sei so schlaksig wie ein Junge.
    Als sie sich ein wenig voneinander zurückzogen, um sich wieder zu sammeln, hatte Tier einen nicht besonders tiefen Schnitt am Wangenknochen und einen anderen an der Unterseite des rechten Unterarms. Der andere Mann hatte einen festen Schlag von Tiers Schwertgriff am Handgelenk hinnehmen müssen, und Tier war ziemlich sicher, dass er ihm auch eine Kopfwunde verursacht hatte, die seinem Gegner ins Auge blutete.
    »Was wollt Ihr mit dem Mädchen?«, fragte Tier. Das hier war ein wenig zu viel Anstrengung für eine Bettgefährtin, ganz gleich, ob sie nach Wresens Geschmack sein mochte.
    »Nichts als ihre Sicherheit«, erklärte Wresen. Die Lüge hallte in Tiers Ohren wider. »Und das ist mehr, als ich für dich sagen kann.«
    Er machte eine seltsame Geste mit den Fingern, und Tier ließ das Schwert mit einem Schrei fallen, als es so heiß wurde, dass er es nicht mehr halten konnte.
    Ein Zauberer, dachte er, aber Schreck und Überraschung hielten ihn nicht zurück. Er ließ sein Schwert, wo es lag, und sprang seinen Feind an, rammte ihm die Schulter in den Bauch und ließ sie beide ins Unterholz taumeln.
    Der überraschte Wresen stolperte und fiel. Tier schlug fest zu und zielte auf die Kehle seines Gegners, doch der Mann rollte sich zu schnell herum. Rasch wie ein Wiesel kam Wresen wieder auf die Beine. Zweimal musste Tier wegspringen, um der Klinge des anderen zu entkommen. Aber er
war nicht dumm; unbewaffnet hatte er keine großen Aussichten.
    »Lauft, Seraph«, sagte er. »Nehmt das Pferd und verschwindet.«
    Mit ein wenig Glück sollte er ihren Verfolger lange genug aufhalten können, damit sie ihn im Wald abhängte. Wenn er Wresen gut beschäftigt hielt, würde er keine Zeit für seine Magie haben.
    »Stellt Euch nicht dümmer an als nötig, Barde«, sagte sie kalt.
    Der andere Mann fluchte, und Tier sah, dass Wresens Schwert angefangen hatte zu glühen, als befände es sich immer noch im Schmiedefeuer. Dampf stieg von der Schwerthand des Adligen auf, und er versuchte ungeschickt, es mit der freien Hand loszureißen. Er achtete nicht mehr auf Tier - und das war sein letzter Fehler.
    Tier zog sein Stiefelmesser aus dem Hals des Mannes und säuberte es an dessen Umhang. Als er fertig war, sah er Seraph an.
    Ihre helle Haut und ihr Gesicht waren im Dunkeln leicht zu finden. Sie erinnerte ihn an hundert Legenden: So musste Loriel dagestanden haben, als sie dem Schatten mit
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