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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
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dass es nicht ihr Ding war, in diesen Beruf einzusteigen, wirklich nicht ihr Ding, dass es etwas anderes geben würde, etwas, von dem sie allerdings noch nicht recht wusste, was es war.
    Sie seufzte. Wenn sie auch wenig über ihre Zukunft wusste und wie sie sie gestalten sollte, eines wusste sie schon, nämlich, was er sagen würde, der Großvater, der alternde Anwalt, der sie sich als seine Nachfolgerin gewünscht hatte, als die, der er seine Kanzlei vererben konnte, nachdem schon seine Tochter ihn enttäuscht hatte. »Bist wie deine Mutter«, würde er sagen und diesen Ausdruck der Geringschätzung in den Augen haben, »weißt nicht, was du willst. Verrennst dich in dumme Ideen.«
    Nein, dachte sie und musste grinsen, nicht in »dumme Ideen«, in gar keine vorerst. Und fühlte sich … ein wenig … leicht. Und fühlte sich ihrer Mutter verbunden, was sie erstaunte, denn sie waren doch … zwei Welten.
    Sie bekam Hunger und stand auf, marschierte an den Reihen der kleinen Lokale entlang, die sich in den riesigen Hallen friedlich nebeneinander erstreckten, und draußen landeten die Flieger und andere stiegen auf. Sie dachte an die Ausstellung, die sie vor ein paar Wochen gesehen hatte, die Ausstellung dieser deutschen Fotografin, Menschen auf dem Flughafen oder so ähnlich, Wartebilder oder so ähnlich. All die Fotografien hatten Lilli seltsam berührt, als würde sie manches kennen, als wäre ihr manches vertraut. Vielleicht war es die Art und Weise, wie die Kamera die Gesichter, die Augen gesehen hatte, sie … erkannt hatte. Lilli wusste es nicht, aber sie vergaß die Bilder nicht, sie vergaß die Fotografin nicht, wie auch, sie kannte doch ihren Namen, Hanna Umlauf, fand ihn seit jeher seltsam und schön, sie kannte auch ihr Gesicht. Im Hause ihrer Großeltern hing ihr Bild an der Wand neben dem ihrer Mutter.
    Das Handy läutete. Sie holte es heraus, ihre Mutter. Nein, dachte sie, nicht jetzt, ließ es wieder verschwinden in der Tasche ihres Samtmäntelchens, ich seh dich ja noch früh genug.
    Das Läuten hörte auf, kurze Zeit später das Piepsen einer SMS . Lilli seufzte, überlegte, ob sie nachschauen sollte, tat es dann.
    Lilli, Liebes, stand da, ich bin am Flughafen, freu mich auf dich, haben uns lang nicht gesehen! Bist du groß geworden?
    Unwillkürlich musste Lilli lachen. Was für eine Frage! Ja, dachte sie dann, bin ich, bin groß geworden. Und simste zurück. Ja, bin groß geworden.
    »Zwei Lachsbrötchen«, sagte sie, »und ein Wasser und den Schokoladenkuchen und einen Kaffee und den Apfel«, und genoss die erstaunten Blicke des Verkäufers und dankte Gott wieder einmal für ihren gesegneten Appetit und ihren noch gesegneteren Verdauungsapparat, der im Nu wieder loswurde, was sie ihm zuvor angedeihen ließ. Sie setzte sich, aß, trank, der Hunger legte sich.
    London, Stansted. Na also. Es war so weit. Wie immer hatte sie sich widerstandslos der überwältigenden Logistik anvertraut, die alle großen Flughäfen auszeichnete. Wie immer hatte die Landkarte des Logischen sie in seinen Bann gezogen, und nachdem sie nun all ihren Dämonen gehuldigt hatte, saß sie wartend in den Sitzreihen vor dem gate , in das Samtviolett ihres Mantels geschmiegt und erkannte fröstelnd, dass nicht alles so klar war, wie es manchmal, aber eben nur manchmal, so wunderbar erschien.
    Das boarding würde in einer halben Stunde beginnen und ein paar Stunden später würde sie in München sein.
    »May I have the seat here?«
    Lilli nickte, ohne aufzuschauen, spürte, wie eine große Männergestalt sich neben sie setzte, alles neben ihr ausfüllte. Ein langer kräftiger Körper, von der Seite nur als Schemen erkennbar, große Schuhe neben ihren Schuhen und das … ließ sie staunen, denn auch ihre Schuhe waren nicht klein, waren schon Größe 40 und dann solche … Flossen!
    Lilli musste grinsen, ja, das war wohl der richtige Ausdruck, Flossen, und eine leichte Wärme stieg in ihr hoch. Solch große Schuhe, mindestens 45, mindestens, eher 46! Was mussten das für große Füße sein! Und einer mit solch großen Füßen, wie gut musste der im Leben stehen!
    Ja, dachte Lilli aus tiefster Überzeugung, ja, und nickte vor sich hin und konnte ihre Augen nicht wenden von diesen Füßen in diesen Schuhen, ja, so einem musste alles gelingen, alles, das Leben, die Dinge darin, alles. Nichts konnte so einen beeinträchtigen, keine Kälte, keine Hitze, nichts. Einer wie er musste keinem Duft hinterherjagen, keiner violetten
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