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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
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schneewinde …
    Am nächsten Morgen hatte sie seine Antwort. … und man spürt die kälte verdammt in den knochen …
    Sie lächelte unter Tränen. Wir schreiben uns in den Abschied, dachte sie, ja, genau, und fand das … schön, ein bisschen morbide zwar, aber schön, passt zu Wien, dachte sie, passt zu mir, passt zu ihm. Und dass es sich verlieren würde. Und dass sie das beide spürten. Auch wenn sie immer noch weich aneinander wurden, auch wenn sie einander immer noch Fragen stellten, sich Antworten gaben, sich in Diskussionen verloren, in weitläufigen Erläuterungen, in zärtlichen Kontroversen.
    Es verlor sich. Es ging verloren.
    »Warum cuttest du alles?«, fragte Sonja. »Du müsstest das doch gar nicht. Ich meine, Wien! Na und?«
    »Cutte ich alles?«, fragte Franza zurück und dachte an alien two und spürte ein diffuses Grimmen im Magen und schaute Sonja an und …
    »Ich cutte nichts«, sagte sie, »ich fange alles neu an.«
    »Warum?«
    Sie dachte nach. »Ich weiß nicht«, sagte sie, »muss man das nicht manchmal? Neu anfangen?«
    »Du bist so mutig«, sagte Sonja sehnsüchtig, »ich wünschte, ich könnte das auch sein.«
    »Nein«, sagte Franza leise, »ich bin nicht mutig. Ich bin bescheuert. Und riskiere viel zu viel.«
    Sie schaute Sonja an wie jemanden, der einem sehr wichtig ist. Aber Sonja bekam das gerade nicht mit und hatte auch nicht zugehört. Sonja dachte an ihren Mann und dass er seine Unschuld beteuert hatte. Was sie ihm vorwerfe, sei absurd, nie und nimmer würde er sie betrügen, er sei kein Arschloch, mit einem alten Studienfreund sei er in dieser Bar gewesen, da sei es halt ein bisschen später geworden, sie könne den anrufen, wenn sie wolle, aber er fände, mit Verlaub bemerkt, ihr Misstrauen echt zum Kotzen!
    »Ach Franzi, meine Franzi«, sagte Sonja und schlang die Arme um Franza. Franzi! Franza musste lachen. Sonja war die Einzige, die das sagen durfte, sie hin und wieder so nennen durfte. Franzi. Ein Stück aus ihrer Kindheit.
    »Ich habe ihm verziehen«, seufzte Sonja, »was immer da gewesen ist, ich habe ihm verziehen. Und jetzt lass uns verrucht sein und rauchen und trinken!«
    »Und ich werde mich scheiden lassen«, sagte Franza.
    »Ja«, sagte Sonja, »ich habe davon gehört.«
    »Er ist bei dir gewesen?«
    »Ja, er ist bei mir gewesen. Er hat gedacht, ihr beide würdet … Er hatte gehofft …«
    »Ich weiß«, sagte Franza, »ich weiß. Aber ich muss Schnitte machen. Einfach loslassen. Unsere Ehe jetzt. Klarheit. Neu alles. Offen. Nicht nur ich. Max auch. Und vielleicht … wir werden sehen … ich weiß es doch nicht … vielleicht …«
    Merkwürdig, dachte sie, so vieles geht, so wenig bleibt. Irgendwann werde ich merken, dass Freiheit kalt sein kann.
    Es klingelte. Lilli. »Lass uns was kochen«, sagte sie ein bisschen verlegen. »Magst du?«
    »Klar mag ich«, sagte Franza, »Sonja, komm, wir kochen!«
    Sie kochten. Sie kochten stundenlang. Rinderbraten mit Karotten, Selleriegemüse und Kartoffelpüree, und als ob das nicht genug wäre, hängten sie noch Franzas berühmten Lebkuchen an. »Den musst du einfach können, Lilli«, sagte Franza, »ohne diesen Lebkuchen kann man nur ganz schwer leben.«
    Sie lachten, drei Frauen in der Küche, die lachten.
    Baustellen überall, dachte Franza, aber manchmal müssen wir fliegen. Baustellen überall, dachte Sonja, aber manchmal müssen wir fliegen. »Hanna kann nicht kochen«, sagte Lilli, »Gertrud konnte kochen.«
    »Ich weiß«, sagte Franza und streichelte Lilli über den Rücken, »ich weiß.«
    »Ich werde auf die Polizeischule gehen«, sagte Lilli.
    Franza lächelte. »Bist du sicher?«
    »Ja«, sagte Lilli, »ich bin wohl sicher. Soweit man sicher sein kann.«
    »Essen wir«, sagte Sonja und trug den Braten auf die Terrasse, »essen wir, bis wir platzen.«
    Sie saßen vor dem Abendhimmel, gelber Mond linker Hand inmitten aufgetürmter Wolkenfestungen, sie hörten Tracy Chapman, Musik von damals, Musik von aus dem Dorf .
    Unterwegs sein, dachte Franza, als sie allein war, als die Geschirrspülmaschine lief und im Kühlschrank Essen für drei Tage stand, im Leben unterwegs sein, ich in meinem Leben, noch immer nicht angekommen, sehnsuchtsvoll und ahnungslos, wohin die Suche, wohin das Sehnen mich noch führen wird.
    Ja, dachte sie, ich bin es immer noch, immer noch ich, Franza Oberwieser, 45, bald geschieden, ein Sohn, Kriminalbeamtin. Vom Leben verbrannt, aber immer noch heiß und durstig. Immer noch
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