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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
Autoren: Gabi Kreslehner
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weiß, wie viele, und selbst den Namen hat er ihm vererbt.
    Dieser Junge kommt in mein friedliches Leben, dachte sie und fühlte sich hilflos, er kommt hier hereinspaziert, als ob das nichts wäre. Er wird dafür sorgen, dass alles kaputtgeht.
    Sie sprang hoch, lief wieder zum Fenster, blickte hinaus in die Nacht, das Dunkel war weich, war wie Flaum, man konnte sich nicht daran festhalten.
    Na gut, dachte sie endlich und wurde ruhig, na gut, dann soll es so sein. Die Zeit schien stillzustehen für einen winzigen Augenblick, sie drehte sich … zurückzurückzurück … damalsdamalsdamals …
    4 Zehn Kilo! Franza stöhnte. Zehn verdammte Kilo! Zehn läppische Kilo! Und es passierte einfach nicht. Dass sie verlorengingen. Einfach so. Nebenbei. Wie der Schnee im Frühling. Das funktionierte doch auch. Warum nicht bei ihr?
    Franza seufzte und musste grinsen. Sie steckte fest. In dieser schrecklich engen Kabine. Was man noch hätte aushalten können. Notfalls. Aber was noch viel schlimmer war, sie steckte in Jeans fest. Und das … war nicht auszuhalten. Oder nur schwer. Nur mit angehaltenem Atem. Und eingezogenem Bauch.
    Wie Himbeereis, dachte sie und träumte sich ein bisschen weg, wie Himbeereis in der Sonne. Du legst dich auf so einen Sonnenfleck und schon beginnst du zu schmelzen und nach zehn Kilo ist Schluss und du stehst auf, atmest tief durch, schüttelst dich ein bisschen und schaust, ob auch alles noch an den richtigen Stellen sitzt, der Busen am Busen, der Bauch am Bauch, der Hintern am Hintern. Und dann, dachte Franza, ja, dann gehst du in diese Boutique und die Verkäuferin lächelt dich nicht mitleidig an, weil du zehn Kilo zu früh gekommen bist, sondern sie lächelt aufrichtig und warmherzig, weil sie weiß, dass die Jeans, diese Wahnsinnsjeans, sich an dich schmiegen werden wie eine zweite Haut, dass sie nach mehr verlangen werden, nach dem richtigen Shirt, der richtigen Bluse, vielleicht sogar der richtigen Jacke, dieser Wahnsinnslederjacke, die da vorne im Schaufenster hängt, und dass sie, die Verkäuferin, deshalb ein Wahnsinnsgeschäft machen würde.
    Franza grinste, ließ langsam ihre Bauchmuskeln los, entspannte sich. Es ging. Irgendwie. Sie staunte. Es geht irgendwie, dachte sie, es geht!
    »Passt sie?«
    Forsch drang das Piepsestimmchen in die Kabine, und Franza registrierte zufrieden den schrillen Ton. Wenigstens das, dachte sie, wenigstens zur Barbiefigur eine Piepsestimme.
    »Ich bin noch nicht sicher«, sagte sie, schob den Vorhang der Kabine auf und trat ein paar Schritte hinaus, weg vom Spiegel, und gleich sah die Welt ein bisschen anders aus, ein bisschen besser. Na ja, dachte sie, so schlimm ist das gar nicht, bloß eine Nummer zu klein. Zwei Wochen nix essen und dann passt sie wie angegossen. Und Sport. Ein bisschen Sport.
    Sie schloss seufzend die Augen.
    Na ja, vielleicht besser Sex. Wilder heißer Sex. Den mochte sie lieber als Sport. Viel lieber. Schließlich sollte man das Leben doch genießen, in jeder Hinsicht. Sie dachte an Port, mit dem sich so herrlich vögeln ließ, sie dachte daran, dass sie Lust auf ihn hatte, jetzt in diesem Augenblick, dass sie Lust darauf hatte, dass er ihr diese verdammt engen Jeans vom Leibe riss, sie dachte daran, dass er gerade Probe hatte und abends eine Monstervorstellung und dass er also bis spät in die Nacht nicht zu erreichen war und dass er dann, spät in der Nacht, müde sein würde, unendlich müde … also vielleicht doch besser Sport.
    Seufzend stellte sie sich die frischgebackenen Kekse vor, die sich in einer Dose in ihrer Tasche befanden und auf der Stelle losduften würden, sobald sie den Deckel herunternahm. Felix und Arthur werden sich freuen, dachte sie, während sie sich vor dem Spiegel hin und her drehte.
    »Sagen Sie, diese Jacke im Schaufenster, diese hellbraune Lederjacke, die würde ich gerne probieren.«
    Die Verkäuferin räusperte sich vorsichtig. »Das tut mir sehr leid«, sagte sie, »aber ich fürchte, die haben wir nicht in Ihrer Größe.«
    Franza drehte sich um und sah ihr fest in die Augen, sie setzte ihre Kommissarinnenmiene auf, aber ahnte, das würde nichts helfen. »Fürchten Sie?«, fragte sie. »Und wenn Sie doch mal schauen würden?«
    »Ja«, sagte die Verkäuferin und seufzte unmerklich, »wenn Sie meinen. Das kann ich gerne tun.« Und ging. Auf die Suche. Nach der richtigen Größe.
    Blöde Kuh, dachte Franza, es gibt doch wohl mehr Frauen wie mich! Und sooo unmöglich war ihre Größe schließlich auch
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