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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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wieder nicht.
    »Du bist leichtsinnig gewesen, Franza«, murmelte sie, »was gehst du auch in so eine Boutique!«
    Eigentlich hatte sie nichts Besonderes vorgehabt, bloß ein bisschen bummeln gehen und nebenbei diese unglaublich leckere Pasta besorgen, die sie im Feinkostladen unten an der Ecke hatten. Auf dem Kommissariat war nichts los, das musste man ausnützen, kam nicht oft vor, und nun baute sie Überstunden ab, die sich ohnehin so rasch ansammelten wie die Staubflocken in ihrem Wohnzimmer.
    Ja, Zeit, herrlich viel Zeit, und also schlenderte sie durch das Einkaufszentrum von Geschäft zu Geschäft, die Rolltreppe hoch, an den Schaufenstern vorbei und dann war da plötzlich die Jacke gewesen, die Lederjacke, die sie nun nicht in ihrer Größe hatten. Dieses hellbraune Wunderding hatte sie angelacht und darum war sie durch die Tür und darum hatte sie sich in die Jeans gezwängt, denn zu ihren alten ausgebeulten Hosen hatte sie die Jacke nicht anprobieren wollen.
    Das hatte sie nun davon. Sie ging zurück in die Kabine, setzte sich auf den Hocker, öffnete vorsichtig den Reißverschluss der Jeans, genoss die wiedergewonnene Freiheit ihres Bauches und wartete. Dass die Verkäuferin wiederkommen würde. Dass sie vielleicht doch fündig geworden war. Aber Madame ließ sich Zeit.
    Egal, dachte Franza, die von außerhalb der Kabine so gut wie nicht zu sehen war, und sah sich etwas um. Es waren kaum Leute hier, was nicht verwunderte angesichts der stolzen Preise. Neben Kleidung führte der Laden auch Schmuck, Parfüms, Schuhe, alles in edler übersichtlicher Zahl ausgestellt auf einer übersichtlichen Fläche. Allmählich begann Franza sich zu langweilen und sie fragte sich, was die Verkäuferin wohl gerade tat, sich die Fingernägel polieren, in der Nase bohren, sich mit tausend Freunden auf Facebook unterhalten?
    Plötzlich öffnete sich die Ladentür, eine junge Frau trat herein, blickte sich um. Wow, dachte Franza, schicke Person, süßes Mädel. Mantel aus lila Samt, Stiefel bis übers Knie, Haare hochgesteckt, kluger gerader Blick.
    Ich kenne sie von irgendwoher, dachte Franza, woher kenne ich sie, und ließ aus alter Gewohnheit die Verbrecherkartei an ihrem inneren Auge vorbeilaufen. Gleichzeitig schalt sie sich kopfschüttelnd und leise lachend eine Idiotin, denn was hätte eine junge Frau wie diese zwischen den harten Jungs verloren?
    Obwohl … Erstaunt beobachtete Franza sie und wurde mit jeder Sekunde unruhiger.
    Voller Begierde schien die junge Frau plötzlich zu sein, der Samt des Mantels vor Anspannung zu glühen. Es war, als wittere sie in die Luft, als wolle sie erspüren, ob Gefahr drohe, vorsichtig wandte sie den Kopf nach beiden Seiten. Rasch duckte Franza sich in ihren toten Winkel, um nicht gesehen zu werden.
    Es waren Parfüms, edle kleine Glitzerflakons, die die Aufmerksamkeit des Mädchens erregten. Franza sah, wie die Hände über den Fläschchen schwebten, eine ewige Sekunde lang, dann griffen sie zu. Ein letzter rascher Blick flog durch den Laden, dann schien die junge Frau sich sicher zu fühlen und der Flakon verschwand in den Tiefen ihrer Handtasche.
    Franza saß auf dem Hocker, ein bisschen erstarrt, ein bisschen amüsiert, ein bisschen erstaunt. Einer kleinen Taschendiebin war sie also auf die Schliche gekommen, einer kleinen Kleptomanin, denn so, wie die sich benommen hatte, hatte das sehr nach Zwang ausgesehen, nach Wiederholung. Ja, dachte Franza, Wiederholung, Zwang, und dann hörte sie das Klicken der Tür, das Mädchen war gegangen, wie sie gekommen war, leise, unauffällig. Die Verkäuferin hingegen war immer noch verschwunden, als ahnte sie, dass die Polizei ohnehin da war.
    O.k., dachte Franza und schoss hoch, dann wollen wir mal, dann kommen wir mal unserer Pflicht nach, und spürte, wie ihr Instinkt erwachte, ungebärdig, wild, raubtierhaft. Sie hetzte los, hinter dem Mädchen her zur Tür und hinaus, im Laufen hörte sie noch die Verkäuferin schreien, was das solle, sie, Franza, trüge eine teure Designerjeans und sie, die Verkäuferin, könne doch nichts dafür, dass sie die Jacke nicht in ihrer Größe hätten, und wenn sie, Franza, nicht sofort zurückkäme, werde die Polizei gerufen.
    Als hätte die Diebin die schrille Stimme auch gehört, drehte sie sich um, sah Franza auf sich zukommen, erkannte die Gefahr, Raubtier gegen Raubtier, und sprintete los, Richtung Rolltreppe, Richtung Ausgang, Richtung Rettung. Sie war schnell, erstaunlich schnell, trotz der hochhackigen

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