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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)
Autoren: Markus Kammer
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Donner gerührt wäre, wenn ich dich sehe“, sagte sie schnell, „aber durch Gaiupers Augen hast du ganz anders ausgesehen und diesen Unterschied muss ich erst mal verdauen.“
    Als sie weiterging, warf sie ihm einen Kontrollblick zu: Glaubte er jetzt, dass sie ihn anhimmelte? Nein, er sah eher besorgt aus.
    „Es ist für mich nicht vorstellbar, dass du ein Teil von ihm gewesen bist.“
    „Für mich auch nicht“, sagte sie, „aber es ist vorbei und du musst dir gar keine Gedanken darüber machen.“
    „Mache ich aber“, erwiderte er, „sehr viele sogar. Geht es dir gut?“
    „Sehr gut“, sagte sie.
    „So siehst du auch aus. Wie das blühende Leben.“
    „Für meine Verhältnisse.“
    „Vielleicht lag es an dem Jahr in Istland“, mutmaßte er. „Hast du dort normal gelebt und dich gut erholt?“
    „Ja, schon“, sagte sie und musste an Gunther-Sven denken und ihre letzte Unterhaltung. „Eine Weile hat es ganz gut geklappt.“
    „Und eine Weile später?“
    „Meine besten Freunde haben mich nicht verstanden“, sagte sie und bereute es gleich, weil es so undankbar klang. „Das war natürlich nicht ihre Schuld.“
    „Warum?“
    „Wieso warum? Wie sollten sie etwas verstehen, was ich selbst nicht verstehen konnte? Gunther-Sven dachte, ich wäre ein bisschen verrückt. Das fand er rührend und interessant. Wenn ich es genauso gesehen hätte, dann wäre ich vielleicht in Istland geblieben und dort als alte Oma gestorben, aber das ging nicht. Ich war nicht ein bisschen verrückt, sondern wahnsinnig, und ich wollte nicht gesund werden.“
    „Armer Gunther-Sven.“
    Sie schaute zu ihm hin, um zu sehen, was für ein Gesicht er machte. Tat ihm Gunther-Sven tatsächlich leid? Es sah fast so aus.
    „Ja, er hat etwas Besseres verdient und das hat er auch bekommen. Marie-Rosa war ganz wild auf ihn.“
    „Er hätte aber lieber dich gehabt.“
    „Ich weiß nicht. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt.“
    Sie erreichten die Allee, die zum Rathaus-See führte. Es waren immer noch viele Menschen unterwegs, die schöne Nacht lockte sie alle auf die Straße. Das gefiel Elsa. Es war fast, als würde sie mit Anbar ausgehen. Sie fühlte sich auch schon gar nicht mehr so unsicher.
    „Es ist nicht Gunther-Svens Art, heute die eine und morgen die andere anzubeten“, erklärte sie. „Das schätze ich an ihm. Aber übermorgen sollte er dann doch sein Herz für Marie-Rosa entdecken, damit alle glücklich sind.“
    „Da wir gerade über das Thema sprechen: Hast du dich auf die Suche nach deinem Verlobten gemacht?“
    Sie blieb stehen und warf ihm einen prüfenden Blick zu.
    „Das weißt du von Nada? Dass er mein Verlobter ist?“
    „Von wem sonst?“
    „Er will mich nie wieder heiraten. Das hat er mir erst heute gesagt.“
    „Du hast ihn also gefunden“, stellte Anbar erfreut fest.
    Sie wandte sich ab und zeigte auf die erstbeste Essensbude.
    „Du hast mir was versprochen!“
    Sie bekam alles, wonach ihr der Sinn stand: Fischbällchen in Joghurtsoße, Gemüseschnecken im Honigmantel und süße, fette Brotas mit Zimtcreme. Mit dem Essen und zwei Krügen Traubensaft setzten sie sich an einen der Tische, die am Rand des Sees aufgestellt waren.
    „Wie früher“, sagte sie hingerissen, als sie die vor sich ausgebreiteten Teller betrachtete. „Ich mache gerne Picknicks mit dir.“
    „Es ist angenehm einfach, dir eine Freude zu machen.“
    „Das erinnert mich an das, was du mal gesagt hast. Dass mich der Kirschkuchen in der Küche meiner Mutter auf Dauer nicht glücklich machen wird. Es ist leider so. Man gewöhnt sich an alles Gute und dann ist es nicht mehr ganz so gut.“
    Er trank und musterte sie über den Rand seines Bechers hinweg.
    „Was ist?“, fragte sie. „Überlegst du dir schon wieder, wie du mich am schnellsten loswirst und ins Nirgendwo verbannst? Du musst gar keine Pläne schmieden. Ich werde brav mit Niko abhauen.“
    „Wann?“
    „In ein paar Tagen.“
    „Besser morgen“, sagte er.
    „Wusste ich’s doch, dass dich das beschäftigt“, sagte sie und wandte sich ihrem Essen zu. Es schmeckte köstlich.
    „Ja, leider“, gab er zu. „Die Möwen und die Hochweltler werden einen Vertrag abschließen. Sistra steigt aus. Ich kann das nicht.“
    Das klang sehr ernst. Elsa hielt im Essen inne und fand, dass Anbar nun besonders traurig aussah. Traurig und schön.
    „Was heißt das?“, fragte sie.
    „Lass dich nicht erwischen. Von niemandem.“
    Sie schaute ihn immer noch an und fand nicht,
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