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Raban, der Held

Raban, der Held

Titel: Raban, der Held
Autoren: Joachim Masannek
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mir seine Hand.
    „Hallo, Raban!“, sagte er freundlich. „Du weißt, worum es heute hier geht?“
    Ich nickte, ich war noch viel nervöser und schüchterner als in meinem nervösesten und schüchternsten Traum.
    „Gut!“, sagte der Franz. „Dann ist es gut. Fangen wir an, oder hast du etwa doch eine Autogrammstunde erwartet?“
    Ich lief rot an und schüttelte den Kopf. Doch für mehr ließ man mir jetzt keine Zeit. Es ging schon los. Ich spielte mit Gerd Müller zusammen im Sturm. Im Mittelfeld hinter mir regierte Netzer, die Abwehr übernahm Kaiser Franz, und ins Tor ging natürlich Sepp Maier. Die anderen waren die Gegner, und laut Statistik hatten sie nicht den Hauch einer Chance. Doch wie gesagt, ich war so nervös und so schüchtern, dass es mich gar nicht gab.
    Immer wieder bekam ich den Ball. Immerhin war es mein persönlicher Test. Doch ich verstolperte ihn, stoppte ihn, wie es meine Oma nicht schlechter hinkriegen konnte, oder drosch und flog einfach über ihn weg.
    Die Fußball-Legenden sagten zuerst kein Wort. Dann beruhigten sie mich und bauten mich auf. Doch es wurde nicht besser, und schließlich begann ich, mich auf dem Platz zu verstecken. Ich wollte und konnte nicht mehr. Das war einfach zu viel. Ich überließ ihnen das Spiel, und so konnte ich zumindest zwei Halbzeiten lang die höchste Form der Fußballkunst aus nächster Nähe genießen.
    Trotzdem stand es eine Minute vor Schluss immer noch Null zu null. Da verirrte sich der Ball doch noch einmal zu mir. Ich sah Wolfgang Overath und Bertie Vogts von den Gegnern. Sie kamen direkt auf mich zu.
    Beim knisternden Höllenschlund! Was machte ich bloß?
    Ich nahm vor ihnen Reißaus. Ich floh auf unser Tor zu. Sepp Meier, der Scherzbold, wollte es zunächst gar nicht glauben. Doch dann war es leider zu spät. Ich zog ab, und das Leder passte genau in den Winkel.
    Dreifach geölte Eulenkacke! Bitte kein Eigentor! Nein!
    Da bekam der Ball im allerletzten Moment einen Drall, prallte gegen das Winkelkreuz, schoss hoch in den Himmel und wieder herab, sprang auf wie ein Flummi, zischte von Netzers Knie, ohne dass der sich bewegte, gegen Overaths Kopf, ohne dass der was dafür konnte, kam zu Hoeneß und Müller und sprang dann über Norbert Nigbur, den Ersatztorwart der Deutschen, ins Tor.
    „Potzblitz und Donnergeist!“ Ich riss die Arme hoch und stürmte über den Platz. Wir hatten gewonnen! Gewonnen durch ein Billardtor à la Raban, dem Helden! Ich umarmte alle, und während sich alle bei mir für den einzigen und Spiel entscheidenden Treffer bedankten, sah ich, wie meine Mutter und die anderen Wilden Kerle auf der Tribüne vor Freude von ihren Sitzen aufsprangen.
    Sakra-Rhinozeros-Pups! Auch sie waren zurückgekommen, als das Flutlicht aufgeflammt war. Ja, und sie hatten alles gesehen! Jetzt war ich nicht mehr der Spinner. Jetzt war ich nicht mehr verrückt. Jetzt musste sich niemand mehr für mich schämen. Potzblitz und Donnergeist!
    Da bildeten die Fußball-Legenden auch schon ihren Kreis, und der Bomber der Nation, Gerd Müller höchstpersönlich, führte mich in seine Mitte hinein.

Schwarze runde Magie
    Ich stand da und traute mich nicht, mich zu bewegen. Ich glaube, ich atmete auch nicht mehr, und überhaupt, mein Herz hörte ganz auf zu schlagen. Ich sah nur die Gesichter der Fußball-Stars um mich herum. Gerd Müller, der meine Hand losließ und in den Kreis der anderen zurücktrat, lächelte mir noch einmal zu. Dann waren sie alle ganz ernst, und dann begann der Kaiser zu sprechen.
    „Du hast gesagt, du weißt, warum du hier bist?“, fragte er jetzt schon zum zweiten Mal, und ich nickte ein ,Ja’ mit den Augen. Mehr schaffte ich nicht.
    „Okay. Dann weißt du auch, dass das hier keine Autogrammstunde ist. Das hier ist absolut ernst!“
    In diesem Moment stürzte alles auf mich ein. Ich atmete wieder. Mein Herz schlug so laut wie der Motor der Titanic bei voller Fahrt, und mein Blut rauschte mir in den Ohren, als rammte das Schiff sich gerade in den Eisberg hinein. Ich drohte schon zu ertrinken, da zog der Kaiser einen schwarzen Pappwürfel aus dem Nichts.
    Schwarz und mit ungefähr zwanzig Zentimeter Seitenlänge. Er öffnete ihn und präsentierte mir den Inhalt. Einen nachtschwarzen Fußball mit unserem Wilde Kerle -Logo darauf. Oh, Mann, das war schwarze runde Magie! So etwas Wunderbares hatte ich noch nie gesehen! Und der war für mich! Strahlend vor Glück und absolut dankbar nahm ich den Karton mit dem Wilde Fußballkerle -Ball
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