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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside
Autoren: Jeyn Roberts
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Häusern drangen die Schreie der Hetzer zu ihnen herüber. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.
    Michael holte tief Luft und tauchte unter. Eiskaltes Wasser. Er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um nicht wieder aufzutauchen.
    Er hielt den Atem an, bis er es nicht mehr ertragen konnte. Dann schob er sich langsam nach oben, streckte das Gesicht ein paar Zentimeter aus dem Wasser heraus und holte tief Luft – was allerdings bedeutete, außer Sauerstoff auch Dreck und Teile von verfaulten Blättern zu schlucken. Aber wenigstens war er unter der dicken Schicht Laub nicht zu erkennen.
    Er konnte die gedämpften Rufe der Hetzer hören, doch es dauerte nicht lange. Die Stimmen wurden leiser. Die Monster zogen weiter. Ihre Beute im Pool bemerkten sie nicht.
    Michael wartete, bis seine Finger taub waren und er seine Arme und Beine fast nicht mehr spüren konnte. Es war so kalt. Als er es nicht mehr aushielt, schob er seinen Kopf noch ein Stück höher, wischte sich Blätter und Dreck von den Augenlidern und sah sich schnell um.
    Der Garten war leer.
    Er packte Aries und zog sie mit sich nach oben. Zitternd wie Espenlaub rieb sie sich die Hände am Körper, um warm zu werden. In ihren Haaren hatten sich Blätter und Zweige verfangen. »Das nächste Mal suche ich das Versteck aus«, beschwerte sie sich mit klappernden Zähnen.
    Vorsichtig und so leise wie möglich stiegen sie aus dem Pool und blieben am Rand stehen, während sie in die Nacht hineinlauschten.
    Sie hörten Rufe vom anderen Ende der Straße, wo die Hetzer ihre Suche fortsetzten.
    Â»Los, wir gehen«, sagte Aries, die auf ihre Hände blies, in dem vergeblichen Versuch, das taube Gefühl daraus zu vertreiben. »Wenn ich an einer Lungenentzündung sterbe, komm ich als Geist zurück und besuch dich jede Nacht.«
    Er nahm ihre Finger und rieb sie zwischen seinen Händen. »Wenn wir das hier lebend überstehen, kaufe ich dir den größten und heißesten Kaffee, den du je gesehen hast.«
    Sie lächelte. »Abgemacht.«

CLEMENTINE
    Sie warteten in dem neuen sicheren Haus, im Wohnzimmer sitzend, die Waffen in der Nähe, nur für den Fall. Claude hatte die erste Wache draußen übernommen. Sie fragte sich, ob er überhaupt zurückkommen würde. Seit er mit Larisa zusammen zu ihnen gekommen war, hatte sie kaum mehr als ein paar Worte mit ihm gewechselt.
    Eve, die mit dem Kopf auf Rajs Schoß wieder eingeschlafen war, lief so viel Speichel aus dem Mund, dass sein Hosenbein schon ganz nass war.
    Eine Stunde verging.
    Clementine durchsuchte die Küchenschränke, um sich abzulenken, und fand ein paar Dosen warmer Cola. Sie gab sie an die anderen weiter. Raj trank seine mit ein paar Schlucken leer, während Joy ihre auf den Tisch stellte und trotzig anstarrte.
    Niemand sprach. Es gab nichts mehr zu sagen.
    Selbst Colin sah ohne Gameboy irgendwie verloren aus.
    Der arme Michael. Wie fühlte er sich jetzt wohl, nachdem er die Hetzer direkt zu ihrem Versteck geführt hatte? Wie hatte es einer der Hetzer wagen können, so zu tun, als wäre er ihr Bruder Heath? Und was noch merkwürdiger war: Woher um alles in der Welt wussten sie überhaupt von Heath?
    Daniel musste sie die ganze Zeit mit Informationen versorgt haben.
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Wie konnten sie jetzt noch jemandem trauen? Hetzer oder nicht, wer wusste, ob sie nicht alle zu Verrätern wurden, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab?
    Was wäre, wenn einer von ihnen bereits so etwas getan hatte? Sie musterte Colin eine Weile und sah zu, wie er seine leere Coladose zwischen den Händen zerquetschte. Sie traute ihm nicht, sie hatte ihm noch nie getraut. Trotzdem glaubte sie nicht, dass er sich die Mühe machen würde, sie zu verraten.
    Vertrauen.
    Sie würden es erst wieder lernen müssen.
    Ein leises Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Clementine sprang auf und packte ihren Baseballschläger fester, wobei sie zum hundertsten Mal bereute, Aries ihren Elektroschocker gegeben zu haben.
    Raj war als Erster an der Tür und zog den Vorhang vor dem Glas ein Stück zur Seite. Sofort entspannten sich seine Schultern. Er schob den Riegel zurück und ließ sie herein.
    Sowohl Michael als auch Aries waren bis auf die Haut durchnässt. Wasser tropfte aus ihren Haaren, in denen Blätter und Erdklumpen hingen. Sie sahen aus wie begossene
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