Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Koordinat en herumgerechnet, da werden ja wohl noch irgendwelche Protokolle oder Notizen vorhanden sein. Suchen Sie danach.«
    Krebheti ging brummend davon, zum Glück hatte er dagegen kein Argument parat gehabt, und Kuton barg das Gesicht in den Händen, massierte die Umgebung der Augenhöhlen. Als er die Hände wieder wegnahm, stand der Junge von Pashkan vor ihm.
    »Bailan«, sagte Kuton und bemühte sich, nicht zu seufzen.
    »Was gibt es?«
    Die Augen des Pashkani hatten einen feuchten Rand, wie ihm erst jetzt auffiel. »Ich gehe mit Smeeth«, sagte Bailan leise. »Ich wollte Sie bitten, die Heiligtümer an meiner Stelle zurück nach Pashkan zu bringen.«
    Wie eine Szenerie, die ein Blitz der nächtlichen Dunkelheit entrei ss t, stand es plötzlich vor Kutons innerem Auge, wie er durch die Pforte der Sucher treten würde, vor Bruder Gralat hin, der ihn mit dröhnender Ba ss stimme nach seinem Begehr fragen würde. Und wie er, Kuton, die Kapuze zurückschlagen und sich zu erkennen geben und sagen würde: Ich bringe zurück, was wir aus dem Allerheiligsten geraubt haben. Ich bitte um Vergebung und um Aufnahme in die Bruderschaft der Bewahrer.
    »Ja«, sagte er. Das war sein Weg. Das war ihm vorgezeichnet.
    »Das werde ich tun.«
    »Danke«, erwiderte Bailan und drückte ihm zum Abschied die Hand, doch davon bekam Kuton kaum etwas mit. Er roch bereits den kalten Fels der Pfortenkammer, spürte das Gewand des Novizats auf seiner Haut, sehnte sich nach einem einfachen, gehorsamen Leben in einer kargen Kammer, der Ordnung und Bewahrung des Wissens vergangener Epochen geweiht.
    Bailan stürmte die Rampe ins Unterdeck hinab, als hätte er jedes Recht, hier zu sein, marschierte in den gläsernen Verschlag des Aufsehers und verlangte ohne Umschweife, Eintausendvier zu sprechen.
    »Jetzt mal langsam, Junge«, brummte der haarige Obmann, ohne sich einen Fingerbreit aus seinem Sessel zu rühren. »Hier kann nicht jeder einfach hereinkommen und…«
    Bailan schnappte sich den Kommunikator, der auf dem Tisch lag, und streckte ihn dem Mann hin. »Mein Name ist Bailan«, sagte er. »Rufen Sie den Kommandanten an und fragen Sie ihn, ob ich kann oder nicht.«
    Das war ein Bluff. Smeeth hatte gesagt, er halte es zwar für keine gute Idee, aber wenn Bailan unbedingt darauf bestehe, könne er Eintausendvier fragen, ob sie mitkommen wolle. Blo ss war Smeeth nicht mehr Kommandant, sondern Dawill.
    »Den Kommandanten?« wiederholte der Aufseher, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt.
    »Genau.« Bailan hielt ihm das Gerät immer noch hin, und der Obmann nahm es.
    »Das sollte ich wirklich tun«, meinte er drohend.
    »Fragen Sie nach Bailan.« Das Herz schlug ihm vor Anspannung bis in den Hals.
    Der Obmann stülpte die Lippen, betrachtete abwechselnd den Jungen und den Kommunikator und zog schlie ss lich eine zerfledderte Liste hervor. »Wie war die Nummer?«
    »Eintausendvier.«
    Ein fleckiger Finger wanderte über vielfach durchgestrichene und ergänzte Einträge. »Sektor Grün. Sie putzt in den Gängen eins bis fünf.«
    Bailan mu ss te sich ein Wort des Dankes abzwingen, dann rannte er schon wieder. Sektor Grün, das waren die Versorgungsbereiche im unteren Hauptdeck, ganz hinten. Er fand sie dort, gemächlich die funkelnde Au ss enseite eines Wassertanks abwischend und sich dabei lachend mit einem anderen Tiganer unterhaltend, den Bailan noch nie gesehen hatte.
    Sie schlang die Arme um sich, während er ihr alles erklärte, und blickte immer wieder nervös den Gang hinunter, als würde sie ihm überhaupt nur mit halbem Ohr zuhören.
    »Wie stellst du dir das vor?« fragte sie, ihre Arme noch enger schlingend. »Man wird mich nicht gehen lassen.«
    »Wir fragen einfach niemanden. Du gehst mit mir zum oberen Hangar, und bis jemand etwas merkt, sind wir längst weg.«
    »Du denkst dir das so einfach.«
    »Es ist ja auch einfach.«
    Eintausendvier streckte zögernd eine Hand aus, berührte die seine. »Ich war die erste Frau für dich, Bailan. Du denkst, es ist Liebe, was du für mich empfindest, aber glaub mir, das ist es nicht. Es ist einfach Begehren. Du willst mich mitnehmen, um nicht wieder ohne die Umarmung einer Frau zu sein.«
    Darauf wu ss te Bailan nichts zu erwidern. Da ss sie sich irrte?
    Da ss es so nicht war? Sie würde es ihm nicht glauben, und wenn er ehrlich mit sich war, war er sich dessen selber nicht ganz sicher. »Aber…«, sagte er matt, »aber wenigstens würdest du frei sein.«
    »Frei? Allein mit zwei Männern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher