Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
ein böser Gott sich amüsiert?«
    Eiserne Unerbittlichkeit lag in Quests Augen. »Ich beschlo ss , mich zu verweigern. Ich beschlo ss , mich hinzusetzen und nichts mehr zu tun, einfach nichts mehr zu wollen oder zu wünschen oder auch nur zu denken, weil mein Denken blo ss eine andere Art des Planens und Strebens und Wünschens gewesen wäre.
    Also habe ich mich hingesetzt und beschlossen, absolut nichts mehr zu tun, egal was passieren würde. Ich sagte mir, da ss ich im schlimmsten Fall sterben würde, aber das würde ich sowieso.
    Und so habe ich es gemacht. Ich habe mich hingesetzt und mich geweigert, irgend etwas zu tun.«
    Es schien kalt zu werden in der weitläufigen Halle. Manch einer der Edlen raffte sein Schmuckhemd über der Brust zusammen.
    »Ihr mü ss tet tot sein«, sagte jemand skeptisch. Es war Bleek.
    »Ihr mü ss tet aufgehört haben zu atmen.«
    »Man hört nicht einfach auf zu atmen. Der Körper atmet von selber. Da ich nichts tat, tat ich auch nichts gegen das Atmen.
    Ich sa ss einfach nur da.«
    Sie blickten ihn an, den Mann, der einmal ihr Kommandant gewesen war, der dem Pantap das grö ss te und beste Schiff gestohlen und jede Untat begangen hatte, um hierher zu gelangen, die ein Kommandant nur begehen konnte. Und sie versuchten zu begreifen, da ss dieser Mann auf dem Planeten des Ursprungs all die Zeit nichts weiter getan haben sollte, als dazusitzen und zu atmen.
    Quest fuhr fort: »Ich fiel in dämmrigen Schlaf, schreckte immer wieder hoch, doch als d ie Müdigkeit übermächtig wurde, wehrte ich mich nicht mehr und sank zur Seite. Ich wei ss noch, da ss ich dachte, ich würde nun sterben, und da ss es mir gleichgültig geworden war. Aber ich bin wieder aufgewacht. Ich lag da, starrte vor mich hin, in das Gespinst der Flechten, und es war mir egal, da ss ich noch lebte. Ich wartete nicht einmal mehr auf irgend etwas. Ich hatte sogar aufgehört, mich zu verweigern.
    Ich lag nur da.« Er hob eine Hand, eine leichte Bewegung, wie ein Blatt, das im Wind segelt. »Nun, nicht nur, um genau zu sein. Nach einer Weile fiel mir ein Stein auf, rundgeschliffen und gro ss , der in einiger Entfernung im Boden steckte. Ich stand auf und ging zu diesem Stein hinüber, weil ich mich dagegenlehnen wollte. Dort sa ss ich dann und wollte nichts weiter.«
    Sie hörten plötzlich einen Unterton in seiner Stimme, voll Verhei ss ung, und horchten auf.
    »Und dann«, sagte Quest, »ist es geschehen.« Er sah sie der Reihe nach an, betrachtete ihre Gesichter, als hätte er sie noch nie gesehen oder als befürchte er, sie nie wieder zu sehen, und wolle sich deshalb genau einprägen, wie sie aussahen. Er setzte mehrmals zum Weitersprechen an, öffnete den Mund, benetzte sich die Lippen und schlo ss ihn dann wieder.
    »Was?« fragte endlich jemand. »Was ist geschehen?«
    Quest wollte antworten, doch er bewegte den Mund, als habe er die Sprache eingebü ss t. Er schlo ss die Augen, seufzte.
    »Ich wollte dort bleiben. Ich bin nur zurückgekommen, um davon zu berichten«, flüsterte er. »Aber ich kann es nicht. Es geht nicht. Es gibt keine Worte dafür.«
    »Ist Euch«, fragte ein anderer der Männer aufgeregt, »ist Euch Gott erschienen?«
    »Gott?« Quest sprach das Wort aus, als würde er es schmecken. »Nein. Ich glaube nicht. Oder vielleicht doch. Wir irren uns alle völlig, das wei ss ich jetzt. Die Wahrheit ist unfa ss bar anders, als wir denk en.« Er hustete. »Ich habe eine andere Welt gesehen. Oder ich habe diese Welt gesehen, nur mit anderen Augen. Wenn ich Euch nur sagen könnte, was ich gesehen habe! Es ist alles so viel gewaltiger, als wir es uns auch nur erträumen können. Die Wahrheit ist so wunderbar, da ss es einen umbringen kann, sie zu erfahren.«
    Urplötzlich lachte er auf, lachte, lachte laut und lauter, brüllte beinahe, bog den Kopf nach hinten und lachte derart, da ss sein ganzer Leib vibrierte. Er lachte und lachte, während sie ihn entsetzt beobachteten und jeden Augenblick damit rechneten, da ss er vor Lachen erstickte. Doch er erstickte nicht, sondern beruhigte sich wieder, fand zu einem gelösten, heiteren Lächeln zurück, wie man es auf dem Gesicht des Eftalan Quest noch niemals gesehen hatte. »Ihr werdet das nicht verstehen, aber ich mu ss es Euch doch sagen: Das Leben ist absurd. Unsere ganzen Ambitionen, unsere ganzen Enttäuschungen sind lächerlich.
    Unsere Schmerzen sind lächerlich. Sogar ich selbst«, fügte er hinzu und zuckte förmlich vor Heiterkeit, »bin absolut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher