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Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
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lächerlich.«
    »Ich glaube, ich will auch da hinunterfliegen«, entfuhr es Iostera.
    »Das könnt Ihr tun«, sagte Quest mit einem seltsam unernstem Ernst zu ihm. »Aber glaubt mir, man kann Gott nicht besuchen, eine Tasse Fiar mit ihm trinken, sich nett unterhalten und dann wieder seiner Wege gehen. Denkt daran. Dort hinabzugehen hei ss t, sein Leben einzubü ss en, ohne zu wissen, was danach kommt. Smeeth hatte recht, vor diesem Ort zu fliehen.« Alle zugleich, als hätten sie es geübt, wandten sie den Kopf und sahen den Unsterblichen an, der in einiger Entfernung gegen den Manövrierflügel des Jägers lehnte. Er erwiderte ihre Blicke mit steinerner Miene.
    »Helft mir auf«, sagte Quest und packte die Hände derer, die ihm am nächsten standen. »Ich will noch einmal durchs Schiff gehen. Meine Leute sehen.«
    Sie führten ihn zum Hangarausgang, wie er es wollte. Das Angebot eines fahrbaren Stuhls lehnte er ab, obwohl seine Schritte zunehmend unsicherer wurden. »Ich will gehen, soweit ich komme«, sagte er.
    Auf geheimen Wegen schien sich die Kunde davon, was geschehen war, im ganzen Schiff verbreitet zu haben. Jedenfalls standen, als Quest aus dem Hangar trat, Männer und Frauen entlang der Hauptgänge und bildeten ein schweigendes Spalier, durch das ihr ehemaliger Kommandant tappte, jeden von ihnen ansehend, jedem von ihnen zunickend. Vielen traten die Tränen in die Augen, als sie Quest sahen, manche schlugen die Hände vor den Mund, einige mu ss ten sich abwenden. Quest setzte Fu ss vor Fu ss , ging Schritt um Schritt, an der Hand von Iostera und Dawill, und dabei kam er ins Keuchen, als würde er einen Berg besteigen.
    Er hatte die Höhe der Kantine erreicht, als er plötzlich innehielt und sagte: »Es reicht. Weiter geht es nicht. Ich will mich setzen.«
    Sie führten ihn zu einer der Sitzbänke entlang der Wände.
    Quest lie ss sich erschöpft darauf nieder und sank halb zur Seite.
    Ringsum drängten Besatzungsmitglieder in den Raum, scharten sich in weitem Bogen um ihn, eine andächtig schweigende Versammlung von Sternfahrern aus allen Clanschaften des Reiches.
    »Smeeth?« brachte Quest mühsam heraus. »Wo ist Smeeth?«
    »Ich bin hier«, sagte der Unsterbliche und trat neben ihn.
    Quest blickte zu ihm hoch, das Gesicht eingefallen, durchscheinend beinahe. »Ich mu ss Euch danken, Smeeth«, sagte er leise. »Auch wenn Ihr nicht ermessen könnt, was Ihr für mich getan habt. Ich war einmal so eifersüchtig auf Euch, Unsterblicher, aber nun sehe ich, da ss Ihr ein armer Mensch seid.
    Ich glaube, keine Sage ist so wortwörtlich wahr wie die Legende der Zwölf.«
    Smeeth sah mit unbewegtem Gesicht auf ihn herab. Er erwiderte nichts.
    Quests Blick wanderte nun über das Rund der Mannschaft.
    Ein Schleier überzog seine Augen. »Ich kann«, sagte er mühsam, doch immer noch hatte seine Stimme jene Schärfe, die sie bei jeder Lautstärke hörbar machte, »leider nicht länger bleiben. Ich wollte Ihnen sagen, da ss es mir leid tut, in so selbstsüchtiger Weise in Ihrer aller Leben eingegriffen zu haben.
    Ich habe nur meinen Schmerz gesehen und mir nicht klargemacht, da ss jeder Mensch seinen eigenen Schmerz hat, um nichts unwichtiger als meiner. Ich bitte Sie…« Seine Lider wurden schwer, nur mit gro ss er Anstrengung hielt er sie oben.
    »Ich bitte Sie, mir zu verzeihen.«
    Dann sank er zurück, schlo ss die Augen und machte sie alle zu Zeugen jenes magischen Moments, in dem ein Mensch die Schwelle vom Leben zum Tod überschreitet.
    Nachdem die Besatzungsmitglieder an dem toten
    Kommandanten vorbeidefiliert waren, spontan und in feierlicher Stille, und nachdem man den Leichnam fortgebracht hatte, um ihn gemä ss dem Ritus für die Beisetzung vorzubereiten, befahl Smeeth, Kurs auf die Randzone der Galaxis zu nehmen. Man folgte seinem Befehl mit spürbarer Erleichterung.

 
     
    3
     
    BEI EINER NAME NLOSEN WEISSEN SONNE legten sie die Gedenkzeit ein. Die MEGATAO ging in eine weite Bahn um den jungen, ungestüm lodernden Stern, und Smeeth sprach die Abschiedsworte für den ehemaligen Kommandanten. Es herrschte tiefes Schweigen, und doch war die Trauer der Besatzung in gewisser Weise hörbar. Er war seinem Vater ein gehorsamer Sohn. Er war seiner Mutter Stolz und Erfüllung.
    »Er war den Menschen von Toyokan ein gerechter und fürsorglicher Landmeister«, betonte Smeeth eindringlich, als könne die Kraft, der Quest am Ende seines Weges begegnet war, ihn hören und als hätte sein Wort Gewicht bei ihr.
    Er
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