Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
war dem Clan der Schwemmhölzner ein aufrechter Patriarch, den Besatzungen der Schiffe, die er führte, ein unvergleichlicher Kommandant, und er war dem Pantap ein treuer Untertan.
    Dann wurde sein Leib dem Weltraum übergeben, wie es einem Sternfahrer geziemte, und seine Seele der Fürsorge seiner Ahnen anvertraut. Schluchzen und Seufzen aus dem Dunkel des Hangars begleitete den prächtig eingebundenen Leichnam auf seinem Weg in die Schleuse. Eine blendend helle Protuberanz schien ihn in Empfang nehmen zu wollen, als die Au ss enschleuse auffuhr und das kleine Bündel ins All hinausgerissen wurde.
    »Wir vermerken im Lo gbuch, da ss Eftalan Quest von Bord gegangen ist.«
    Danach verlie ss die Mannschaft den Hangar schweigend, und nur der Kreis der Edlen blieb zurück, um die neun Toten aus der Rrigg beizusetzen, mitsamt der Kühlkammern, in denen sie seit vierhundert Jahren ruhten. Hier folgte Smeeth nicht dem Ritual, vielmehr trat er an jede einzelne der Kammern, legte die Hand auf den immer noch kalten Deckel, verharrte einen Moment und nannte dann lediglich den Namen desjenigen, der darin Rettung gesucht hatte und gestorben war. Die Edlen beobachteten ihn schweigend und nahmen an, da ss diese Art der Beisetzung zu Zeiten der Republik üblich gewesen war.
    Die Kühlkammern waren zu schwer, um sie zu tragen, und so benutzte man gerichtete Schwerkraft, lie ss sie, in die Schleuse und von dort hinaus in den Weltraum schweben. Wie eine Kette aus neun dunklen Juwelen sah man sie davongleiten, auf das brennende Herz der Sonne zu.
    »Ich werde«, erklärte der Unsterbliche danach in der Zentrale,
    »das Kommando über die MEGATAO aufgeben und meinen Weg mit meinem eigenen Raumschiff fortsetzen. Da mir gemä ss Flottenstatut das Recht zusteht, meinen Nachfolger im Kommando zu bestimmen«, er blickte in die Runde des Führungsstabes, ausdruckslos, aber von jener nahezu magnetis chen Autorität umgeben, die nic ht einmal den Gedanken an Widerspruch aufkommen lie ss , »ernenne ich hiermit den Freien Dawill zum Kommandanten der MEGATAO, zum Wohle des Schiffs und des Reiches. Und zum Lobe des Pantap natürlich«, fügte er hinzu, aber es klang nicht gerade so, als wäre es ihm ernst damit.
    Muntaks Unterkiefer sank herab, doch er sagte nichts. Die anderen nickten.
    Smeeth griff in den Ausschnitt seines Langhemdes, zog die Schulterkette heraus und löste sie. Zusammen mit dem daran hängenden Schlüssel reichte er sie Dawill, der beides einigerma ss en fassungslos entgegennahm. »Erhabener Kommandant«, sagte der Unsterbliche dann und neigte den Kopf, so formvollendet, wie es die meisten Sternfahrer höchstens bei der Akademieprüfung schafften, »ich höre und folge.«
    Diesmal beeilten sich die Edlen, es ihm gleichzutun.
    Noch ein Problem. Noch jemand, der Rat und Weisung von ihm erwartete. Tennant Kuton starrte auf den Archivschirm, ohne wirklich etwas zu sehen, und fühlte sich einfach nur müde.
    »Es existiert nicht einmal ein Zugriffsvermerk«, plapperte Tennant Krebheti weiter, als gäbe es keine anderen Probleme, als seien sie nicht in einer fremden Galaxis, ohne zu wissen, was Zuhause im Reich geschah, als wäre nicht gerade der Kommandant gestorben, der sie hierher geführt hatte.
    Kuton blinzelte, konzentrierte seinen Blick mühsam auf das Problem. Leere Stellen, wo Zahlen hätten stehen müssen. »Hei ss t das, die Koordinaten sind gelöscht worden?«
    »Als wären sie nie gespeichert gewesen.«
    »Die Koordinaten des Planeten des Ursprungs?«
    »Im Grunde vö llig unmöglich.«
    Dem Leiter der Wissenschaftlichen Abteilungen hatte eine ähnliche Bemerkung auf der Zunge gelegen. Doch irgendwie war dieses Problem gerade ein Problem zuviel. »Fragen Sie in der Zentrale nach«, meinte Kuton unleidig. »Der Erste Navigator soll die Koordinaten noch einmal heruntergeben.«
    »Ähm«, machte Tennant Krebheti, ein schmaler, staubgrauer Mann mit bronzenen Augen, der dazu neigte, alles nervös zu zernagen, was er in die Finger bekam. »Der Edle Felmori hat bei uns angefragt. Das habe ic h Ihnen, glaube ich, vorhin schon gesagt.«
    »Felmori hat bei uns angefragt?«
    »Wenn ich ihn richtig verstanden habe, glaubt er, da ss er die Koordinaten versehentlich gelöscht hat.«
    »Ah.« Kuton ahnte vage, da ss er es nicht mit einer der üblichen nebensächlichen Angelegenheiten zu tun hatte.
    Dennoch brauchte er erst einmal einen Moment Ruhe, um seine Gedanken zu ordnen. »Na schön. An die zehn Leute haben tagelang an diesen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher