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Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
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ahnungslos konnte doch niemand sein, oder? Zuerst würden sie ihr nach und nach alle lästigen Arbeiten aufbürden, das Putzen und Wasche n und so weiter, alles eben, wofür es keine Maschinen gab. Weil sie eben immer die Niedere bleiben würde. Und früher oder später würden sie sie sich teilen, würden sie zu zweit beschlafen.
    War doch klar. Hatte sie doch alles bereits so oder ähnlich erlebt. Wie war es denn gewesen damals auf dem Frachter, fünf Freie Besatzung, alles Männer, drei Niedere im Unterdeck, alles Frauen? Freiwild waren sie gewesen.
    Sie betrachtete ihr Gesicht, Eawas Gesicht, schmaler und schlanker als in Wirklichkeit, weil der Tank gekrümmt war. Da ss sie ihm ihren Namen gesagt hatte…
    Klar, da ss er sich verliebt hatte. Ein unerfahrener Junge, aus einem Orden stammend, nichts erlebt in seinem kurzen Leben.
    Da war sie nicht fair gewesen. Er hatte ihr gefallen, sonst hätte sie es nicht gemacht, doch die Hauptsache war natürlich gewesen, da ss sie einen von oben hatte mitbringen können. Die anderen Frauen waren geplatzt vor Neid, und dem ekligen Neunhundertdreiunddrei ss ig, der sich unbeirrbar für ein Geschenk des Himmels an die Frauen von Tiga hielt, hatte sie es auch gezeigt.
    Eawas Gesicht war schön. Eawas Augen flossen über von Tränen, wieso?
    Weil er ihr Herz angerührt hatte, der verdammte Kerl. Weil er die hohe, feste Mauer eingerissen hatte, die sie in vielen harten Jahren errichtet hatte. Weil er sie geliebt hatte mit all der Unschuld, wie sie nur ein junges Herz aufbringt, das noch niemals verletzt wurde.
    Und weil sie ihn zurückgewiesen hatte.
    Sie lie ss den Lappen fallen und begann zu rennen. Rannte hinaus auf den Hauptgang und nach vorn, hörte nicht auf die Schreie hinter sich, rannte nur, vielleicht war es noch nicht zu spät, rannte und hielt Ausschau nach Wegweisern, eine Treppe führte abwärts, was sie wunderte, aber sie nahm sie, drei Stufen auf einmal, und tatsächlich, da waren die rotwei ss en Markierungen, war eine Sicherheitsschleuse, aber geschlossen.
    Sie hieb auf die Öffnertaste, doch nichts rührte sich. Sie hieb noch einmal darauf, schluchzte, hieb noch einmal und noch einmal, und plötzlich packte sie jemand bei den Schultern und zog sie sanft fort. »Sie können da jetzt nicht hinein. Wir haben Vakuum.«
    »Vakuum?« echote sie und sah in ein weiches, freundliches Gesicht, ohne zu verstehen. Ohne verstehen zu wollen .
    »Vorhin ist das Raumschiff des ehemaligen Kommandanten gestartet, Smeeth. Und jetzt verlegen wir das Beiboot aus dem Stirnhangar zurück.«
    »Es ist gestartet.« Ein Schmerz, von dem sie nicht geglaubt hatte, da ss er noch in ihr sein könnte, zerkrampfte ihr die Eingeweide, ri ss an ihrem Herzen, trieb ihr die Luft aus dem Leib. »Ich verstehe.«
    Eawa wandte sich ab und ging den Weg zurück, den sie gekommen war, ihrer Strafe entgegen und dem Schmerz ihrer Erinnerungen.
    Der junge Werkstattmann Adern sah der Tiganerin wie gebannt nach. Sie schien unendlich traurig zu sein, wie sie so davonging, und am liebsten wäre er ihr hinterher gelaufen, um sie zu trösten.
    Dawill sa ss , endlich, im Sessel des Kommandanten. Einst war er überzeugt gewesen, der glücklichste Mensch des Universums zu sein an jenem Tag, an dem er in diesem Sessel Platz nehmen würde. Doch nun mu ss te er feststellen, da ss mit dem Wechsel der Position nur die Art der Qualen gewechselt hatte, nicht die Tatsache des Gequältseins an sich.
    Sie verfolgten den Anflug der Rrigg auf den Eintauchpunkt, den die MEGATAO für das Schiff des Unsterblichen berechnet hatte. Dessen letzte Worte waren es, die Dawill nicht aus dem Kopf gingen.
    Ab und zu - sehr selten - begegne ich einem Menschen, der imstande ist, einen Rat von jemandem wie mir anzunehmen. Sie, Kommandant Dawill, halte ich für so einen Menschen.
    Er hatte sich geschmeichelt gefühlt. Endlich anerkannt. Und hatte er sich nicht einen Moment zuvor noch gewünscht, den Rat Smeeths weiterhin einholen zu können?
    Das Reich des Sternenkaisers umspannt mehrere Galaxien, und es ist eine einzige Militärmaschine. Es gibt keine Kunst in diesem Reich, keinen Gesang, nichts Schönes oder Lebenswertes. Es gibt nur Waffen und Kriegsgerät, und alles ist einem einzigen Ziel unterworfen, der Eroberung.
    Das Hochgefühl, das ihn bis zu diesem Augenblick noch immer getragen hatte, war der Erinnerung an die Ortersignale gewichen, die sie kurz vor dem gro ss en Sprung aufgefangen hatten. Der Beginn der Invasion,
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