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Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
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an Bord eines winzigen Schiffs, von dem niemand wei ss , wohin es fliegt? Sei kein Narr, Bailan. Selbst du mü ss test wissen, worauf es hinauslaufen würde.«
    Er blickte sie an, ihre funkelnden Augen, ihr wunderbares Gesicht und wünschte sich, diesen Moment in seiner Erinnerung für alle Zeiten bewahren zu können. Er schluckte, fühlte seine Schultern mutlos herabsinken. »Dann hei ss t es, Abschied nehmen«, meinte er leise.
    Sie nickte. »Leb wohl, Bailan. Denk manchmal an mich.«
    »Bestimmt«, versprach er heiser.
    Nun umarmte sie ihn endlich, ein bi ss chen nur, aber sie umarmte ihn, kü ss te ihn auf die S tirn, und dann standen sie eine Weile schweigend da. Bailan saugte ihren Geruch, den Duft ihres Haares, die Wärme ihrer Haut in sich auf und versuchte zu vergessen, da ss sie einander wieder loslassen würden. »Ich würde«, flüsterte er, »gern an dich denken mit deinem wirklichen Namen.«
    Sie sah ihn an, fast erschrocken, blinzelte, als müsse sie Tränen vertreiben. »Eawa«, sagte sie leise. »Mein Name ist Eawa.«
    »Eawa«, wiederholte Bailan andächtig. »Ich werde dich nie vergessen, Eawa.«
    »Ich dich auch nicht, Bailan«, erwiderte sie. Täuschte er sich, oder hatte sich da ein Zittern in ihre Stimme geschlichen? »Geh jetzt«, fuhr sie rauh fort. »Man soll Abschiede nicht so lang hinziehen, da ss einem die Tränen kommen.«
    Dann lie ss sie ihn los, gab ihm noch einen kleinen Schubs, drehte sich um und ging zurück in den Gang, zurück an ihre Arbeit, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Dawill war überrascht, welchen Eindruck geballter Kraft die Rrigg machte, startbereit und mit aktivierten Feldschirmen in den energetischen Verankerungen ruhend. Ein leises Summen erfüllte den Hangar, aber was für eines, vielstimmig, jede Faser des menschlichen Körpers anrührend, mächtig.
    Der Mann, der ihm den Traum seines Lebens erfüllt hatte, wartete am unteren Ende der Rampe auf ihn. Und obwohl inzwischen so viel geschehen war, hatte Smeeth sich nicht ein bi ss chen verändert seit jenem Moment, als er ihnen aus dem geborgenen Wrack entgegengetreten war.
    »Hat es noch Einwände dagegen gegeben, da ss Sie die Gemächer des Kommandanten bezogen haben?« wollte er wissen.
    Muntak hatte geschnaubt. Hun ot gab sich indigniert. Felmori hatte sich im Speiseraum demonstrativ weggesetzt. »Nein«, sagte Dawill. Damit würde er fertig werden.
    Smeeth nickte mit dünnem Lächeln, als glaube er ihm kein Wort.
    »Ich wei ss natürlich nicht, was passiert, wenn sie dahinterkommen, da ss Sie keineswegs das Recht hatten, mich als Kommandanten einzusetzen«, fügte Dawill hinzu.
    Smeeth lächelte immer noch. »Dazu mü ss ten sie das Flottenstatut lesen. Alle achttausend Artikel.« Er schüttelte den Kopf. »Diese Gefahr ist, glaube ich, vernachlässigbar gering.«
    Hinter ihm öffnete sich zischend das Mannschott. Dawill drehte sich um und sah Bailan mit gesenktem Haupt hereinkommen. Der Junge lie ss sich verabschieden und alles Gute wünschen, schien aber mit den Gedanken woanders zu sein, trollte sich schlie ss lich die Rampe hinauf und verschwand im Schiff.
    »Er wollte Ihnen ein Besatzungsmitglied entführen«, erklärte Smeeth. »Eine Niedere. Aber anscheinend war die Liebe nicht gro ss genug.«
    »Allerhand«, meinte Dawill verblüfft.
    »Er wird darüber hinwegkommen.«
    Plötzlich bedauerte Dawill es, da ss der Unsterbliche ging. Es hätte ihn beruhigt, einen Menschen wie ihn in der Nähe zu haben, den Rat von jemandem einholen zu können, der alles wu ss te, was Menschen wissen können, und alles schon einmal erlebt hatte in seinem unerme ss lichen Leben. »Was werden Sie tun?« fragte er und kam sich im selben Moment töricht vor.
    Vermutlich kannte Smeeth Menschenreiche, von denen sie noch nie etwas gehört hatten.
    »Machen Sie s ich um uns keine Sorgen«, erwiderte der Unsterbliche ruhig. »Die viel interessantere Frage ist, was Sie tun werden.«
    Eawa. Da ss sie ihm diesen Namen genannt hatte, den niemand hier an Bord kannte, unter dem sie selber nicht mehr von sich dachte, mit dem sie niemand mehr gerufen hatte, seit ihre Mutter gestorben war…
    Sie wischte über den Wassertank, an dem es längst nichts mehr zu wischen gab, aber es war so ruhig und bequem, hier zu stehen und mit dem weichen Lappen die immer gleichen Bewegungen zu machen. Sich in dem spiegelblanken Metall zu betrachten. Eawas Gesicht zu betrachten. Eawas Augen. Eawas Haar.
    Zu dritt in einem Raumschiff. Also wirklich. So
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