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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht
Autoren: Martin Calsow
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Spinnt ihr? Wir haben hier gerade etwas gehört.«
    Es waren der Bürgermeister von Kreuth und der Polizeichef aus Bad Wiessee, die keine Zweifel an ihrer Anweisung ließen. Man solle bei Tageslicht und somit sicheren Konditionen fortfahren. Jetzt sei die Suche unverantwortlich.
    Das war ein Novum. Normalerweise überließ die Zentrale solche Einschätzungen dem Einsatzführer vor Ort.
    Heilingbrunner drehte sich um, gab zornig, aber dennoch pflichtbewusst den Befehl zur Rückkehr. Als der letzte seiner Kameraden wieder auf Höhe von Siebenhütten war, horchte er noch einmal. Er kniete sich zu seinem Hund, drückte dessen Kopf nah an seinen eigenen und flüsterte. Der Hund sprang los und hechtete über die Eisfläche. Heilingbrunner hörte, wie einer seiner Leute nach ihm rief.
    »Los, Max Quercher, zeig dich«, flüsterte er.
    Der Hund lief bellend kreuz und quer über die Fläche, fand aber nichts. Heilingbrunner hob die Hand, um den Männern zu signalisieren, dass er jetzt auch umkehren würde. Er pfiff, um seinen Hund zurückzubeordern. Aber der war stehen geblieben und scharrte im Schnee. Heilingbrunner sah, wie das eben noch auf dem Feld stehende Tier plötzlich in einem Loch verschwand, und rannte los. Das war nicht ungefährlich, weil sich in dem Lawinenfeld auch tiefe Spalten befinden konnten. Prompt sackte er bis zur Hüfte in den Schnee.
    Als Heilingbrunner sich zu befreien versuchte, sah er ihn. Ein brauner Hund, mit einer langen Schnauze, Pluto aus dem Disney-Comic wie aus dem Gesicht geschnitten, krabbelte zusammen mit seinem Australian Shepherd aus dem Loch empor und kläffte laut. Wie zwei Angeber standen die Tiere im Mondlicht und bellten in seine Richtung.
    Heilingbrunner war der Erste, der sich von einem schnell aufgebauten Dreibein aus mit einer Seilwinde zu Quercher hinabließ. Mit einer kleinen Schaufel grub er den Schnee um ihn herum beiseite. Quercher hatte die Augen geschlossen. Heilingbrunner sprach ihn an und beugte sich dicht über sein Gesicht. Dann, nach quälenden Sekunden, öffnete Quercher die Augen, erkannte Franz Heilingbrunner und lächelte.
    Wenig später ließen die Rettungstrupps eine Eisentrage mit Gurten und großen Wärmeplanen herunter. Noch ehe sich weitere Helfer in den Keller hinabließen, griff Quercher nach Heilingbrunners Jacke und zog ihn zu sich. Die Männer an der Seilwinde sahen, dass ihr Chef grinste, als er Quercher zuhörte. Es schien so, als ob Quercher Franz Heilingbrunner zum Dank etwas zustecken würde. Aber das konnte auch eine Täuschung sein.
    Auf der Trage wurde Quercher von einem Schneemobil hinab ins Tal gebracht. Aus Gmund war ein Rettungshubschrauber gekommen und auf dem Parkplatz nahe dem CSU-Tagungsgebäude gelandet. Ein Notarzt untersuchte Quercher, drehte sich zu den zwei Männern in schwarzer Uniform und Sturmmasken um und nickte. Kaum hatte der Hubschrauber seine Fracht aufgenommen, klickten an Querchers Arm die Handschellen. Und während er in die Luft emporstieg, wurde Quercher klar, dass er jetzt nur noch auf die Integrität seines Haschischfreundes und Bergwachtlers Heilingbrunner setzen konnte.

Kapitel 45
    Bad Wiessee, Donnerstag, 21.   12., 07.32   Uhr
    Noch immer wollte es nicht Tag werden. Pollingers Augen tränten vor Müdigkeit. Er hatte zwei Opern gehört. Seine Ohren klingelten. In seinem Magen brannte ein Höllenfeuer. Erst war er erleichtert gewesen. Quercher lebte. Sie hatten ihn bereits vor dem Anruf der Amerikanerin gefunden. Noch hatte er keinem der Anwesenden von dem Telefonat erzählte. Er wollte noch ein Ass im Ärmel behalten. Aber dann war er in Agonie verfallen. Was würde passieren, wenn Quercher keine Beweise hatte?
    Vor der Wandelhalle waren mittlerweile mehrere Wagen diverser TV-Sender aufgefahren. Jemand hatte geplaudert. Die Zutaten für eine große Geschichte lagen auf der Hand: mehrere Leichen, eine aus Geheimdienstkreisen, zudem die größte Lawine seit Langem hier in der Gegend. Einige Reporter hatten das herbeigerufene SEK identifiziert. Überall wurden gleißende Kamerascheinwerfer aufgebaut, vor die sich müde und unerfahrene Journalisten stellten und Sinnloses stammelten. Das Biest wollte gefüttert werden.
    Pollinger trug noch seine großen Kopfhörer. Er drehte sich um, sah in den Raum und sein Blick blieb bei einer Gruppe um Picker hängen. Der stand mit Straßberger, Brunner und dem Typen vom BKA zusammen. Ab und an sahen sie zu ihm herüber, schüttelten den Kopf.
    Quercher hatte noch im
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