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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
Autoren: Nina Puri
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öddeligen Frühstückspensionen ( B&Bs) mit Nylonbettlaken, rationiertem Heißwasser und grimmiger Wirtin ( landlady) nächtigen kann, ist schier endlos.
    Als absolute Luxus-Urlaubsregion gilt North Cornwall, obwohl es da außer langweiligen cottages nichts und wieder nichts gibt. Warum die Ecke trotzdem bei betuchteren Engländern so beliebt ist? Ganz einfach: Seit Richard Beeching, seines Zeichens ehemaliger Vorsitzender der British Railways, diverse Bahnlinien stillgelegt hat – diesen Akt nannte man im Volksmund auch „Beeching-Axt“ –, kommt die working class nicht mehr dorthin.
    Englandreisende werden folgende Redewendungen als hilfreich empfinden:
    Does it always rain that much? – „Regnet es immer so viel?“
    Do you also have fleece-lined flipflops? – „ Haben Sie auch mit Vlies gefütterte Strandlatschen?“
    Is that a jellyfish or a plastic bag? – „Ist das eine Qualle oder eine Plastiktüte?“
    Nicht alle Engländer zieht es ans Meer. Für viele Familien aus der upper middle und upper class ist es zum Beispiel ein unvergleichliches Sommervergnügen, sich in einem heruntergekommenen Landsitz ohne Zentralheizung und voller schimmliger alter Bücher einzumieten. Von da aus lassen sich besonders bei sintflutartigen Regengüssen unvergessliche Wanderungen (hikes) durch sumpfige Kuhweiden und Schwärme von Mücken machen. Ganz nach dem Vorbild der Royal Family, die mehrmals im Jahr mit Gummistiefeln, Tweedjacketts und Corgis bewaffnet ins abgeschiedene Balmoral pilgert.
    Ein neuerer Trend unter hippen middle class -Engländern heißt Glamping , kurz für Glamour-Camping , die Luxus-Variante von Campingurlaub. Dabei nächtigt man nicht wie Otto Normalverbraucher (Joe Public) in stinknormalen Wohnwagen oder Zelten, sondern in Jurten, Tipis und Baumhäusern und isst zum Entsetzen seiner Kinder nicht leckere baked beans auf Toast, sondern Delikatessen wie in Tang gewickelten Fisch. Statt Volleyballplätzen und Tischtennisplatten gibt es eine Stelle am Bach, bei der man sich in Kuhfladen setzen und von Stechfliegen angreifen lassen kann.
    Nicht wenige Engländer steuern übrigens Deutschland als Urlaubsziel an. Und das, obwohl englische Reiseführer ausdrücklich vor den unfreundlichen Deutschen warnen: Furchtbar behaart seien sie, würden ständig splitternackt durch die Gegend spazieren, und ihre Autos dürfe man auf keinen Fall anfassen – nur anbeten.
    Natürlich gibt es in England nicht nur Ferien, sondern etliche Feiertage, sogenannte bank holidays – abgeleitet von holy days, „heilige Tage“. Nur wenige Engländer wissen genau, was es mit denen eigentlich auf sich hat. Das liegt daran, dass Engländer von jeher mit Religion nicht so viel am Hut haben. So entschied die Regierung irgendwann, dass die Römisch Katholische Kirche mit ihrem Erbsündengehabe nicht der wahre Jakob ist und erfand einfach ihre eigene Religion: Die Church of England, kurz C of E., e ine prima Kirche für Leute , die Religion zwar ganz nett finden, aber Sonntags im Zweifel lieber Shoppen gehen als Kirchenlieder singen. Freie Tage verbringen Engländer auch gern mit Werkeln an Haus und Garten – ein Umstand, der zur Folge hat, dass diese traditionell zu sehr arbeitsreichen Tagen für Erste-Hilfe-Sanitäter und Ärzte in den örtlichen Notaufnahme-Kliniken macht.
    Hier die wichtigsten jährlichen Anlässe zum Feiern:
    1. Januar, New Year’s Day: An diesem Tag kurieren die meisten Engländer ihren Silvester-Kater aus, bereuen die am Vorabend leichtfertig gefassten guten Vorsätze und stellen sich schon mal in die Schlange für den beginnenden Winter Sale , den „Winterschlussverkauf“.
    14. Februar, Valentinstag: An diesem Tag wird der Schutzheilige des Kartenherstellers Hallmark geehrt. Wer trotz der ganzen Herzen und Luftballons in allen Schaufenstern an diesem Tag von seinem Partner vergessen wurde, darf den ganzen Tag schmollen. Wer dank elektronischer Terminerinnerungen an den Tag gedacht hat, schenkt einen Strauß roter Rosen. Oder, gewiefter, eine einzige rote Rose. Das ist romantischer – und vor allem viel günstiger.
    17. März, St Patrick’s Day: Der Schutzpatron des köstlichen Guiness Biers, Gott segne ihn.
    4. Sonntag der Fastenzeit, Mothers Day: An diesem Tag schenken englische Kinder ihren Müttern um 5 Uhr früh verbrannten Toast und kalten Tee und ein undefinierbares, selbst gebasteltes Irgendwas, um sie zu ehren. Die Mütter erwachsener Kinder bekommen traditionell spätabends eine etwas
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