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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
Autoren: Nina Puri
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Sicht das höchste Glück auf Erden und als gebürtiger Engländer hat man quasi den Hauptpreis im großen Lebenslotto gezogen. Kein Wunder, dass alle anderen benachteiligten Völker von Neid zerfressen sind und immer wieder versuchen, die englische Insel zu erobern oder zu infiltrieren – erfolglos natürlich! Ob spanische Armada, französische Armée oder deutsche Wehrmacht, alle sind sie an der englischen Mauer des Widerstands gescheitert. Fast wäre auch der Channel Tunnel , der Tunnel zwischen England und Frankreich an diesem Widerstand – besonders seitens der älteren Engländer – gescheitert. Immerhin konnten diese mit ihrem Gegrummel durchsetzen, dass beide Enden des Tunnels mit furchterregenden Zäunen und Elektrosperren gesichert wurden und dass der Tunnel so eng ist, dass zwischen zwei Zügen kaum eine gemeine Stubenfliege durchpasst.
    Es ist eben nach wie vor sehr englisch, allem zu misstrauen, was ausländisch ist. Auch wenn Engländer mittlerweile deutsche Autos (mit Rechtssteuerung) fahren, belgisches Bier trinken, indisches Curry und türkisches Kebab essen, sich mit schwedischen Möbeln einrichten, amerikanische Filme auf japanischen Fernsehern gucken und insgesamt eines der kulturell buntesten Völker der Welt sind, verteidigen sie leidenschaftlich alles, was english ist gegen üble und gleichmacherische europäische Einflüsse. So halten viele Engländer trotzig an ihren seltsam krummen Maßeinheiten fest – den inches, feet, yards, miles, square inhces, square feet, acres, ounces, pounds, stones, pints und gallons -, obwohl diese schon seit Jahrzehnten offiziell durch das europaweit gültige Dezimalsystem ersetzt wurden. Sie bewahren das britische Pfund tapfer vor der Verdrängung durch den bösen Euro. Sie lassen ihre Richter in seltsamen Löckchenperücken und Kostümen aus dem 15. Jahrhundert herumlaufen. Sie fahren erhobenen Haupts auf der linken Straßenseite, obwohl 80% aller weltweit gebauten Autos für das Fahren auf der rechten Straßenseite ausgelegt werden. Und sie halten stoisch zu ihrem Königshaus mit all seinen verstaubten und verschnörkelten Kutschen, Krönchen, Mäntelchen und Uniformen.
    Aber was ist denn nun, abgesehen von diesen sichtbaren und messbaren Relikten, überhaupt typically english ? Fragt man die Engländer, sagen sie: Ganz klar – englische Höflichkeit, englischer Humor, englische Toleranz, englisches fair play und englischer common sense . Seien wir ehrlich: Diese Liste an englischen Eigenschaften wäre alles andere als vollständig, wenn man nicht mit dem geschärften Blick eines Kontinentaleuropäers auch englische Sturheit, englischen Größenwahn und englische Durchgeknalltheit hinzufügen würde.
    Tatsächlich ist das Land voller Gegensätze: England hat eine der ältesten Demokratien der Welt und gleichzeitig die meisten Überwachungskameras in ganz Europa. Es hat die märchenhaftesten Moorlandschaften und zugleich die potthässlichsten Industrielandschaften, die man sich vorstellen kann. Es hat so viele Sterne-Restaurants wie Frankreich oder Italien und gleichzeitig kulinarische Unsäglichkeiten wie Pommes-Sandwichs auf der Speisekarte. Man findet hier die prunkvollsten Schlösser und Burgen sowie die lausigsten Fensterverglasungen und Wasserhähne. Es ist eine Todsünde, sich in einer Schlange vorzudrängeln, aber ganz normal, Fußballfans im falschen Trikot mit Baseballschlägern niederzuknüppeln. Schulkinder stehen in Schlips und Kragen aufgereiht bei der Morgenandacht, Urlauber mit Tatoos und Stringtangas kübeln grölend in die Gullis. England ist nicht mal halb so groß wie Deutschland, die englische Königin aber ist das Staatsoberhaupt von 16 Ländern. Unzählige Nobelpreisträger kommen aus England, aber auch die meisten verrückten Professoren. Haustiere dürfen im Bett schlafen und Kinder werden aufs Internat verfrachtet. Was ist daran englisch? Alles zusammen! Es gibt wahrscheinlich kein widersprüchlicheres Völkchen auf Erden als die Engländer.
    In einem sind sich allerdings fast alle Engländer einig, nämlich darin, dass Deutsche doof sind. Jedes Schulkind kennt die Kampfansage von Winston Churchill: „Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden auf dem Land kämpfen, wir werden in den Feldern kämpfen, wir werden in den Bergen kämpfen.“ Und viele Engländer sind davon überzeugt, dass Deutsche immer noch alle Hans und Helga heißen, stechschrittartig in Lederhosen und Dirndl durch die Gegend gehen und dabei fortwährend
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